Die Fürsten der Juden gingen zu Rath, wie sie dem Herrn und den zwei Schächern ihr Gebein zerbrächen, damit sie desto früher stürben und nicht an dem hochzeitlichen Tage vor allem Volke, das zum Feste in die Stadt strömte, hangen sollten. So brach man denn den Schächern ihr Gebein, aber als sie zu Jesu kamen und sahen, daß er todt war, brachen sie ihm seine Gebeine nicht. Aber Longinus öffnete mit seinem Speer die Seite des Herrn, und als Maria, die treue Mutter, sah, daß das allerkostbarste Blut so überflüssig daraus floß, sind ihr alle Glieder erzittert, daß sie nicht mehr stehen mochte und sie sank vor großem Herzeleid unter dem Kreuze nieder.
O meine Seele betrachte, wie die Mutter Christi mehr gelitten in ihrem Herzen als je eine Mutter leiden mag.
O wie gar theuer sind wir erlöst, und wie gar kostbar abgewaschen! Wer mag es wagen, ein Sünder zu sein?
Franz Joseph Holzwarth: Passionsbilder. Franz Kirchheim, Mainz 1856, Seite 104. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Holzwarth_Passionsbilder.djvu/110&oldid=- (Version vom 1.8.2018)