Man sprach allgemein von dem Geburtstagskind. Am meisten aber Toni Bender. Er finde diese einheitliche Flaggenkundgebung für diese verdiente Frau wirklich im höchsten Grade sympathisch. Er trinke auf das Wohl der Jubilarin und der Cauber Bürger, die so solidarisch in solchen Fragen zusammenhielten. Unverschämt feixend schaute er zu mir herüber.
Man wollte auch von mir hören, wie mir diese Kundgebung gefiele.
„O, gut, ich finde das wirklich wohltuend,“ erwiderte ich vor mich hinblickend.
Ich saß wie auf glühenden Kohlen. Mein ganzes Prestige wäre zum Teufel gewesen, wenn man gemerkt hätte, daß ich keine Ahnung davon hatte, wer diese bemerkenswerte und sehr gefeierte Turbine Muhlmann war.
Toni Bender, dem Halunken, war meine Verlegenheit nicht entgangen, und er wußte, wenn sich das Gespräch einem anderen Gebiet zuwenden wollte, es immer wieder krampfhaft auf die Muhlmann zu bringen.
Ich hielt es nicht länger aus. Unter irgendeinem Vorwand drückte ich mich und kehrte erst nach elf Uhr in den „Turm“ zurück.
Nur noch der Wirt war auf. Der mußte mir Aufschluß geben über diese rätselhafte Muhlmann.
Ich lud ihn zu einer Pulle Cauber Pfannstiel ein.
Aus der einen Flasche wurden fünf. Als ich wankend sehr spät mein Zimmer aufsuchte, wußte ich noch immer nicht, wer Turbine Muhlmann war.
Ich habe tagelang die Menschen gemieden, mich scheu verkrochen. Meine Unwissenheit lag wie etwas sehr
Hermann Harry Schmitz: Buch der Katastrophen. Kurt Wolff Verlag, Leipzig 1916, Seite 25. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hermann_Harry_Schmitz-Buch_der_Katastrophen-1916.djvu/023&oldid=- (Version vom 1.8.2018)