minder die Herausgabe seiner Übersetzung deutscher Minnesinger, die unter dem Namen The lays of the Minnesinger or German Troubadours of the 12th and 13th centuries etc. erschien und im Jahre 1825 – wie sich aus dem 2. Briefe von Benecke ergiebt, schon im Sommer 1825 – gedruckt war. In den Zeitraum zwischen beiden Publikationen fällt die Verheiratung Taylors mit Anna, der Tochter von J. Christie Esq. of Hackney. Aus den nächsten Jahren ist mir keine Veröffentlichung Taylors bekannt. Ein staatsrechtliches Werk: The Book of Rights, or Constitutional acts and parlamentary proceedings erschien erst 1833 in London bei A. Maxwell (s. unten S. 11). Seine Lieblingsstudien hat er aber nie ganz einschlafen lassen. Noch zwei Jahre vor seinem Tode kam er auf das Mittelalter zurück und ließ sein Buch: Master Wace’s Chronicle of the Norman Conquest, from the Roman de Rou. Translated with the Notes and Illustrations by E. T. London, Pickering 1837 ausgehen. Eine Abbildung des berühmten Teppichs von Bayeux ist dem Buche beigegeben. In dem Todesjahre (1839) erschien dann noch seine Auswahl Grimmscher Märchen: Gammer Grethel from Grimm and others translated by Taylor, ein Buch, das ich nicht einmal gesehen habe. Edgar Taylor hatte übrigens außer der deutschen, englischen und französischen Litteratur mit demselben Eifer auch die ältere italienische studiert. Hierbei war er wohl ein Schüler Ugo Foscolos, dessen Freund und Helfer in der Not er während des Exils und der Krankheit in England geworden war. Denn als ein Whig und Unitarier sympathisierte er mit den freisinnigen, politischen und kirchlichen Bestrebungen in England und auf dem Kontinente. Ihm kam es jedoch vorzugsweise auf die Bekämpfung jeder religiöskirchlichen Engherzigkeit an. Dogmatische Differenzpunkte gegen andere hervorzukehren und zu verfechten, lag ihm fern. Die letzten zwölf Jahre seines arbeitsreichen Lebens waren Edgar Taylor durch ein schweres körperliches Leiden getrübt, das er mit großer Fassung und Geduld ertrug. Bescheidenheit und Güte waren hervorstechende Eigenschaften seines Wesens. Sie haben ihn allen, die ihn kannten, lieb und teuer gemacht. Als er am 19. August 1839 starb, hinterließ er eine Witwe, die hochbetagt in Florenz bei ihrer einzigen Tochter Jessie, der Witwe unseres Karl Hillebrand, gestorben ist. –
Doch ich muß wohl auch noch einige genauere, wenn auch nicht vollständige bibliographische Angaben über die erste englische Übersetzung der Grimmschen Märchen bringen. Hierfür trifft es sich nun sehr günstig, daß im Juni 1897 die Herren Sotheby, Wilkinson und Hodge in London den Verkaufskatalog einer großen Sammlung der Works of George Cruikshank, welche H. W. Bruton angelegt hatte, ausgegeben haben, in dem verschiedene Exemplare dieser ersten Ausgabe bibliographisch genau beschrieben sind. Wie aus dem ersten Brief Sir Edgar Taylors an die Brüder Grimm hervorgeht, hatte der treffliche Übersetzer der Märchen (vergl. den 2. Brief Beneckes) den trefflichen Zeichner und Illustrator Georg Cruikshank – bei uns vorzugsweise durch seine Bildchen zu den Romanen von Charles Dickens bekannt – dafür gewonnen,
Otto Hartwig: Zur ersten englischen Übersetzung der Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm. Otto Harrassowitz, Leipzig 1898, Seite 4. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hartwig_Uebersetzung_Maerchen_Grimm.djvu/4&oldid=- (Version vom 1.8.2018)