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Seite:Hans Schiltbergers Reisebuch.djvu/081

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und do zunächst ist ein andere kirchen, die haist auch zu unser frauen; do war Maria Magdalene und Maria Cleophe, die zugen ir hare [uß], do sie Gott an dem kreutz sachen.

Von der kirchen, do das heilg grab ist, hinwärtz da ist der tempell unsers herrn, das ist gar ein schöner tempel und ist hoch und scheublig und weitt und ist mitt zin überdacht; und ist ain schön platz darumb an heusern und der ist pflastert mitt weyssem merbellstain[1]; und die haiden lassen weder Christen noch Juden darein[2]. Zum nächsten do pei dem grossen tempell do ist ein kirchen, die ist mitt pley bedackt, die haisset man Salomonis stul[3], und auff die tencken handt, do ist ein palast, den haist man Salomonis tempel[4].

Nit verre von Salomonis tempel, do ist ein schöne kirchen gepaut inn Sant Annen eren und do wardt unser frau entpfangen[5]. In derselben kirchen ist ein prunn unnd wer sich dorinn badet, was kranckhaitt er hab, er würdt gesundt und doselbst macht unser herre den pettrisen gesundt[6]. Unnd nit verre davonn do ist Pilatus hauß[7] und nachend dopei do ist Herodes hauß, der die chint ließ töten[8]. Ein wenig fürpaß do ist ein kirchen, die


    Latina, 1048 von kauflenten aus Amalfi erbaut; sie erhielt später den namen Maria major, als in der nähe eine zweite Marienkirche, Maria minor, aufgeführt wurde.

  1. Auf der Moriahöhe, dem raume des alten tempels, befindet sich eine etwa 2 m höher gelegene, schön gepflasterte terrasse, auf welcher sich die sog. Omarmoschee erhebt, umgeben von einer großen menge kleiner kapellen; die moschee ist ein achteckiger bau mit einer hölzernen kuppel, die von außen mit blei bekleidet ist.
  2. Bis zum Krimkrieg war der zutritt zum tempelplatze nur den Muslim gestattet, heute ist er gegen bezahlung eines bakschisch allgemein freigegeben (Meyer).
  3. An der ostseite des tempelplatzes in der nähe der goldenen pforte befindet sich eine moschee, welche den namen »thron Salomons« führt, zur erinnerung an das ehedem hier vorhanden gewesene gerichtshaus dieses namens.
  4. Die gebäulichkeiten bei der heutigen Aksamoschee dienten den fränkischen königen als palast unter dem namen »tempel Salomons« (Sepp I, s. 410).
  5. Die kirche der hl. Anna steht auf der stelle, wo sich die wohnung der hl. Anna und demnach das geburtshaus der jungfrau Maria befand.
  6. Der sog. Bethesdateich liegt südlich der kirche.
  7. Die tradition verlegt das prätorium, die wohnung des Pilatus, an den platz der heutigen kaserne im nordwesten des tempelplatzes.
  8. Der palast Herodes des großen war am entgegengesetzten ende der stadt, wo sich heute die
Empfohlene Zitierweise:
Valentin Langmantel (Hrsg.): Hans Schiltbergers Reisebuch nach der Nürnberger Handschrift.. Litterarischer Verein in Stuttgart, Tübingen 1885, Seite 75. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hans_Schiltbergers_Reisebuch.djvu/081&oldid=- (Version vom 1.8.2018)