Heinrich Rantzau: Geschichte des Dithmarscher Krieges | |
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einfielen, teils sich nach Deutschland und ihrer ursprünglichen Halbinsel begaben. Daß nach dieser Zeit der Cimbern nirgends mehr gedacht wird, kann nicht auffällig erscheinen. Der Mißerfolg ihrer Waffen gebot ihnen, sich ruhig zu verhalten, und unter ihnen fand sich keiner, der ihre Taten und ihr Andenken der Nachwelt überliefert hatte. Unter der Regierung des Kaisers Augustus zahlten bekanntlich auch die Cimbern dem großen Kaiser Tribut, und da sollen sie einmal einen ehernen Kessel, der ihnen besonders heilig war, dem Kaiser zum Geschenk gemacht haben. Durch dieses Zeichen der Unterwürfigkeit wollten sie neue Vorteile bei den Römern erreichen.
Um dieselbe Zeit sollen sie von den Dänen besiegt und aus Jütland, dem oberen Teile des cimbrischen Chersons, der dem Gebiet der Dänen zunächst liegt und den sie damals inne hatten, vertrieben sein. Darauf sollen sie sich aus Furcht vor den Dänen in den Schutz der Herzöge von Sachsen begeben haben, doch gehorchten sie nicht ohne mannigfache Empörungen. Hier glaube ich einige Angaben von Cäsar inbetreff der Cimbern und Teutonen nicht übergehen zu dürfen. Er sagt nämlich, sie hätten bei dem Zuge nach Italien ihr Hab und Gut nicht fortbringen können und es diesseits des Rheines unter dem Schutz von 6000 Mann lagern lassen. Diese wären nach der Niederlage ihres Stammes in Italien viele Jahre von den Grenznachbarn bekriegt worden. Sie hätten aber das Gebiet behauptet und sich die ganze Umgegend zu eigen gemacht. Der ihnen verwandte Stamm der Aeduaker ward um die Zeit von Cäsar besiegt. Ihre Stadt, die von der Natur trefflich befestigt war, wurde zur Uebergabe genötigt. Aus Furcht verließen sie auch alle übrigen Städte und Kastelle. In der darauf folgenden Nacht überfielen sie die römischen Verschanzungen, wurden aber von Cäsar zurückgeschlagen und verloren gegen 400 Mann, sowie alle Kriegsvorräte. Cäsar ließ die Gefangenen und die Beute verkaufen. Von den Käufern wurde die Zahl der Gefangenen auf 53 000 geschätzt. Nach der Ansicht etlicher Schriftsteller sind die Aeduaker die Grenznachbarn der Nervier und Eburonen in der Gegend von Tournayo oder Lüttich gewesen.
Heinrich Rantzau: Geschichte des Dithmarscher Krieges. Heider Anzeiger G. m. b. H., Heide 1914, Seite 20. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Dithmarscher_Krieges.djvu/026&oldid=- (Version vom 20.1.2023)