Ledebour[ws 1] und v. Vollmar,[ws 2] die alle in teilweise überfüllten Versammlungen das wahre Evangelium der Nächstenliebe predigten und unsere Bewegung am Platze dadurch bedeutend förderten.
Viele deckt bereits der kühle Rasen und es ist nicht mehr als billig, daß wir auch an dieser Stelle ihrer mit Liebe, Dankbarkeit und Verehrung gedenken.
Die Rede, die unser Genosse v. Vollmar bei seinem Hiersein in der alten Turnhalle hielt, unterschied sich insofern von seinen sonstigen Reden, als sie viel temperamentvoller war. Wir schrieben dies zunächst unserer guten Luft zu, allein das Rätsel löste sich nach der Versammlung in ganz anderer Weise.
Einige hiesige Genossen hatten ihn vor der Versammlung auf eine Herbstpartie auf der Cäcilienwiese verschleppt und der Rote mundete ihm so, daß er ihn nicht bloß versuchte, sondern kräftig trank. Nach der Versammlung gestand er uns lächelnd, daß er im Anfang seiner Ausführungen die Köpfe der Versammelten alle doppelt gesehen.
Nun, geschadet hat der Rote seinen Ausführungen nicht. Die Hiebe auf das Zentrum, mit dem er sich hauptsächlich zu beschäftigen hatte, sausten hageldicht hernieder und er vermöbelte es, gewürzt mit dem an ihm gewohnten Sarkasmus, unbarmherzig.
Ein wahrer Festtag aber war es für die Genossen hier und der Umgebung, als unser Führer, Genosse Bebel, gleichfalls in der alten Turnhalle, in überfüllter Versammlung sprach. Es war die dritte Anwesenheit Bebels in unseren
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Georg Ledebour (1850–1947)
- ↑ Georg von Vollmar (1850–1922)
Gustav Kittler: Aus dem dritten württemb. Reichstags-Wahlkreis. Im Selbstverlag des Verfassers, Heilbronn 1910, Seite 134. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gustav_Kittler_Erinnerungen_1910.pdf/134&oldid=- (Version vom 1.8.2018)