Obgleich unsere Wählerversammlungen im voraus verboten wurden, infolgedessen sich unsere Tätigkeit auf gegnerische Versammlungen und auf Flugblätter beschränken mußte, blieb unsere Stimmenzahl gegen 1877 ziemlich gleich.
Still, aber sicher wurde weitergearbeitet hinter verschlossenen Türen und unter Aufstellen von Posten, Sonntagsunterhaltungen und Ausflüge veranstaltet und dabei immer neue Streiter geworben.
Die Flugblattverbreitung war zu einer unserer ständigen Einrichtungen geworden, ohne daß es der Polizei gelang, je einen der Unsrigen zu erwischen.
Im Jahre 1883 beteiligten wir uns hier erstmals an der Gemeinderatswahl, allerdings mit negativem Erfolg. Unsere Kandidaten blieben mit etwa 100 Stimmen hinter den gegnerischen zurück. Aber Leben brachte unser Eingreifen bei dieser Wahl in die Bude. Bourgeoisie und Spießbürgertum rannte wie besessen zur Urne, um die Wahl eines Sozialdemokraten zu verhindern und während man früher etwa 400 Stimmen nötig hatte, um einen kurulischen Sessel zu erobern, brauchte man jetzt schon über 800, um das gleiche Ziel zu erreichen. Die höchste Stimmenzahl unserer Liste erhielt Genosse K.[ws 1]
Der Ausfall dieser Wahl zeigte uns sowohl wie unseren Gegnern, daß wir hier eine Macht geworden waren. Bei dieser Wahl kämpfte Genosse Isak seit 1878 erstmals wieder mit. Er war von Reutlingen zurückgekehrt und hatte sich mit altem Eifer uns sofort wieder angeschlossen.
Das Jahr 1884 brachte uns dreifache Arbeit, eine Reichs- und Landtagswahl, sowie eine
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Gustav Kittler selbst
Gustav Kittler: Aus dem dritten württemb. Reichstags-Wahlkreis. Im Selbstverlag des Verfassers, Heilbronn 1910, Seite 85. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gustav_Kittler_Erinnerungen_1910.pdf/85&oldid=- (Version vom 1.8.2018)