Heinrich Rantzau: Geschichte des Dithmarscher Krieges | |
|
Augen mehr auf Daniel Rantzau gerichtet waren, der durch vornehme Herkunft und große Kriegstüchtigkeit sich Hoffnung machen konnte. Der König hatte besonders Wriesberg ihm vorgezogen. Es sollte nicht heißen, daß der Krieg allein unter Leitung des Rantzauschen Geschlechts geführt werde. Von den Gefangenen erfuhr man, daß die Feinde einen heimlichen Kundschafter im Lager hielten, der unter anderem berichtet habe, es sei der Beschluß gefaßt worden, in der Nacht des Sturmes auf Meldorf eine Schar Reiter und Fußvolk nach Thielenburg zu schicken, um die Feinde an der Vereinigung zu hindern, während eine andere Abteilung der Truppen einen Angriff auf Hamme unternehmen sollte. Demzufolge habe die Besatzung von Thielenburg noch in derselben Nacht nach Meldorf geschickt, um bei so drohender Gefahr Hilfe zu erlangen. Von der Besatzung seien sofort 500 Mann nach der Thielenburg abmarschiert. Man sieht also, wie vorteilhaft der Plan war, nur dem Anscheine nach einen Angriff auf Thielenburg ins Werk zu setzen. Es ist nicht unwahrscheinlich, daß, wenn die Dithmarscher ihre ganze Macht an einem Punkte hätten konzentrieren können, sie vielleicht dem Feinde eine Niederlage bereitet hätten. Ohne Zweifel wäre ihren Gegnern der Sieg bei weitem schwerer gemacht worden.
Am dritten Tage nach der Einnahme von Meldorf brach Johann Rantzau mit dem Heere des Grafen von Oldenburg, den Wriesbergischen und den Waltherthumbischen Truppen nebst der Schar Moritz Rantzaus auf und lagerte sich an einem Flüßchen nicht weit von Brunsbüttel, wo die Feinde Befestigungen angelegt hatten, um unter Deckung das nötige Trinkwasser schöpfen zu können. Als man sich dem Flusse näherte, um auszukundschaften, wie in der Frühe am besten ein Angriff zu bewerkstelligen sei, wurde dem Obersten Wriesberg sein Pferd mit einer Schleuderkugel getroffen und sofort getötet. Am folgenden Tage, dem 8. Juli, als man sich den Feinden näherte, sah man im Flusse eine seichte, sandige Stelle, die sofort zum Durchgang benutzt wurde. Als die Bauern sich auf die Weise überrumpelt glaubten, verließen sie die Verschanzungen und ergriffen die Flucht. Die Reiterei saß schnell auf und versperrte
Heinrich Rantzau: Geschichte des Dithmarscher Krieges. Heider Anzeiger G. m. b. H., Heide 1914, Seite 66. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Dithmarscher_Krieges.djvu/080&oldid=- (Version vom 17.4.2023)