Hier spricht Sanct Bernhard: O Maria, wie empfiehlst du das Lamm dem Wolf. Du wußtest nicht, daß der ungetreue Mann deinen Sohn in die Hände der Juden gegeben!
Zu einem Zeichen der Liebe setzte der Herr den Judas desselbigen Abends zwischen sich und seine heilige Mutter.
Du unseliges Mittel, das da zwischen deinem Sohne und dir Maria saß!
Als nun an diesem Mittwoch das Abendessen geschah, lehrte Christus vor seiner Mutter und seinen Jüngern und sagte ihnen ordentlich nach einander seine Marter und seinen Tod, und verlängerte die Rede bis nahe zur Mitternacht. Darnach begab er sich zum Gebet und rief den Vater an bis an den Tag.
Als nun der Tag anbrach, schickte sich der Herr an auf den Weg gen Jerusalem. Er rief dem heil. Petrus und Johannes und sprach zu ihnen: „Gehet und bereitet uns das Abendessen der österlichen Speise!“
Darnach rief er seiner süßen Mutter und nahm Urlaub von ihr. Und Maria die Jungfrau fiel in große Schmerzen und ging zu dem Herrn mit heißen Zähren und führte ihn ein wenig weg von den Jüngern und hub an also bitterlich zu weinen, daß der Herr von ihrem Weinen zu Trauern und Mitleiden bewegt wurde. Sie sprach:
„Mein herzallerliebster Sohn! Siehe an, meine Seele ist verwundet bis in den Tod! Sieh’ an mein
Franz Joseph Holzwarth: Passionsbilder. Franz Kirchheim, Mainz 1856, Seite 21. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Holzwarth_Passionsbilder.djvu/27&oldid=- (Version vom 1.8.2018)