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Seite:Gustav Kittler Erinnerungen 1910.pdf/12

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daß Bismarck, mit dem Gedanken umging, dem deutschen Volke mehrere hundert Millionen neuer indirekter Steuern aufzulegen.

Der 1877 gewählte Reichstag war dem Kanzler nicht gefügig genug, hatte er doch das von demselben nach dem ersten Attentat vorgelegte Sozialistengesetz nicht unbesehen genehmigt, ganz besonders aber war er ihm bei der geplanten Zollpolitik nicht zuverlässig genug. Auch wußte er, daß die Sozialdemokratie diesen Raubzug auf den Geldbeutel der breiten Masse des Volkes energisch bekämpfen werde.

Jetzt galt es für den Blut- und Eisenmenschen Bismarck, zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen, erstens die geplante Schutzzollpolitik durchzuführen, mit deren Hilfe die leere Reichskasse wieder frisch zu füllen und zweitens die verhaßte Sozialdemokratie, die das Spiel verderben könnte, durch aufklären und warnen des Volkes, vorerst unschädlich und mundtot zu machen, ja sie möglicherweise gänzlich auszurotten.

Zuerst wurde, wie schon gesagt, der Reichstag mit der Begründung aufgelöst: er habe dem Reichsoberhaupt den nötigen Schutz gegen die umstürzlerische Sozialdemokratie durch Ablehnung des Sozialistengesetzes verweigert. In Wirklichkeit lag gar keine Ablehnung, sondern nur eine Verweigerung der Annahme in Bausch und Bogen vor, der Annahme eines Gesetzentwurfs, mit dessen Hilfe man alle und jede Opposition mit Leichtigkeit unterdrücken konnte.

Doch diese Tatsache genierte den „idealen Kanzler“ nicht, er ließ sie durch die ihm allezeit dienstwilligen, aus dem Preßfonds, Reptilienfonds,

Empfohlene Zitierweise:
Gustav Kittler: Aus dem dritten württemb. Reichstags-Wahlkreis. Im Selbstverlag des Verfassers, Heilbronn 1910, Seite 12. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gustav_Kittler_Erinnerungen_1910.pdf/12&oldid=- (Version vom 1.8.2018)