Jakob Sprenger, Heinrich Institoris; J. W. R. Schmidt (Übersetzung): Der Hexenhammer | |
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nachdem er die genannten Mittel gebraucht, danach den Allgütigen, Allmächtigen, daß die Keuschheit des inneren Menschen auch an seinem Leibe durch Gottes Geschenk sich zeigte. Da kam der Engel Gottes in nächtlicher Vision zu ihm, und indem er gleichsam seinen Leib öffnete und aus seinen Eingeweiden ein feuriges Fleischstück herausholte, sagte er, indem er alle inneren Teile wieder an ihren Ort brachte: ‚Siehe, hier ist der Stachel deines Fleisches abgeschnitten; wisse, daß du mit dem heutigen Tage beständige Keuschheit des Fleisches erlangt hast nach deinem Gebete, da du batest, du möchtest nicht einmal durch die natürliche Bewegung, die auch bei den Kleinen und Säuglingen erregt wird, gepeinigt sein‘.“
So erzählt auch S. Gregor. dial. 1. von dem Abte S. Equitius: „Als diesen zur Zeit seiner Jugend der scharfe Kampf mit den Lockungen des Fleisches ermüdete, machten ihn eben diese seine Aengstigungen bei der Versuchung lässig zum Gebete; und da er durch fortwährende Bitten ein Heilmittel vom Allmächtigen erflehte, sah er in einer Nacht, wie ein Engel neben ihm stand und ihn zum Eunuchen machte; und bei dessen Erscheinung dünkte es ihn, daß er alle Bewegung aus den Genitalien abschnitt; und seit der Zeit war er der Versuchung so ledig, als ob er gar kein Geschlecht im Leibe hätte.“[WS 1] Siehe, welcher Segen des Keuschmachens! Weil er nun auf seine Tugend mit Gottes Hilfe Vertrauen hatte, leitete er später die Frauen, wie er früher die Männer geleitet hatte.
In den Lebensbeschreibungen der heiligen Väter, die der hochreligiöse S. Heraclides in dem Buche, das er Paradisus nennt, gesammelt hat, erwähnt er einen heiligen Vater und Mönch, den er Helias nennt. Dieser vereinigte aus Erbarmen dreihundert Frauen im Kloster und war ihr Leiter. Aber nach zwei Jahren, als er schon 35 Jahre zählte, ward er vom Fleische versucht und floh in die Wüste, wo er zwei Tage fastete, betete und sprach: „Herr mein Gott, töte mich, oder befreie mich von dieser Versuchung.“ Am Abend also überfiel ihn der Schlaf, und er sah drei Engel zu sich kommen, die ihn fragten, warum er aus dem Kloster der Jungfrauen geflohen wäre; und als er aus Ehrfurcht nicht zu antworten wagte, sagten die Engel: „Wenn du befreit werden wirst, willst du dann zurückkehren und die Sorge um die Frauen übernehmen?“ Er antwortete: „Gern.“ Da nahmen sie den Eid darauf entgegen, den sie gefordert hatten und machten ihn zum Eunuchen. Denn der eine Engel schien ihm die Hände, der zweite die Füße, der dritte seine Testikeln abzuschneiden: Nicht daß es wirklich so war, sondern es schien so zu sein; und als sie fragten, ob er das
- ↑ Vorlage: hätte. (ohne Anführungszeichen)
Jakob Sprenger, Heinrich Institoris; J. W. R. Schmidt (Übersetzung): Der Hexenhammer. Hermann Barsdorf, Berlin & Leipzig 1923 / 1489, Seite 9. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hexenhammersprenger1923.djvu/203&oldid=- (Version vom 1.8.2018)