von den Brüdern Josephs, da sie ihn nach Aegypten verkauften, bis an den König Salomo. Dieser gab dasselbige Geld in den Tempel, wie die Lehrer sprechen.
Als Judas das gute Geld ansah, da ward er gar froh und sprach:
„Höret mich! Ich habe euch verheißen, den Menschen zu übergeben, daß will ich auch halten. Ich will mit eurem Volk und euren Dienern gehen und will sie führen, daß sie ihn leicht fahen und greifen. Ich will ihnen ein Zeichen geben. Welchen ich küsse, denselben sollen sie anfallen, wenn er aber entkommt, so soll mir mein Geld dennoch bleiben.“
Hier spricht ein großer Lehrer also: O du schnöder Kaufmann! Wie gar um ein schnödes und leichtes Geld gibst die deinen Meister hin, meinen lieben Herrn, der dich gemacht hat zu einem Schaffner unter seinen Jüngern und zu einem Zwölfboten, der sich und das Leben der Seinen dir empfohlen hat!
Hier spricht Sanct Bernhard: O Mutter! hättest du das erkannt, daß dein lieber Sohn um ein solches schnödes Geld verkauft werden sollte! Du hättest vielleicht das Geld von Haus zu Haus erbettelt und hättest es dem Judas gegeben, auf daß dein lieber Sohn bei dem Leben geblieben wäre! O du böser Judas, du unseliger Schacherer! O du untreuer Dieb! Wollte dich nicht der Sohn erbarmen, dich sollte doch der Mutter erbarmt haben!
Franz Joseph Holzwarth: Passionsbilder. Franz Kirchheim, Mainz 1856, Seite 19. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Holzwarth_Passionsbilder.djvu/25&oldid=- (Version vom 1.8.2018)