Christus hatte nun seinen heiligen Leichnam und sein theures Blut seinen Jüngern, dem Judas sowohl, als den Andern gegeben; dennoch mochte er ihn nicht mit seiner süßen Lehre, noch mit seiner Demüthigkeit belehren. Darum ward der Herr schwer betrübt und klagte seinen Jüngern und sprach zu ihnen: „Ich sage euch wahrlich, es ist Einer unter euch, der des Menschen Sohn verrathen hat zum Tode, daß geschieht, wie von ihm geschrieben steht. Wehe aber Dem, der des Menschen Kind verrathen hat; es wäre ihm besser, daß er nie geboren wäre.“
Dieser Rede erschracken die Jünger und sahe der Eine den Andern an. Da dieß der Herr merkte, so sagte er: „Welcher mit mir in die Schüssel greift, der ist’s, der mich verrathen hat.“ Da winkte Petrus dem Johannes, daß er den Herrn heimlich fragen sollte, wer dieser wäre. Da fragte Johannes den Herrn heimlich und sprach: „Herr, wer ist’s, der dich verrathen hat?“ Der Herr antwortete ihm und sprach: „Wem ich das eingetunkte Brod gebe, der ist’s.“ Und er nahm ein Brod, tunkte es ein und gab es dem Judas und sprach: „Was du thun willst, das thue bald.“ An diesen Worten vernahm Judas, daß der Herr seine Verrätherei wußte, und er besorgte, daß er ihn offenbaren würde, und wurde böser denn zuvor. Und als ihm der Herr das Brod gab, da fuhr der Teufel in ihn. Und Judas
Franz Joseph Holzwarth: Passionsbilder. Franz Kirchheim, Mainz 1856, Seite 32. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Holzwarth_Passionsbilder.djvu/38&oldid=- (Version vom 1.8.2018)