amtlich beglaubigten und privilegierten kühlen Grunde“ nennen.
Original-Lindenwirtinnen, Original-Mädchen von Stolzenfels usw. gibt es massenhaft hier am Rhein. So sagt wenigstens Toni Bender, der sich darüber ärgert, daß die Dichter gerade gut genug sind, um als Aushängeschild für spekulative Hoteliers zu dienen.
Toni Bender ist und bleibt ein Nörgler. Auch geriet er in Wut, als ich ihn nach dem Elslein von Caub fragte.
„Nicht weniger als vier behaupten, das echte Elslein von Caub zu sein,“ sagte Toni Bender, „davon heißt eine Mathilde, die scheidet mal sofort aus. Die zweite hat die Gicht, die dritte wiegt 280 Pfund und die vierte ist vor einigen Tagen Großmutter geworden. So viel Phantasie kann ich nicht aufbringen, in diesen Matronen, so rüstig sie auch sein mögen – selbst wenn sie die Tradition auf ihrer Seite haben –, das im Cauber Nationallied gepriesene Elslein von Caub, die „Schönst’ im ganzen Reich“ zu sehen. Ein Elslein von Caub, an das ich glauben soll, muß einen roten Mund zum Küssen haben und mit den blitzenden Augen der siegenden Jugend in die Welt lachen. Dann braucht sie von mir aus nicht einmal Else zu heißen!“
„Das ist ja Quatsch,“ warf ich ein, „ein Elslein von Caub kann nicht Marie oder Stina heißen. Das ist meines Erachtens die Hauptbedingung.“ –
Es war mir aufgefallen, daß Toni überall von den bezüglichen Wirtstöchtern mit einer außergewöhnlichen, direkt verblüffenden Liebenswürdigkeit behandelt wurde. Sämtliche Backfische Caubs schienen für ihn zu schwärmen.
Hermann Harry Schmitz: Buch der Katastrophen. Kurt Wolff Verlag, Leipzig 1916, Seite 28. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hermann_Harry_Schmitz-Buch_der_Katastrophen-1916.djvu/026&oldid=- (Version vom 1.8.2018)