Georg Christoph Lichtenberg, Franz Kottenkamp: W. Hogarth’s Zeichnungen, nach den Originalen in Stahl gestochen | |
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the Peace, oder kurzweg Justice, oder ein Quorum mittimus[1]] und zwar eines Musters aus alter Zeit. Seiner Ehrn (His honour) ist offenbar ein Grundbesitzer, welcher den Namen zu den Akten hergibt, indem sein Schreiber (clerk) die Gesetzkenntniß für ihn ersetzt. Der Schrecken der Wilddiebe, gefallener Mädchen, Hasen, Füchse und Rebhühner, ist sicherlich ein zweiter Western[2] (den Fielding ja auch zum Friedensrichter macht), und hält Jagd und Flasche für die einzigen der Menschheit würdigen Beschäftigungen. Deßhalb heißt er auch Gunslead (Flintenblei). Wie es scheint, ist er auch für den Augenblick schon angetrunken und durchaus nicht im Stande, auf die vorgehende Handlung zu achten. Seine geistige Ausbildung wird durch die A-B-C-Bücher oder durch eine Kunst des Buchstabirens zur Genüge angedeutet, woraus seine Bibliothek besteht, und deren Titel zugleich mit dem Namen sein würdevolles Haupt gleichsam krönt (The art of spelling. Gunslead Justice).
Wie erwähnt, gibt der Friedensrichter durchaus nicht Acht auf die vorgehende Handlung. Sein Blick ist gedankenlos anders wohin gewandt, als auf das Mädchen. Die amphibische Natur dieser Schönen ist leicht zu erkennen. Der Eid ist ihr eben so gleichgültig, wie dem Richter. Der Vater ihres zu hoffenden Kindes steht hinter ihr, und flüstert ihr etwas in’s Ohr, vielleicht eine Beruhigung, oder den Namen des ehrsamen Bürgers, der als wohlhabender Mann auf den Eid des Mädchens die Ernährung des Kindes dem Kirchspiel abnehmen muß. Dieser ist ein Apotheker, wie man aus der Botanisir-Büchse erkennen kann. Seine Unschuld hoch und heilig betheuernd, hebt er die Hände empor; allein dies hilft nichts, weder vor Gericht noch vor seiner Frau. Diese Dame, welche wegen ihrer nicht sehr anziehenden Züge Grund zur Eifersucht zu besitzen glaubt, ist im Begriff, mit der einen Faust sein Gesicht zu bearbeiten, und schlägt ihm mit der andern die Botanisirbüchse
Georg Christoph Lichtenberg, Franz Kottenkamp: W. Hogarth’s Zeichnungen, nach den Originalen in Stahl gestochen. Literatur-Comptoir, Stuttgart 1840, Seite 710. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hogarth_erkl%C3%A4rt_von_Lichtenberg_(Kottenkamp_Stuttgart_1840).pdf/829&oldid=- (Version vom 29.12.2019)