Unser Koch erschien nochmals in eigener Person, aber nicht, um, wie ich zuerst meinte, sich zu erkundigen, wie uns unser Nachtmahl gemundet habe, sondern um mir Verschiedenes mitzuteilen. Zunächst entnahm er einem mitgebrachten Armkorb, den ich sofort als meiner Frau gehörend erkannte, einige Stückchen Wurst, Brot und eine Flasche Bier mit den Worten: „Hier schickt Ihnen Ihre Frau etwas zum Nachtessen und morgen früh bekommen sie Bücher und Zeitungen, auch bringt Ihnen Ihre Frau, so lange Sie hier sind, immer Vesper und Mittagessen und läßt sie schön grüßen.“
„Danke, danke,“ sagte ich, „das erste Angenehme an diesem vermaledeiten Ort, aber bitte, richten sie meiner Frau auch einen schönen Gruß aus, sagen ihr, daß ich hoffe, die Geschichte werde nicht lange dauern, sie solle sich also absolut keine Sorgen machen, ich würde bald wieder bei ihr sein, denn aus der Geschichte springe ja nichts heraus.“
Etwas ungläubig hörte er mir zu, versprach aber es auszurichten und wollte sich verabschieden.
„Bitte,“ sagte ich, „noch eins,“ ich hatte mittlerweile das Bier versucht und gefunden, daß es etwas warm war, „sagen Sie meiner Frau noch, sie möge künftig kein Bier mehr bringen, es werde ja warm auf dem weiten Weg,“ es war etwa eine Viertelstunde von meiner alten bis zu meiner jetzigen neuen Wohnung, „lieber gar kein Bier als warmes, doch möchte sie mir einige Zigarren mitbringen, denn das Rauchen sei hier absolut nötig.“
Gustav Kittler: Aus dem dritten württemb. Reichstags-Wahlkreis. Im Selbstverlag des Verfassers, Heilbronn 1910, Seite 26. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gustav_Kittler_Erinnerungen_1910.pdf/26&oldid=- (Version vom 1.8.2018)