Versammlungen vom Leder gezogen und mit seiner unendlichen Liebenswürdigkeit die Zuhörer für uns gewonnen.
Die große Zahl der Genossen und Kollegen, die in den Gewerkschaftsversammlungen referierten, alle zu nennen, würde zu weit führen. Ich breche deshalb hier ab, um mich mit dem nächstliegenden, den Landtagswahlen von 1900 zu beschäftigen.
Bei diesen Wahlen trugen wir uns erstmals ernstlich mit dem Gedanken, das Mandat für das Amt Heilbronn für uns zu erobern. Für diesen Wahlkreis stellten wir unseren Genossen Sch. als Kandidaten auf, da wir in dem aussichtsreichen Wahlkreis eine Doppelkandidatur vermeiden mußten, unser Gemeinderat aber wieder für die Stadt kandidierte.
Energisch traten wir in diesen beiden Kreisen in den Wahlkampf und der Erfolg blieb auch, soweit das Amt in Frage kam, nicht aus.
In der Stadt erhielten wir 1401 Stimmen, immerhin ein bedeutender Fortschritt gegen 1895, wo unsere Stimmenzahl auf 594 zurückgegangen war. Dagegen reichte es uns nicht zur Stichwahl. Der volksparteiliche Kandidat B., der in den letzten sechs Jahren das Mandat im Besitz hatte und der in der Kammer in wichtigen Fragen mit unseren Genossen stimmte, deshalb für uns sehr wenige Angriffspunkte bot, hatte sich in der Stadt ziemlich festgesetzt und wurde auch wieder gewählt.
Im Landkreis jedoch brachten wir unseren Genossen Sch. in die Stichwahl mit dem Volksparteiler, dem bisherigen Besitzer des Mandats,[ws 1] in der Letzterer, indeß mit sehr geringer Mehrheit, wieder gewählt wurde. Soviel lehrte uns dieser
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Robert Münzing (1844–1902)
Gustav Kittler: Aus dem dritten württemb. Reichstags-Wahlkreis. Im Selbstverlag des Verfassers, Heilbronn 1910, Seite 136. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gustav_Kittler_Erinnerungen_1910.pdf/136&oldid=- (Version vom 1.8.2018)