habe, so darf man unter dem Kirchhof nur nicht gerade einen Gottesacker verstehen. Wie sich’s schon aus dem Worte ergibt, so ist der Kirchhof der freie, die Kirche umgebende und zu ihr gehörende Platz.
So war denn nun auch in Schwäbisch-Gmünd der Ort für die Darstellung ein Theil des Kirchhofes, jener nördliche Theil, welcher nicht zur Ruhe der Todten diente, die ihren Begräbnißort auf dem südlichen Theile des Kirchhofes hatten.
Ungefähr ein Dritttheil der Länge des Platzes war durch Schranken eingehegt. Hier standen die Teufel und andere vermummte Figuren, z. B. der Tod, als Einnehmer an den Pforten. Was draußen stand, konnte frei zuschauen, war aber auch vom Hören befreit, denn man stand zu weit von der Bühne ab. Der Preiß der Plätze war, wie es für ein heiliges Spiel nicht anders ziemte, äußerst gering. Aber man war zufrieden, wenn nur die großen Kosten gedeckt werden konnten und für die Armen unter den Mitspielenden noch ein Brosamen abfiel.
Die Zuschauer standen und saßen unter freiem Himmel, nur die Bühne war überdeckt. Auf dieser standen drei tempelartige Gebäude, deren breite Eingangsthüre durch einen Vorhang verhüllt war. Wurden diese Vorhänge zurückgezogen, so lag ein Saal vor den Augen der Zuschauer. Aber wir halten uns bei dieser Beschreibung nicht auf, da die
Franz Joseph Holzwarth: Passionsbilder. Franz Kirchheim, Mainz 1856, Seite 130. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Holzwarth_Passionsbilder.djvu/136&oldid=- (Version vom 1.8.2018)