Heinrich Rantzau: Geschichte des Dithmarscher Krieges | |
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Schanzbrücken zurückgeblieben waren. Man ließ das Heer eine Zeitlang rasten und durch die Obersten verkündigen, daß die Beute in Zukunft dem gehöre solle, der sie genommen habe. Es dürfe jedoch niemand zum Plündern schreiten, bis der Feind völlig geschlagen sei. Bereits vor Sonnenuntergang verließ man das Lager und rückte gegen Thielenburg vor, das durch einen doppelten Sturm angegriffen worden sollte. Johann Rantzau ritt mit wenigen Begleitern auf Kundschaft aus, um den für den Angriff geeignetsten Punkt auszukundschaften. Die Festung bestand nur aus einem Bollwerk, von Dämmen und Sumpfgräben eingeschlossen. Der einzige Zugang war mit den Geschützen der Bauern besetzt. Die Dithmarscher rühmten laut, daß von diesem Platze aus die Feinde schon oft vernichtet und vertrieben worden wären. Die meisten Truppen waren nach Hemmingstedt gezogen. Als sie die Feinde kommen sahen, verließen sie augenblicklich ihre Posten und begaben sich auf die Flucht. Die Soldaten fielen scharenweise in die Burg ein und schleiften die Wälle. Der Oberfeldherr ritt immer voran und gab seine Befehle. Bei der Verfolgung der geflüchteten Feinde stieß man in einem nahen Dorfe auf einige Nachzügler, die von den Soldaten sofort niedergemacht wurden. Von den Holsteinern fielen nur wenige. Inzwischen hatte Blankenburg mit seiner Schar das Hauptheer eingeholt. Er hatte in Erfahrung gebracht, daß in der Nähe der Ort Heide liegen solle. Dort, so mutmaßte Johann Rantzau, könnten möglicherweise bei einem durch Sümpfe begrenztem Flusse die Feinde sich gesammelt haben. Es fehlte den Augenblick ein Wegweiser. Da erinnerte sich des Feldherrn Sohn Heinrich, daß sich ihm auf dem Marsche jemand als Wegweiser angeboten habe. Unter Führung dieses Mannes brach er mit ungefähr 50 Reitern nach dem Flusse auf, fand ihn aber unbesetzt. Er überschritt den Fluß und benachrichtigte Blankenburg von seiner Stellung. Auch den König und die Herzöge ließ er in Kenntnis setzen. Die ganze Reiterei hatte den Uebergang bereits gemacht. Der größte Teil des Fußvolks befand sich dagegen noch im Rücken, als man anfing, die Nachtquartiere, die in Heide genommen werden sollten, auszulosen. Dabei entstand
Heinrich Rantzau: Geschichte des Dithmarscher Krieges. Heider Anzeiger G. m. b. H., Heide 1914, Seite 71. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Dithmarscher_Krieges.djvu/085&oldid=- (Version vom 17.4.2023)