1932) 138–145. – Unter Gutzkow hatte D. gleich im Anfang über geringschätzige Behandlung bei der Rollenbesetzung zu klagen. Auch kränkte es ihn, daß Herr von Lüttichau, wie es mitunter schon früher der Fall gewesen war, nicht für ihn eintrat. Vgl. Proelß a. a. O. 516–518.
60) Gutzkow (Rückblick auf mein Leben 310) spöttelt über die von Eduard Devrient in seinem Teesalon vor größtenteils alten adligen Damen gehaltenen dramatischen Vorlesungen und bemerkt dazu, kein Abend habe je den Genuß einer Tieck'schen Vorlesung gewährt. Eine Vorlesung Tiecks war eben, wie Berend (a. a. O. LXVI) in Übereinstimmung mit Frau von Lüttichau treffend bemerkt, lebendige Neuschöpfung, keine bloße Reproduktion einer Dichtung. – Mit dem Andreas Hofer, den Frau von Lüttichau von Devrient vorlesen hörte, ist Immermanns 1827 erschienenes dramatisches Gedicht „Das Trauerspiel in Tirol“ gemeint. Den Titel „Andreas Hofer“ erhielt das Werk in der vom Dichter im Winter 1833–1834 vorgenommenen Umarbeitung, wie es im dritten Bande der Düsseldorfer Ausgabe seiner gesammelten Schriften zu finden ist. Vgl. Paul Gelberg, Immermanns Andreas Hofer, phil. Diss. Münster, Olpe 1928, 51–55
61) Die Vorlesekunst des angesehenen Berliner Kunstkritikers Heinrich Theodor Rötscher, der am 8., 10. und 13. April 1847 in Dresden drei öffentliche dramatische Vorlesungen hielt, wurde von der Dresdener Kritik (wie Zaunick a. a. O. 195 f. festgestellt hat) sehr ungünstig beurteilt.
62) Die Gräfin kann nur die gefeierte Sängerin Henriette Sontag sein, die sich 1830, bald nach ihrer Verheiratung mit dem Grafen Rossi, von der Bühne zurückzog.
63) Mit Ferdinand Fleck, dem genialen Berliner Schauspieler (gestorben 1801), einem Meister in der Darstellung von Heldenrollen, war Tieck in den Jahren 1794–1799 näher bekannt geworden. Vgl. Berend a. a. O. XVIII, XXIX f. Tiecks Urteil über den großen Künstler bei Köpke a. a. O. II 229 f.
64) Frau von Lüttichau's einzige am Leben gebliebene Tochter (Ein Lebensbild 23) Henriette Rosalie war am 22. Dezember 1830 geboren. Am 18. Mai 1850 heiratete sie den sächsischen Kammerherrn Hans Leopold von Globig. Vgl. Gothaisches genealogisches Taschenbuch der adeligen Häuser, Jahrg. 4, 1903, 536.
65) Die von Frau von Lüttichau angeführten Worte (das Wort Streben in der Abschrift änderte ich sinngemäß in Sterben) sind Plutarchs Lebensbeschreibung des Pelopidas entlehnt. Dort heißt es im ersten Kapitel:
οἲδε ἒϑανον
ού τό ζῆν ϑέμενοι χαλὸν οὺδέ τὸ ϑνήσχειν
ὰλλὰ τό ταῦτα χαλώς άμφότεϱ' έχτελέσαι.
In der neuzeitlichen Übertragung von Wilhelm Ax (Plutarch, Helden und Schicksale, Leipzig 1935) lauten die Verse:
„Diese starben: sie sahen ihr Glück nicht im Tod noch im Leben,
Beides zu enden mit Ruhm, das war ihr einziger Stolz.“
Das dem Plutarch von Carus in seinem 1845 erschienenen Buche England und Schottland I 23 gespendete Lob regte dessen 83jährige Mutter und wohl auch die ihr liebevoll zugetane Frau von Lüttichau an, einiges von diesem Schriftſteller zu lesen. (Siehe darüber Lebenserinnerungen III 211.) Letzterer blieben anscheinend die Verse aus Plutarchs Pelopidas als besonders eindrucksvoll im Gedächtnis.
Herausgeber: Otto Fiebiger (1869–1946): Ludwig Tieck und Ida von Lüttichau in ihren Briefen. i. A. des Dresdner Geschichtsvereins, Dresden 1937, Seite 54. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Heft32VereinGeschichteDresden1937.pdf/64&oldid=- (Version vom 23.11.2023)