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Seite:Hans Schiltbergers Reisebuch.djvu/049

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29. (27.) [Racheakt der wittwe eines tatarischen fürsten.]

[I]n der zeitt, als ich pey dem Czeggra was, da cham ein thatrische frau, genandt Sadurmelick[1], mitt IIII thausent junckfrauen und frauen zu dem Edigi und auch zu dem Czeggra und was ain mächtige frau und ir man was ir erschlagen worden von ainem thatrischen chönig und sie cham darumb zu dem Edigi, das sie iren man wolt rechen; und der Edigi hallff ir den chönig vertreyben.

Ir solt auch wissen, das sie und ir frauen ritten an die streytt und vachten und schussen mit den handtpogen als die man; und wann die frau reytt in ein streytt, so pant sie an ydliche seytten ein schwert und ein hantpogen.

Es wardt auch in ainem vechten des chönigs vetter gefangen, der der frauen man hett erschossen; den pracht man gefangen für die frauen; und do man ine für sie pracht, do hyeß sie in nyder knyen und dornach zog sie ir schwert auß und schlug im das haupt ab in ainem streych. Und do sie das verpracht, da sprach sie: „Nun dalast hab ich mich gerochen.“ Do pey pin ich gew[e]sen und han es gesehen.


30. (67.) [Schiltberger entflieht aus der tatarischen gefangenschaft und gelangt nach Konstantinopel.]

[D]a der Czeggra unterlag und erschlagen wardt, do cham ich zu ainem herren und der was genandt Mannstzuch[2] und was deß Czeggra rottherre gewesen und der must weichen und zoch in ein stat, die ist genant Kaffa; und in der stat sein Cristen und ist ein mächtige stat; es sein auch sechserlay glauben in der stat; und do pleyb mein herre V monadt.

Darnach fur er über ein arm des schwartzen meres und cham in ain landt, das ist genant Czerckas und do pleyb er ein halp jare; und des wardt der thatrisch chönig geware und schickatt zu dem


  1. Telfer erachtet diesen namen entweder als einen arabischen »Sadra-Melyka« (die erste der königinnen) oder als einen persischen »Sadry-Malachia« (der engel Sadry); vielleicht haben wir aber in etwas entstellter form einen tatarischen frauennamen »Schad-i-Mulk« (wonne des reiches) vor uns.
  2. Dieser name begegnet uns in der geschichte von Kiptschak in der form Manschuk. Ein fürst dieses namens wurde vom khan Kutschuk Mohammed getötet 1440. (Hammer s. 391.)
Empfohlene Zitierweise:
Valentin Langmantel (Hrsg.): Hans Schiltbergers Reisebuch nach der Nürnberger Handschrift.. Litterarischer Verein in Stuttgart, Tübingen 1885, Seite 43. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hans_Schiltbergers_Reisebuch.djvu/049&oldid=- (Version vom 1.8.2018)