ließ sich von einer solchen Aufsicht sehr viel versprechen. Aber – schon in seinem 16ten Jahre, in einem Alter, wo man bey einem zunftmäßigen Handwerke noch nicht Meister werden kann, und in dem man niemand auch nur das unbedeutendste Aemtchen anvertrauen würde, ward Karl für majoren erklärt, und bestieg den Thron. Das war sein Unglück, das war das Unglück des Landes. Er hatte noch keine Kenntnisse, keine Grundsätze und keinen Charakter. Er hieng von niemand ab, als von sich selbst. Wie war es anders möglich, als daß nun der feurige, wilde Jüngling allen Lüsten der Jugend den Zügel schiessen ließ, und so statt des Charakters, den ihm die Erziehung hätte ertheilen sollen, den andern annahm, den ihm sein Geblüt, seine Neigungen, und die Umstände gaben. Es gehört mit unter die unerklärbaren Dinge, welche Friedrich der Einzige gethan hat, daß er dem Kaiser Karl VII. die Vollbürtigkeitssache dieses Prinzen so dringend empfahl, und ihn sogar
Johann Gottfried Pahl: Geheimnisse eines mehr als fünfzigjährigen wirtembergischen Staatsmannes. o. V., [Heilbronn] 1799, Seite 30. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geheimnisse_eines_wirtembergischen_Staatsmannes.djvu/30&oldid=- (Version vom 1.8.2018)