Heinrich Rantzau: Geschichte des Dithmarscher Krieges | |
|
zu halten. Alle Burgen in Holstein wurden befestigt und erhielten entsprechende Munition und Besatzung. Von der Fürstenversammlung erhielt auch der Graf von Oldenburg ein Schreiben mit der Aufforderung, zur Unterstützung mit einem Heer über die Elbe zu kommen. Auch über die Leistungen in betreff der Munition einigte man sich dahin, daß jeder von den Fürsten sechs Wurfmaschinen für den Kampf in der Ebene und zwei Böller zur Belagerung mit dem dazu gehörigen Gerät, und ebenso acht Packwagen zu stellen habe. Außerdem wurden 1000 Schanzgräber angeworben, mehrere Schiffsbrücken gebaut und die Zufuhr von Lebensmitteln besorgt. Es wurden alle Gutsbesitzer in Holstein verpflichtet, täglich eine bestimmte Menge Getreide ins Lager zu liefern, denn die Fürsten fürchteten, die Staaten möchten bei der ungünstigen Stimmung, die das Kriegsunternehmen hervorgerufen hatte, die regelmäßige Zufuhr verweigern. Kurz, alles, was zum Kriege gehört und was bei der Schnelligkeit der Anstalten durchzuführen war, ward angeordnet. Von einem längeren Aufschub rieten alle ab.
Es ging das Gerücht, daß die Bauern mit größter Anstrengung nach allen Seiten hin durch Anlegung von Gräben und Wällen ihre Verteidigung vorbereiteten. Die Pläne der Fürsten hatten ihnen nicht länger verborgen bleiben können. Die Dithmarscher wußten genau, daß das Ziel des Unternehmens ihre Unterjochung war. Sie beeilten sich daher, die Feinde nicht unvorbereitet ins Land fallen zu lassen. Der Krieg hätte noch mit größerer Vorsicht und geringerem Kostenaufwande geführt werden können, wenn nicht Graf Adolf so sehr geeilt hätte. Seiner Meinung nach hing alles Kriegsglück davon ab, die Dithmarscher möglichst schnell und unvorbereitet zu überfallen. Der König hatte sich erst nach langer Ueberredung bewegen lassen, an den Unterhandlungen in Nortorf teilzunehmen. Von ausländischen Offizieren und gedungenen Leuten wurde ihm eingeflüstert, er gehe einen gefahrvollen Gang. Unbewaffnet käme er zu einem bewaffneten Feinde. Auch von Verschwörungen gegen das Leben des Königs war die Rede und gewisse Personen sollten den Auftrag haben, Truppen gegen den König anzuwerben.
Heinrich Rantzau: Geschichte des Dithmarscher Krieges. Heider Anzeiger G. m. b. H., Heide 1914, Seite 50. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Dithmarscher_Krieges.djvu/062&oldid=- (Version vom 17.4.2023)