und bat mich, die beobachteten Symptome nochmals genau zu wiederholen. Ich tat es mit dem Erfolge, daß der Doktor in ein wieherndes Gelächter ausbrach, das kein Ende nehmen wollte.
Da war doch aber auch wirklich nichts zu lachen. Ich wurde wütend und schrie auf ihn ein: „Wenn Sie von solchen Sachen nicht mehr verstehen als Ihre Bauern hier, dann sagen Sie das doch vorher!“ Damit stand ich auf und wollte weggehen.
„Warten Sie,“ prustete der Doktor hervor, die Tränen liefen ihm über die Backen, „warten Sie doch um Gottes willen. Die Symptome, die Sie an sich bemerken, haben keine okkulte, sondern eine nur zu unangenehm reale Ursache, sie kommen nämlich von einem Bandwurm. Ist Ihnen nicht der Abgang von nudelartigen oder kürbiskernartigen platten Stücken aufgefallen?“
„Diese Erscheinung habe ich in der Tat schon verschiedentlich an mir konstatiert,“ mußte ich kleinlaut zugeben.
„Haben Sie häufig rohes Fleisch gegessen?“ fragte der Arzt.
„Eigentlich jeden Abend, seitdem ich hier bin,“ stieß ich beklommen hervor.
Mein ganzes schönes Selbstbewußtsein ging in die Brüche. Ein Bandelwurm, der hatte mir zu allen meinen Enttäuschungen nur noch gefehlt, das war also die Krone meiner Flucht in die Natur.
„Na, besonders angenehm ist ja solch ein Logierbesuch nicht. Ich will Ihnen etwas aufschreiben, das nehmen Sie in drei Portionen ein. Dann werden Sie bald befreit sein. Das Mittel nüchtern trinken und dann im
Hermann Harry Schmitz: Buch der Katastrophen. Kurt Wolff Verlag, Leipzig 1916, Seite 217. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hermann_Harry_Schmitz-Buch_der_Katastrophen-1916.djvu/215&oldid=- (Version vom 1.8.2018)