erst dürftig erhellte, als eine zweite gewaltige Türe, womöglich noch stärker als die erste, geöffnet wurde.
Wir befanden uns nun in der Arrestzelle, das heißt ich, denn mein Gefängniswärter hatte unter der Türe Kehrt gemacht und nach sorgfältiger Verschließung und Verriegelung beider Türen sich schleunigst wieder entfernt.
Wahrscheinlich roch es ihm zu stark an diesem Ort, so daß er sich nicht Zeit nahm, mich dem Insassen des Käfigs, es war nämlich schon einer drin, wie es sonst üblich ist, vorzustellen und mir meine Lagerstatt anzuweisen.
Es war aber auch eine Luft, besser gesagt, ein Gestank in diesem Raum zum Umfallen, so daß ich entsetzt nach jener Stelle rannte, von der Licht kam und wo ich ein Fenster vermutete, um frische Luft zu schöpfen.
Ja Schrecken, es war etwas da, wie ein Fenster, aber in einer Höhe, die von dem längsten Sterblichen ohne Hilfsmittel nicht zu erreichen war. Verzweifelt fragte ich den Insassen, „stinkt es denn hier immer so entsetzlich?“ worauf er tröstend antwortete: „Ja, aber ’s isch jetzt grad noch net arch“.
„So, es wird noch ärger? fragte ich immer entsetzter.
„Jo, wemmer de Honichhafe braucht, was ebba als a sei’ muaß,“ gab er mir sarkastisch zur Antwort.
Auf meine verwunderte Frage, „Honighafen,[ws 1] was ist denn das?“ antwortete er überlegen lächelnd: „Dös isch dös Häfele, uff dös mer sitzt, wenns an im Bauch zwickt, odder wie klane Kinder saga, wenn mer a Rolle muaß“.
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Hafen: Schwäbisch für Topf
Gustav Kittler: Aus dem dritten württemb. Reichstags-Wahlkreis. Im Selbstverlag des Verfassers, Heilbronn 1910, Seite 19. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gustav_Kittler_Erinnerungen_1910.pdf/19&oldid=- (Version vom 1.8.2018)