Heinrich Rantzau: Geschichte des Dithmarscher Krieges | |
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die Dithmarscher durch Briefe, die mit den Unterschriften jedes Geschlechtsobmannes versehen waren, die Fürsten umzustimmen. Sie gelobten, auf immer dem Grafen Gerhard und seinen rechtmäßigen Erben hold und gewärtig zu sein und den Holsteinern in allen Gefahren und Kriegen Hilfe zu leisten. Jedoch auch das wirkte nicht und der Krieg begann.
Anfangs war das Glück den Holsteinern hold, allein, unbeständig wie es nun einmal ist, verließ es sie späterhin. Mit vereinter Macht fielen sie in die Marsch ein, gewannen reichliche Beute und errichteten bei Delffbrügge ein festes Bollwerk. Dies war nach der gewöhnlichen Form solcher Festungswerke, ein Turm, viereckig und auf beiden Seilen mit ausgedehntem Gehölz umgeben, das den Durchbruch feindlicher Geschosse nicht gestattete. Zwischen den Bäumen aber hatte man an verschiedenen Stellen Oeffnungen angebracht, durch welche größere und kleinere Geschosse auf die Feinde geschleudert werden konnten. Die Dithmarscher rückten wiederholt zur Bestürmung des Kastells heran, wurden aber stets mit großem Verluste zurückgeworfen. Ihre Stadt Meldorf wurde mit Sturm genommen. Einen Ort Hanerau, an der Grenze der Marsch, versahen die Feinde mit Bollwerken und fügten von den Kastellen Thieleburg und Schwabstedt aus den Dithmarschern beträchtlichen Schaden zu. So war die Lage der Holsteiner eine überaus günstige. Da plötzlich kehrte ihnen das Glück den Rücken. Graf Albert, der durch die sogenannte Nordhamme in Dithmarschen eingefallen war und mit unermeßlicher Beute in sein Land zurückkehren wollte, stürzte auf dem Marsche mit dem Pferde und starb bald darauf an den Folgen dieses unglücklichen Falles. Alberts Anhänger suchten durch die Hansestädte Lübeck und Hamburg mit den Dithmarschern Frieden zu schließen. Gerhard aber wollte in die Friedensbedingungen nicht willigen. Er hatte beschlossen, Dithmarschen zu erobern und den Tod des Bruders zu rächen. Mit großer Heeresmacht zog er durch die Süderhamme in Dithmarschen ein. Er selbst als Führer einer auserlesenen Schar, besetzte den Ausgang der Pässe. Die Soldaten streiften auf den Aeckern und in den Dörfern umher, verwüsteten alles, was ihnen unter die Hände
Heinrich Rantzau: Geschichte des Dithmarscher Krieges. Heider Anzeiger G. m. b. H., Heide 1914, Seite 30. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Dithmarscher_Krieges.djvu/038&oldid=- (Version vom 16.4.2023)