gewesen wäre. Dieß ihr Leid that dem Herrn weher, als all’ seine eigene schmerzhafte Marter.
Das waren die drei Speere, die Joab in das Herz Absalons stach.
Selige Jungfrau Maria! wie verschlossen und heimlich hast du geredet mit deinem Sohne, und ihm zugesprochen in seinen Nöthen!
„O mein allerliebster Herr! wie gar elendiglich bist da aufgehangen.
O Herr Himmels und der Erde, nun bist du heute so arm, daß du nicht hast, wohin du dein Haupt legen magst!
O getreuer Hirt deiner Schäflein, für die du heute verschmäht und verurtheilt bist, sprich zu mir nur ein einziges tröstliches Wort!“
Der Herr sprach:
„Weib, das ist dein Sohn!“
„Johannes, nimm wahr, das ist deine Mutter!“
Zu diesen Worten schwieg die betrübte und traurige Mutter und Jungfrau Maria.
Was sollte sie sprechen; da der Schmerz und die Zäher ihr alle ihre Rede verschlossen. Und wie groß der Schmerz inwendig in ihrem Herzen war, so vergaß sie doch ihrer jungfräulichen Zucht niemals, daß sie ihre Arme ausgebreitet oder zur Erde gefallen wäre, sondern still und heilig war all’ ihr Schmerz und Jammer in ihrem keuschen und jungfräulichen Herzen verborgen.
Franz Joseph Holzwarth: Passionsbilder. Franz Kirchheim, Mainz 1856, Seite 95. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Holzwarth_Passionsbilder.djvu/101&oldid=- (Version vom 1.8.2018)