Da der Tod den ganzen Leichnam durchsucht hatte mit großen Schmerzen, da ließ der Herr Christus sein Haupt vor Wehklagen und Krankheit hängen und gab der Seele Urlaub, daß sie ausfahren mochte, und er schrie laut:
„Vater, in deine Hände befehle ich meinen Geist.“
Das Geschrei haben gehört die Chöre der Engel und sind betrübt worden.
Das Geschrei hat gehört der Tempel und der Vorhang des Tempels, der von oben bis unten zerriß.
Das geschah zu einer Bedeutung, daß Gott von den ungetreuen Juden alle Salbung der Könige und der obersten Bischöfe und Propheten genommen und ihren Bund zerrissen habe.
Das Schreien hat gehört das Erdreich und es erbebte; denn es trug gar schwer das Kreuz, daran sein Schöpfer hing.
Das Schreien haben gehört die Felsen und das Gestein; denn sie sind zerspalten zur Schande für unsere steinharten Herzen, welche kein Mitleiden mit Gottes eigenem Sohne haben.
Das Geschrei haben gehört die Gräber der Todten; denn sie haben sich aufgethan uns zu einem Zeichen, daß wir unsere Herzen aufthun sollen und reinigen durch eine lautere ganze Beicht, Reue und Genugthuung.
Franz Joseph Holzwarth: Passionsbilder. Franz Kirchheim, Mainz 1856, Seite 101. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Holzwarth_Passionsbilder.djvu/107&oldid=- (Version vom 1.8.2018)