Heinrich Rantzau: Geschichte des Dithmarscher Krieges | |
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Die Dithmarscher warfen unaufhörlich Pfeile und einen Regen von Steinen auf die königlichen Truppen. Als sie sie nun von der Unbill des Wetters und der Ungunst des Terrains gleichsam in einer Falle sahen, da setzten sie mit vereinigter Streitmacht über die Gräben und schlugen nach zweimal wiederholtem Sturm die Feinde in die Flucht. Nach vollständiger Niedermetzelung des Fußvolkes gerieten sie an die Reiterei, die, in die Enge getrieben, sich nicht von der Stelle rühren konnte, da der Schlamm den Pferden bis an die Knie reichte. Im Rücken die Wagen, vor sich die Leichenhaufen und die darüber hinstürmenden Feinde, an beiden Seiten die wie Meereswogen tobenden Wasserfluten, härter bedrängt ist kaum jemals ein Heer gewesen. Die Bauern vernichteten mit Speer und Lanze Rosse und Reiter im blutigen Handgemenge. Kaum entkamen der König und sein Bruder Friedrich über die angehäuften Leichen der Ihrigen. In einem Zeitraum von drei Stunden erlitt das königliche Heer diese unglaubliche Niederlage. Selbst den Siegern schien es nachher undenkbar, daß sie in so kurzer Zeit ein so zahlreiches feindliches Heer sollten zu Boden geworfen haben. Der Walplatz lag zwischen Meldorf und Hemmingstedt und führt noch den bedeutungsvollen Namen „Dusenddüwelswarf“. Es fielen in der Schlacht die Grafen Adolf und Otto von Oldenburg und außer einer großen Zahl von Rittern und Edlen aus Dänemark und anderen Ländern allein gegen 60 von der holsteinischen Ritterschaft, darunter vier Rantzaus, ein Breida Rantzau, Bruder des berühmten Ritters Johann Rantzau, unter dessen Oberbefehl ein halbes Jahrhundert später die Dithmarscher besiegt und von Dänemark unterjocht wurden. Auch in dieser Schlacht mäßigte das übermütige Volk seine Grausamkeit nicht. Nicht zufrieden, in der Schlacht gemordet und niedergemetzelt, Lebende und Tote ihrer Rüstung und Kleider beraubt zu haben, wüteten sie auch jetzt wieder gegen die Leichname. Einige Tausend trug man zusammen und schüttete Erde darüber. Alle übrigen, vornehmlich die Reiter, blieben unbestattet liegen. Verwesung ergriff sie auf offenem Felde. Man sah, wie wilde Tiere, Hunde und gefräßige Vögel sich an den Leichen derer sättigten, die aus edlem Blute entsprossen
Heinrich Rantzau: Geschichte des Dithmarscher Krieges. Heider Anzeiger G. m. b. H., Heide 1914, Seite 35. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Dithmarscher_Krieges.djvu/045&oldid=- (Version vom 17.4.2023)