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Seite:Geschichte des Dt Buchhandels 1 04.djvu/029

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im Appian auch Initialen anbrachte, alle andern Städte durch die Schönheit der Zeichnung und die Korrektheit und Virtuosität des Schnitts der Bilder zu „Devote meditazione sopra la passione del Nostro Signore“ (1489, Druck von Matteo di code – i. e. Matteo di capo di casa – da Parma), „Biblia volgata“ des Nicolo de Malermi (1490, mit kleinern, vignettenartigen Bildern, Druck von Giovanni Ragazzo für Lucantonio da Giunta) „Hypnerotomachia Poliphili“ (1499, Aldo Pio Manuzio) u. v. a.[1]

Ganz ähnlich bewegt sich auch in Frankreich die Buchillustration zunächst innerhalb der Nachahmung deutscher oder italienischer Vorbilder, bis dann mit Geofrey Tory, dem ausgezeichneten vielseitigen Künstler (1480 bis 1533), ein eigener französischer Stil sich herausbildet und weiter nach den Niederlanden verpflanzt.[2]


Zum Schutze des Geschriebenen dienten im Altertum, wie früher erwähnt worden ist, die Pergamenthülle der einzelnen Rollen und weiter Kapseln, oder scrinia, für deren mehrere.[3] Das Diptychon, das Triptychon u. s. w. bedurften besonderer Vorkehrungen zum Schutze nicht, da das Material, in welches die Schrift eingegraben war, oder welches der Wachsschicht als Unterlage diente, also Metall, Holz, Elfenbein, hinlängliche Solidität besaß. So haben denn auch die mit Schnitzwerk gezierten Außenseiten von Elfenbeindiptychen im frühen Mittelalter als Vorbilder für eigene Bucheinbände gedient, wenn nicht dergleichen Platten unmittelbar als Deckel verwandt wurden. Hierbei konnte es sich selbstverständlich nur um besonders wertvolle Handschriften handeln. Solche wurden auch durch Überzüge der Holzdeckel mit Gold- oder Silberblech ausgezeichnet und das Metall graviert, getrieben, emailliert, mit großen, nicht geschliffenen, sondern nur polierten Edelsteinen oder Krystallen besetzt, welche zugleich als Knöpfe oder Buckel dienten, um beim Aufschlagen des Buchs die Berührung der getriebenen oder geschmelzten Arbeit mit der Unterlage zu verhüten. Auch antike Kameen haben nicht selten dabei Verwendung gefunden.

Solcher Prachteinbände (beziehungsweise Bestandteile) hat sich glücklicherweise eine große Zahl erhalten. Diptychen aus Elfenbein, ganze Tafeln oder Stücke davon zu Bucheinbänden benutzt, mit Umrahmungen


Fußnoten

  1. Lippmann, Der italienische Holzschnitt. Vergl. Anm. 37.
  2. Auf die, namentlich von Silvestre für Frankreich und die Niederlande in sehr großer Zahl gesammelten, Buchdrucker- und Verlegerzeichen in andern Ländern ist hier nicht näher einzugehen. Nur die Signete einiger der berühmtesten Firmen und solcher mit deutschen Namen mögen erwähnt werden.

    Aldus Manutius in Venedig führte einen Anker, um den sich ein Delphin windet; er beklagte sich, daß ihm alles, sogar das Signet, nachgemacht werde, und in der That finden wir noch bei einem pariser Drucker im 17. Jahrhundert, Rob. Coulombel, das Zeichen des Aldus. Die Giunta bedienten sich der Lilie von Florenz, auch in ihrer Niederlassung zu Lyon, und auch dieses Symbol fand den Beifall verschiedener Nachahmer. – Gabriel Giolito de Ferrari in Venedig, um 1556: aus einer mit den Initialen bezeichneten Vase steigen Flammen auf, über denen Phönix und Spruchbänder mit De la mia morte eterna vita i vivo und: Semper eadem.

    Wolfgang Hopyl in Paris, 1489–1517: ein von zwei Bären gehaltener Schild mit einer Eiche, einem Kranich und dem Monogramm, darum reiches gotisches Blatt- und Blumenwerk, Umschrift: Venus munere vivit etc. Auch zwei große durch Ketten verbundene Reifen von Adlern gehalten, über dem obern eine Krone. – Ludwig Horncken in Paris, 1511–1512, der Associé Gottfried Hittorps in Köln, von 1513 bis 1523 in Leipzig: das Wappen Kölns von Löwe und Greif gehalten, auf zwei Spruchbändern: O felix Colonia und Lodovicvs Hornken. – Thielman Kerver in Paris, 1497–1522: Schild mit Monogramm und Hausmarke von einem oder zwei Einhornen gehalten. – Jacques Kerver in Paris, 1535–1583: Monogrammschild an einem Postament, auf welchem eine Ähre zwischen zwei Hähnen; auch ein Einhorn mit Schild. – Georg Mittelhus in Paris, 1484–1500: Herz mit Kreuz und Monogramm. – Berthold Rembolt in Paris, 1491–1518: zwei Knappen halten einen Flammenstern, reiche Vegetation, Unterschrift: Bertholdus R.; auch eine Monogrammscheibe, aus welcher das Jupiterzeichen emporwächst. – Konrad Resch in Paris, 1518–1523: von zwei Drachen gehaltener Schild mit dem Baselstab. – Dasselbe Wappen von einem Basilisken gehalten hat P. Bouchier in Bourges. – Geoffroy Tory in Paris, 1525–1550: eine zerbrochene Vase auf einem Buche stehend, Devise: Non plus. Dieses Signet findet sich in den mannigfachsten Kompositionen. – Georg Wolf in Paris, 1489–1500: die Buchstaben des Familiennamens in einem G (gotisch), aus welchem ein geometrisches Zeichen aufsteigt. Gebrüder Bering in Lyon, 1545–1552: zwei verschränkte Hände, die einen Fingerring halten, in letzterm: Bona fide; auch ohne die Hände und mit: Sine fraude. – Johannes Clein, genannt Schwab, in Lyon, 1478–1519: Schild mit Monogramm und Doppelkreuz von zwei Löwen gehalten. – Mathias Husz in Lyon, 1478(?) –1506: Schild mit Monogramm von einem wilden Mann und einer wilden Frau gehalten, gotisches Blattwerk. – Jehan Trechsel in Lyon, 1488–1498: schwarze Tafel mit den Initialen in einem Kreise mit Doppelkreuz. – Nicolas Wolf in Lyon, 1498–1512: schwarze Tafel, worauf weiß ein herzförmiger Schild mit den Initialen.

    Christoph Plantin in Antwerpen bediente sich am häufigsten und in vielfachen Kombinationen des Zirkels mit der Devise: Labore et constantia; doch kommt auch ein Weinstock mit dem Spruchbande: Christus vera vitis vor, ferner ein Baum, dessen Wasserzweige ein Mann kappt, mit dem Hexameter: Exerce imperia et ramos compesce fluentes. – Ludwig I. Elsevier in Leyden, 1583–1617: ein Adler mit dem Pfeilbündel und Spruchband: Concordia res parvae crescunt. – Bonaventura und Abr. Elsevier in Leyden, 17. Jahrhundert: Rebe um einen Baumstamm gewunden, Devise: Non solus. – Daniel Elsevier in Amsterdam, 1654–1680: Minerva unter einem Baume, Spruchband: Ne extra oleas.

    Joh. Rosembach in Barcelona, 1493–1498, in Tarragona 1499, in Perpignau 1500, dann abermals in Barcelona: schwarze Tafel mit den Initialen und drei Sternen.
  3. Vergl. S. 224.


Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Kapp: Geschichte des Deutschen Buchhandels Band 1. Verlag des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler, Leipzig 1886, Seite 250. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Dt_Buchhandels_1_04.djvu/029&oldid=- (Version vom 1.8.2018)