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Seite:Hermann von Bezzel - Die Heiligkeit Gottes.pdf/24

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 So hat Gott die Welt geliebt, daß er sein eigenes Ich an sich und um sie gab; so sehr hat Gott die Sünde gehaßt, daß er den verwerfen konnte, der sie büßte.

 Die Knechte Jesu Christi scharen sich, wo immer sie sich treffen, nicht zu Klagen zusammen, deren Lautheit die Anklagen und Schrecken des Gewissens übertäuben soll, sondern zum Gelöbnis, zu bauen, was ihnen vertraut ist, und im Bau zu erhalten, was ihnen gegeben ward. Aber sie verschweigen auch nicht, daß sie sich fürchten, sie möchten aus dem Einen Grunde Holz, Heu und Stoppeln weiter führen und das „Seelen, Seelen, Seelen gilt es zu retten“, das der alte Christian Scriver uns ins Gewissen gelegt hat, treibt uns ins Gebet, das, je einsamer es um uns wird, desto festere Brücken zum Hort und Herrn unseres Lebens schlagen soll. „Nahe dich zu meiner Seele, wenn ich dich anrufe, und sprich: Fürchte dich nicht.“ So beten wir zu Gottes Heiligkeit, voll Furcht, sie zu betrüben, in der Gewißheit, daß sie uns in sich schütze und erwecke: denn sie ist das begründende und gestaltende Prinzip, die Heilsoffenbarung in allen ihren Momenten.

 Mit einer persönlichen Erinnerung darf ich schließen. Heute vor 13 Jahren hatte unser seliger Freund Brauer, der Eisenacher Stiftsprediger, mich auch hierher zu kommen aufgefordert. Es war Abend, und wir gingen durch die schöne Klosterkirche, auf die acht Jahrhunderte niedersehen, und sprachen vom Wandel und Wechsel der Dinge: da drang an unsere Ohren der volle, starke Gesang: „Brich herein, süßer Schein, sel’ge Ewigkeit, leucht’ in unser armes Leben, unsern Füßen Kraft zu geben, unsern Seelen Freud.“ Der das Lied gedichtet hat und der es sang, sind von Gott schwer heimgesucht und doch getröstet worden. Auch wir flüchten in die ewigen Arme, daß sie uns halten und heben, tragen und erretten. Heilig und hehr ist dein Name: geheiligt werde er an uns, von uns, in uns!




Druck von Ackermann & Glaser in Leipzig.


Empfohlene Zitierweise:
Hermann von Bezzel: Die Heiligkeit Gottes. Dörffling & Franke, Leipzig 1916, Seite 24. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hermann_von_Bezzel_-_Die_Heiligkeit_Gottes.pdf/24&oldid=- (Version vom 9.9.2016)