Heinrich Rantzau: Geschichte des Dithmarscher Krieges | |
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der Cimbern an der Etsch. Aber die Cimbern hatten auch den Römern empfindliche Verluste beigebracht. Sie töteten ihre Feldherrn, nahmen sie gefangen, oder jagten sie in die Flucht und vernichteten fünf römische Legionen. Wäre es nicht der Beschluss der göttlichen Vorsehung gewesen, dass die Römer alle Nationen unterjochen und in einem ausgedehnten Weltreich ihre höchste Macht entwickeln sollten, hätten sie nicht rechtzeitig, in der größten Gefahr, einen Feldherrn gehabt, der ebenso tapfer und tüchtig, als er unglaubliches Glück hatte, Rom wäre vielleicht schon damals zerstört worden. Darum wird Marius auch mit Recht der dritte Erbauer und Befreier Roms von Plutarch genannt.
Die Vornehmen der römischen Bürgerschaft aber, die Gegner des aus kleinen Verhältnissen zu hohen Ehren gelangten Marius gewesen waren, mußten eingestehen, daß der Staat von ihm allein gerettet worden war. Die Römer kämpften in diesem Kriege mit Aufbietung aller ihrer Kräfte, der Kräfte des ganzen großen Reiches. Als die Gelder zur Anwerbung neuer Soldaten erschöpft waren, da trieb Marius alle Bundesgenossen zur Hilfsleistung an. Verbrecher sogar und Verbannte wurden, dem Gesetz entgegen, in die Legion eingereiht, um dem gefürchteten Feinde eine möglichst große Truppenmasse entgegenstellen zu können.
Nach diesem Siege berichtet Tacitus an der Stelle, wo er mit schönen Worten den Zug der Cimbern schildert, wurden die Römer zweihundert Jahre hindurch in fortwährende schwere Kriege verwickelt, von dem Konsulat des Caecilius Metellus und Papirius Carbo bis zu dem zweiten Konsulat Trajans. Uebrigens sind einige Schriftsteller der Meinung, daß die Cimbern in dieser Schlacht nicht völlig aufgerieben worden sind. Es sind jedenfalls keine authentischen Nachrichten darüber auf uns gekommen. Die furchtbare Niederlage an der Etsch hatte ihre Macht so geschwächt und gebrochen, daß sie ihr altes Ansehen nicht wieder herzustellen vermochten. Wahrscheinlich aber zerstreuten sich die Ueberreste des geschlagenen Heeres dergestalt, daß sie sich teils zum Asowschen Meere zurückwandten, teils mit neuen Eroberungsplänen in Griechenland und Pannonien
Heinrich Rantzau: Geschichte des Dithmarscher Krieges. Heider Anzeiger G. m. b. H., Heide 1914, Seite 19. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Dithmarscher_Krieges.djvu/025&oldid=- (Version vom 20.1.2023)