Jakob Sprenger, Heinrich Institoris; J. W. R. Schmidt (Übersetzung): Der Hexenhammer | |
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Kräfte des Versuchten; und bezüglich der göttlichen Zulassung erkläre, daß Gott zuläßt, daß die Menschen nicht in Feigheit erstarren. In diesem Sinne heißt es Richter II: „Diese Völker hat Gott nicht vernichtet, daß er Israel in ihnen belehre“, und es wird dabei von den benachbarten Kananäern, Jebusiten usw. gesprochen. Ebenso läßt er zu, daß die Hussiten und andere Ketzer nicht vernichtet werden können: Daher treffen auch die Dämonen durch die Hexen die Nachbarn und Unschuldigen mit solchen zeitlichen Schädigungen, daß sie gleichsam gezwungen werden, zuerst die Hexen um Rat zu fragen und sich schließlich ihren Plänen zu unterwerfen, wie die Erfahrung uns oft gezeigt hat. Wir kennen in der Diözese Augsburg einen Wirt, dem innerhalb eines Jahres vierundzwanzig Pferde nacheinander verhext wurden. Voll Verdruß befragte seine Frau die Hexen und nach deren Rate, der keineswegs heilbringend war, bewahrte sie die später gekauften Pferde (jener war nämlich Fuhrmann) vor Behexung.
Wie viele Weiber endlich haben uns bei der Waltung des Amtes der Inquisition nicht geklagt, daß, wenn sie wegen Schädigungen der Kühe durch Hinderung des Milchens, und anderer Tiere verdächtige Hexen gefragt, auch die angebotenen Mittel genommen hätten, wenn sie nur etwas dem einen Geist hätten versprechen wollen; und wenn jene fragten, was denn zu versprechen sei, antworteten sie, das sei nur wenig, wenn sie nur den Lehren jenes Meisters zustimmten betreffs gewisser Beobachtungen zur Zeit des Gottesdienstes in der Kirche oder bei dem Beichten vor den Priestern etwas verschwiegen. Hier ist anzumerken, wie auch oben gesagt ist, daß jener Tausendkünstler mit Kleinem und Wenigem anfängt, daß sie z. B. im Augenblick der Erhebung des Leibes Christi auf die Erde spucken oder die Augen schließen, oder auch einige unnütze Worte sagen müssen, wie wir dann von einer Hexe, die noch lebt, da sie vom weltlichen Arme verteidigt wird, wissen, daß, wenn der Priester während des Meßopfers die Gemeinde mit den Worten: „Der Herr sei mit Euch“ grüßt, sie immer dabei mit einem gemeinen Ausdruck sagt: „Kehr mir die Zung im Arß umb;“ oder sie müssen bei der Beichte nach geschehener Absolution derlei vorbringen, niemals aufrichtig beichten, besonders nicht die Todsünden, und werden so allmählich zur vollständigsten Ableugnung des Glaubens und gotteslästerlicher Beichte gebracht.
Diese Art, wie auch noch manche ähnliche, wird von den Hexen gegenüber ehrbaren Matronen beobachtet, die weniger den Fleischeslüsten ergeben, sondern mehr auf geistlichen Vorteil
Jakob Sprenger, Heinrich Institoris; J. W. R. Schmidt (Übersetzung): Der Hexenhammer. Hermann Barsdorf, Berlin & Leipzig 1923 / 1489, Seite 14. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hexenhammersprenger1923.djvu/208&oldid=- (Version vom 1.8.2018)