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Geheimnisse eines mehr als fünfzigjährigen wirtembergischen Staatsmannes

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Textdaten
Autor: Johann Gottfried Pahl
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Titel: Geheimnisse eines mehr als fünfzigjährigen wirtembergischen Staatsmannes
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Erscheinungsdatum: 1799
Verlag: o. V.
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Erscheinungsort: [Heilbronn]
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Quelle: UB München 0001/8 Hist. 6894 und Djvu auf Commons
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Geheimnisse
eines
mehr als fünfzigjährigen
wirtemberg. Staatsmannes.


Zum Besten seiner Landsleute als ein Vermächtniß nach seinem Tode herausgegeben.


Ich liebe dich, o! schone mein, mein Vaterland!


1799.
H. Sander, über die Vorsehung.
I. Bd. S. 17.


Man kennt die Könige, die insgemein auf den Thronen sitzen. Sollte es wohl ihre Weisheit seyn, wodurch die Welt regiert wird? Indeß sie die Schmeicheley im Leben vergöttert, steht die Geschichte, mit dem Griffel in der Hand, im Winkel, sieht durch Kleider, Vorhänge, Masken, Bänder, Sterne, Bediente, Modesprache, Ton und Lebensart der großen Welt durch, und gräbt mit unsterblicher Schrift die wahre Beschaffenheit, die kleinen und großen Seiten, die Fehler und Tugenden, die geheimen Falten im Herzen des Königs ein, nennt Geschäffte und Vergnügungen, Denkart und Handlung mit ihrem wahren Namen, und legt das Denkmal für den Philosophen im Archive der Menschheit nieder.
Auszug aus dem Testamente des Verfassers.


(Statt der Vorrede.)


Ihr werdet unter meinen Papieren ein Manuscript finden, den Grundriß zu einem Gemälde unsrer Vaterlandsgeschichte, so lange ich ein Zeuge derselben war. Es enthält Wahrheit – die aber, so wie die Wahrheit überhaupt, bey vielen Leuten Anstoß erregen könnte. Demungeachtet will ich, daß es nach meinem Tode gedruckt werde. Denn die Wahrheit, die ich darinn aufgezeichnet habe, kommt doch an den Tag, oder sie ist es vielmehr schon längst; nur daß sie noch nicht so laut, und in diesem Zusammenhange gesagt worden. Ich hoffe aber damit meinen Landsleuten einen kleinen Dienst zu erweisen. Denn wenn sie sehen, wie viel wir von jeher erlitten haben, und wie die Verfassung unsres Landes immer unsre Retterinn war, – sollte ihnen das nicht eine Ermunterung geben, diese Verfassung lieb zu gewinnen, für die Erhaltung derselben wachsam zu seyn, und Gut und Blut für sie zu wagen? – Die Freuden des Patriotismuses gehören in Deutschland unter die fremden Empfindungen, weil die Tugend überall erstickt wird, aus der sie entspringen. Doch habe ich diese Freuden oft in einem hohen Maaße genossen, wenn sich auch manchmal tausend Erfahrungen der peinlichsten Art vereinigten, sie nieder zu schlagen. Denn das Bewußtseyn konnte nie in mir ersterben, daß ich nicht einem Fürsten, sondern dem Staate angehöre, daß die Verfassung dieses Staates, mich für einen freyen Mann erklärt, und daß mein Vaterland einst das glücklichste Land Germaniens seyn müßte, so bald das Brustwehr, das in demselben gegen den Despotismus aufgeführt ist, seine jetzige Elasticität mit einer festen, ausdauernden Konsistenz vertauschen würde.

Die Natur und die Vorsicht unsrer Väter haben alles gethan, Wirtemberg glücklich zu machen. Nützen wir die Gaben der erstern, und handeln wir in dem Geiste der letztern, – in diesem weisen frommen, furchtlosen, redlichen, tapfern Geiste, dann werden wir auch glücklich seyn.

Wirtemberg ist gleichsam ein weites Thal, beynahe in seiner Mitte von dem Neckar durchströmmt, das auf der Mittag- und Abendseite von zwo langen Gebirgsketten umfangen wird, und in diesem Bezirke findet sich alles im Ueberfluß, was zum Bedürfnisse, zur Bequemlichkeit, und zur Freude des menschlichen Lebens gehört. Auf den Höhen den Gebirge wächst eine Menge Holz; in ihrem Innern finden wir Eisen und andere Mineralien; und in den Thälern, die sich zwischen ihnen einsenken, sprudeln in lachenden Wiesen, warme Quellen und Gesundbrunnen hervor. Auf den Ebenen an ihrem Fusse aber breiten sich fette Ackergefilde ins Unermeßliche aus; die Hügel tragen auf ihrem Rücken den edlen Weinstock; ihnen zur Seite bietet das Land die feinsten Gartengewächse dar; überall durchkreuzen Alleen von Obstbäumen die Fluren, und was der Mensch von alle diesem Seegen der Natur nicht bedarf, wird den Heerden seines Hornviehes, seiner Schaafe, und seiner Pferde zu Theil. Was kann der Bewohner eines solchen Landes sich weiter wünschen, zumal wenn er geschäfftig, rauh, und genügsam ist, wie der Wirtemberger?

Etwas doch wohl – das schöne Stück, um das wir nach Luthers Erklärung in der vierten Bitte beten, ein gut Regiment. Denn der Despotismus saugt nur um so gieriger, je mehr er Saft findet, und alle Herrlichkeiten, und aller Ueberfluß der Erde werden uns zum Eckel, so bald wir Fesseln tragen. Wenn man in einem Lande, dessen Fürst unumschränkt ist, nicht Ursache hat über Tyrannenhudeleyen zu klagen, so ist das ein höchstunwahrscheinlicher, glücklicher Zufall, und es giebt nichts ehrwürdigeres unter der Sonne, als einen Monarchen, der, ohne von einem andern Gesetze, als von seinem Gewissen abzuhängen, kein Quäler und Unterdrücker seines Volkes wird. Denn wer fühlt es nicht, daß ein sehr hoher Grad moralischer Größe dazu gehört, nur der Stimme der Gerechtigkeit und der Güte zu folgen, während man überall durch keine äussere Macht gehindert ist, alles das zu thun, was der Eigennutz, die Sinnlichkeit, der Stolz und die Herrschsucht gebieten?

Ein Fürst in Wirtemberg besitzt aber keine schrankenlose Macht. Es stehen ihm Repräsentanten der Nation zur Seite, welche befugt sind, ihn bey jedem Emporstreben der Willkühr zu warnen, ihn auf die Bedingungen des ihm versprochenen Gehorsams hinzuweisen, und falls er sie antastet, die Mittel gegen ihn zu gebrauchen, die ihnen die Natur der Verfassung einräumt. Nach dem Buchstaben des heiligen Gesetzes, welches das Palladium der wirtembergischen Freyheit ist, kann der Herzog die Rechte der herrschenden protestantischen Religion in nichts beschränken, er kann von dem Lande keinen Fuß breit veräussern, er kann den Unterthanen keine ungewöhnlichen Steuern und Abgaben auflegen, er kann an den Gesetzen und Ordnungen des Herzogthums nichts ändern, er kann keinen Unterthanen ohne Urtheil und Recht am Leben, Ehre, oder Gut strafen, er muß alle Rechte und Privilegien der Gemeinden und einzelnen Bürger ungekränkt erhalten, und will ein Unterthan auswandern, so muß er ihm den freyen Abzug gestatten.

Diese Gesetze schliessen alle Eigenmacht und alle willkührliche Gewalt aus, räumen die rohen und finstern Begriffe barbarischer Zeitalter von der Unumschränktheit der Rechte der Alleinherrschaft bey Seite, und führen von selbst auf das erste Princip aller gesunden Staatsphilosophie, daß die bürgerliche Gesellschaft auf einem Vertrage beruhe, wobey die Pflicht des gehorchenden Theils mit der Leistung des Befehlenden stehe und falle. Man findet deßhalb auch in Deutschland kaum eine bessere Verfassung, als die von Wirtemberg. Nur daß es mit den Verfassungen gewöhnlich geht, wie mit dem Dekalogus. Wir lernen ihn von Kindheit an auswendig, und wir sehen, daß er nur das will, was gut ist und frommt, und doch – thun wir nicht darnach.

Es hat trotz dieser vorsichtigen Beschränkungen der Alleinmacht, noch in der Mitte dieses Jahrhunderts, in Wirtemberg eine Periode gegeben, wo wir unter die unterdrücktesten, gemißhandeltesten, gehudeltesten Völker Europens gehörten; – und nie gelang es uns überhaupt, uns auf die Stuffe von Wohlstand empor zu schwingen, die wir, bey denn Segnungen des Himmels, die uns geworden sind, und bey der Konstitution, die unsre Freyheit eben so weise gegen den Despotismus, als unsre Beutel gegen fürstliche Raubgier sichert, längst erreicht haben sollten.

Man hört in allen Ländern, wo es ständische Kollegien giebt, die Klage, daß diese selten ihre Schuldigkeit thun; und so haben auch in Wirtemberg, die weisern Patrioten, welche weiter sehen, als der große Haufe, von jeher tiefer über die Trägheit und den Eigennutz unsrer Repräsentanten geseufzt, als über die Anmassungen unserer Fürsten. Die letztern können auch in der That keinen bedeutenden Schritt zum Verderben der Unterthanen thun, wenigstens nichts durchsetzen, was eine allgemeine Wirkung hätte, oder das Ganze drückte, so bald die erstern in dem festen, männlichen, patriotischen Geiste handeln, der sie von Rechtswegen beleben soll. Aber, o wie viele Jahre zählen wir schon, seit dem dieser Geist von unserm landständischen Ausschusse gewichen ist! – Mangel an politischer Aufklärung, Unbekanntschaft mit der Geschichte und den Rechten unsrer Verfassung und Repräsentation, eine aus rohen, zum Theil aberglaubisch-religiösen Ideen, entsprungene sclavische Ehrfurcht vor dem fürstlichen Namen, dumpfe Anhänglichkeit an das Alte und Hergebrachte, der schändliche Eigennutz, der sich und seiner Familie die höchste Ungnade nicht zuziehen will, und endlich Blödsinn, Schlaffheit und Menschenfurcht, – dieß sind die Ursachen, die von jeher unsre Stellvertretter – mit wenigen Ausnahmen, stumm und feil gemacht, und sie aus den Wächtern der Nationalfreyheit, in die Verräther derselben umgeschaffen haben. Die Geschichte wird zu seiner Zeit das Geheimniß der Bosheit enthüllen, und dann mögen unsre Enkel die Grabmähler der priesterlichen und unpriesterlichen Schurken verheeren, welche, besonders in dem letzten Zeittheile der karolinischen Periode, bey den gesetzwidrigsten Handlungen des Fürsten so feige stille gesessen sind, und unser Geld so eigenmächtig, zur Befriedigung seiner Lüste, an ihn verschwendet haben. Freylich war unter uns römischer Muth und römischer Patriotismus, in manchen Zeiten kaum zureichend, um den Beruf eines Volksvertretters mit alle der Treue und Redlichkeit zu erfüllen, die man zu fordern berechtigt ist. Denn unsre Herzoge handelten von jeher immer im Geiste der willkührlichen Gewalt, und wenn man die Reihe derselben durch einen Zeitraum von mehr als 200 Jahren hinauf verlängert, so stößt man auf die schreckliche Bemerkung, daß in dieser ganzen Periode Wirtemberg nur einen einzigen würdigen Fürsten, ausser diesem aber immer entweder Despoten, oder Lüstlinge, oder Weichlinge, oder Schwachköpfe, – auf seinem Throne gesehen habe. Wehe dem Lande, aus dessen Geschichte ein solches Resultat hervorspringt! –

Ja, fürwahr! freudig schlägt das Herz eines jeden biedern Bürgers empor, wenn man den Namen seines Christophs nennt. Er ward in der Schule jugendlicher Widerwärtigkeiten gebildet, und lernte in ihr die Weisheit, die man ausser derselben vergeblich sucht. Ausgereift in seinen Grundsätzen und in seinem Charakter, geleitet durch einen reinen religiösen Sinn, mit einem Herzen voll Muth, Humanität und Redlichkeit, und mit einem Verstande voll Licht und Klugheit, bestieg er den Thron, und – so rettete er das Land von dem östreichischen Joche, gab der Kirchenverbesserung Festigkeit und Konsistenz, vereinfachte den Geschäftsgang der Landschaft, wurde der Solon Wirtembergs, und sein Gesetzbuch gilt bis auf diesen Tag. Er erhielt in den gefährlichsten Zeitläuften seinen Unterthanen Ruhe und Frieden, und verschaffte seinem Staate ein so großes Ansehen, daß er in keiner Zeit, in den öffentlichen Angelegenheiten Deutschlands eine glänzendere Rolle spielte, als damals.

Wie verschieden war dieser Sohn von seinem Vater, – wie verschieden dieser Vater von seinem Sohne? Ulrich, der Brausekopf, führte traurige Zeiten für sein Volk herbey. Dieser wilde, stürmische, starrsinnige, rohe Ritter, kannte kein Gesetz, als seinen Willen, und handelte mit einer Unbesonnenheit in den Tag hinein, als wäre die ganze Welt um seinetwillen da. Seine Feste, Jagden, und Ritterspiele hatten bald seinen Beutel geleert, und nun stürzte er durch räuberische Finanzoperationen sein Volk in Verzweiflung, und ein Theil desselben ergriff die Fahne der Empörung. Aber er rächte sich mit Wuth an den Würmern, die sich unter seinem Fuße gekrümmt hatten, und trieb sein loses Spiel gegen sein Volk, seinen Adel, sein Weib und seine Nachbarn so weit, daß er endlich als Flüchtling das Land verlassen, und in der Ferne im Elende büssen mußte. Das war ein gerechter Lohn für einen Fürsten, der im Geiste der morgenländischen Sultane gehandelt, die heiligsten Verträge mit seinem Volke mit Füssen getretten, viele seiner Unterthanen an den Bettelstab gebracht, manche ohne Urtheil und Recht, zum Theil mit den ausgesuchtesten Martern, getödtet, und alle durch gesetzwidrige Abgaben und Frohnen bestohlen hatte. Lange saß Ulrich im Feuer der Läuterung, aber er brachte seinen ganzen Charakter wieder mit nach Stuttgardt zurück. Nur daß das Feuer der Jugend verloschen, und das frühere Ungestümm gemildert war. Er spielte in seinem Alter den Frommen und Heuchler und legte seinen Bedienten einen Ring um den Aermel ihrer Liverey, worauf Luthers Wahlspruch geschrieben stand: „Gottes Wort bleibet in Ewigkeit!“

Seimen Enkel Ludwig haben seine Zeitgenossen schon den Frommen genannt; ein Prädikat welches gewöhnlich Schwäche, Bigotterie, und weibischen Sinn anzeigt. Er kümmerte sich nichts um Regierungsangelegenheiten. Dagegen las er jeden Tag einen langen Abschnitt in der Bibel, schrieb ascetische Anmerkungen über seine Lektüre nieder, und kritisirte die polemischen Schriften seiner Theologen. Es war in ihm ein eifriger Prediger theologischen Unsinns, oder gar ein geschickter Professor der Gottesgelahrtheit verdorben. Doch lief er gern lustigen Spektakels und Possenspielen nach, hatte eine leidenschaftliche Liebe zur Jagd, und raubte sich durch seine beständige Trunkenheit das Vermögen Kinder zu zeugen.

Sein Nachfolger Friedrich, der viel Talent und Energie, aber einen harten despotischen Sinn besaß, verfolgte seine ganze Regierungszeit hindurch, berathen von seinem Kanzler Enzlin, nur einen Plan, nämlich den, die ständischen Rechte und Freyheiten, und besonders den tübingischen Vertrag, zu unterdrücken, und sich unumschränkt zu machen. Aber seine treulosen Entwürfe, – denn er hatte jene Rechte feyerlich bestätigt – gelangen ihm nicht, und Enzlin ward, nach seinem Tode, auf Hohenurach, enthauptet. – Seine Lieblingsbeschäftigung war die Alchymie. Er trieb sie im Grossen, und sie belohnte ihn, wie alle die Thoren, die sich von jeher mit ihr abgegeben haben, und deren es im wirtembergischen noch viele giebt, mit Wind und dem gerechten Spott der Vernünftigen. Johann Friedrich war ein merkwürdiges Beyspiel von Trägheit und Unentschlossenheit, und in der Hand seiner Räthe das Werkzeug ihrer Herrschsucht und ihres Geizes. Es floß durch ihre schlechte Wirthschaft eine ungeheure Schuldenlast zusammen, daß Ansehen des Herrn und des Staates sank mit jedem Tage tiefer, und so konnte er es in seinem kraftlosen Zustande, und bey dem Geiste der Feigheit, der ihn und seine Kollegien charakterisirte, nicht verhindern, daß sich bey dem Ausbruche des dreysigjährigen Krieges, 8000 Mann Kaiserliche ins Land legten, die Unterthanen feindlich behandelten, und ihnen das Mark aus den Beinen sogen.

Aber das war nur ein kleiner Anfang des größern Jammers, den dieser Krieg unter der Regierung Eberhards III. über Wirtemberg herbeyführte. Katholische Priester nahmen die Klöster und Kirchen in Besitz, der Kaiser verschenkte mehrere Aemter an seine Generäle und Räthe, viele Dörfer wurden menschenleer, viele Gegenden verödet, 50,000 Familien giengen während des Krieges durch Flucht und Tod verlohren. Eberhard ließ sich das alles wenig anfechten. Er begab sich nach Straßburg, spielte daselbst Romane und Heyrathen[WS 1], zeugte Kinder und machte sich lustig. Er war ein Mensch guter Art; aber nicht für den Thron gebohren, zur Heiterkeit und zum Lebensgenusse gestimmt, unentschlossen, feig, und voll eines unüberwindlichen Hanges zur Ruhe. Diese Züge charakterisirten auch alle seine Schritte in dem 26 Jahre langen Zeitraume, in dem er noch nach dem Frieden regierte.

Eberhard Ludwig war der Sklave einer aus der Fremde hergelaufenen, ausgedienten Buhlschwester, – und so wurde in unserm Vaterlande ein Hurenregiment eingeführt, das an Härte, Anmassungen und Ungerechtigkeiten alles übertraf, was man je ähnliches, sogar in Frankreich, gesehen hat. Die Gräfinn von Grävenitz war nicht zufrieden, blos die Vertraute des Herzogs zu seyn, durch ihren Einfluß die Staatsgeschäfte zu lenken, und zu bereichern. Nein, sie verlangte noch weit mehr und sie setzte alles durch was sie verlangte. Der Herzog mußte sich im Stillen mit ihr trauen lassen, ob sie gleich einen Gatten, und er eine Gemahlinn hatte. Es wurde ein geheimes Kabinet, als das höchste Staatskollegium errichtet, und darinn führte die Frau Gräfinn die Präsidentschaft. Alles was sonst durch den Herrn unmittelbar gieng, wurde von diesem Kollegium abgethan. Die Präsidentinn ertheilte öffentliche Audienzen; sie vergab alle Staatsdienste an den Meistbietenden; sie milderte, um die Bezahlung, die Urtheile der Justitzkollegien; sie eröffnete sich, mit der Kunst des schlausten Finanziers, die reichsten Geldzuflüsse; ja, sie zwang den Herzog sogar, ihr und ihrer Familie mehrere zum Lande gehörige Aemter zu schenken. Ueberall zog sie ihre Kreaturen hervor, und setzte sie in die ersten Staatsbedienungen; die verdientesten Männer aber wurden verhaftet und verbannt, wenn sie so unglücklich waren, ihr zu mißfallen, oder wenn sie ein lautes Wort zur Steuer der Wahrheit gesprochen hatten. Um von der Herzoginn entfernt zu seyn, mußte eine neue Residenz erbaut werden; und so entstand die Stadt Ludwigsburg mit einem prächtigen Schloße. Stuttgard wurde verlassen, und der Hof sammt den Kollegien in die neue Residenz gezogen. Man gab dem Hofe einen königlichen Glanz, man stellte Feste, Jagden und Schauspiele an, wie man sie in Deutschland beynahe nirgends sah; man hielt ein stehendes Militär, eine Menge Jäger und Spielleute. Alle Tage ward herrlich und in Freuden gelebt, – während das bedrückte Land seufzte und fluchte, und als das verruchte Weib nach einer Herrschaft von 20 Jahren, von ihrer stolzen Höhe herunter stürzte, so lag eine so unermeßliche Schuldenlast auf dem Lande, daß den spekulativsten Finanzkünstlern die Haut schauderte, und der Patriot mit Wehmuth auf den schwachen Fürsten hinblickte, der sich so gutwillig berauben ließ, und sich so wild in den kostbarsten Ausschweifungen aller Art gewälzt hatte.

Alexander, der Eberharden folgte, bestieg den Thron mit dem Ruhme eines großen Helden. Seine Regierung dauerte aber nur vier Jahre. Man hat derselben ein eisernes Monument errichtet, – den Galgen an dem der Jud Süß, in einem Käficht, aufgehangen wurde. Ich kann mich auch hier der großen Wahrheit nicht enthalten, und muß sie öffentlich der Welt sagen. Der Jud Süß mußte für die Sünden und Schandthaten mehrerer feiler Hofgünstlinge büßen und sterben – und zur ewigen Schande Wirtembergs, wurde er im eisernen Käficht aufgehängt. Unmittelbar nach dem Tode Alexanders, ließ der Administrator Karl Rudolph einen Befehl ergehen, worinn verordnet ward: „daß die Unterthanen alle widrigen Nachreden und ungleichen Urtheile über den hochseligen Herrn, bey scharfer Strafe und Ahndung, vermeiden und denselben im schuldigst-respektuesesten Andenken erhalten sollten.“

Wenn man, indem man an der Hand der Geschichte in die Vorzeit zurückwandelt, auf solche Physiognomien stößt, so ist es schwer zu begreifen, wie Wirtemberg bey alle dem den Wohlstand erreichen konnte, in dem wir es wirklich sehen; und noch noch weniger, wie es möglich war, daß es in jedem Jahrhunderte seine Gränze weiter ausdehnte, und beträchtliche neue Besitzungen in dieselben hineinzog. Die Natur war die Beschützerinn des Landes gegen seine böse Fürsten und Mitregenten. Wenn diese auch viel bedurften, und die Abgaben und die Frohndienste ins Unendliche vermehrten, so ersetzten unsre Aecker und unsre Weinberge den Verlust doch immer wieder, und so bald eine auch kurze mildere Zeit kam, war es leicht sich zu erholen. Der Reichthum des Landes giebt dem Bewohner Kräfte, viel zu tragen, und die Sparsamkeit und der Fleiß des letztern heilen die Wunden bald, die ihm der Despotismus geschlagen hat.

Ich habe den Herzog Karl, dessen an ein halbes Jahrhundert hingränzende Regierungsperiode ohne Widerspruch der merkwürdigste Zeitraum in der wirtembergischen Geschichte ist, – oft einen großen Fürsten nennen hören, und das sogar von Leuten, von denen vorauszusetzen steht, daß sie die Idee begreifen, die dieser Ausdruck bezeichnet. Sie waren offenbar durch den äußern Schimmer der Größe geblendet, und die dem Wirtemberger so tief eingeprägte Anhänglichkeit an seinen Landesherrn, verwandelte ihr Urtheil in ein Elogium. Groß ist nur derjenige in seinem Berufe, der alle Pflichten desselben in der höchsten Vollkommenheit erfüllt. Wenn diese Bestimmung ihre Richtigkeit hat, so gebührt Karln noch lange kein Anspruch an jenes Prädikat. Wir legen dasselbe mit allgemeiner Einstimmung unserm Herzoge Christoph bey, und es wird ihm bleiben, so lange unsre Geschichtbücher dauern. Aber der Spittler des zwanzigsten Jahrhunderts wird gewiß Karln mit ihm nicht in die entfernteste Paralelle setzen.

Es ist wahr, die Natur hatte Karln ungemeine Verstandestalente gegeben. Er faßte außerordentlich leicht und schnell, vereinigte viele Dinge unter einem Bilde, betrachtete alles aus dem richtigen Gesichtspunkte, drang überall über die Oberfläche ein, sahe alles im hellsten Lichte, und besaß dabey ein ausserordentlich treues Gedächtniß, und eine sehr lebhafte Imagination. Aber diese Talente hatten nur eine sehr unvollkommene Bildung erhalten; denn im den Jahren, wo die Verstandeskultur erst einen festen Gang zu nehmen beginnt, und früher gesammelte Kenntnisse Ordnung und Zusammenhang erhalten, entfloh er seinen Erziehern, ward unabhängig, und stürzte sich in Zerstreuungen hinein, wo von keiner weitern Bildung mehr die Rede seyn konnte. Er besaß deßwegen keine wissenschaftlichen Kenntnisse; so gar konnte er nicht einmal richtig lesen, und keine Sprache orthographisch schreiben.[1] Sein Umgang mit unterrichteten und geistvollen Menschen setzten ihn freylich, bey seinem guten Gedächtniß, in den Stand, bey Gelegenheit die Miene des Gelehrten anzunehmen; aber man bemerkte bald, daß seine Kenntnisse sehr fragmentarisch und seicht waren; und oft legte er, bey den Prüfungen der Akademie, den Zöglingen so alberne Fragen vor, daß sich diese nur mit Mühe des Lachens enthalten konnten. Aber in manchen Zweigen des Geschmacks waren seine Sinne kompetent. In der Kunst eine Feyerlichkeit, einen Einzug, eine Illumination, einen Ball, eine Jagd, die Dekoration eines Gebäudes – anzuordnen, übertraf ihn niemand. Auch von Militärsachen hatte er nur sehr oberflächliche Kenntnisse, die sich nicht viel weiter, als auf die Angelegenheiten des Dienstes erstreckten.

Stolz war der Grundzug in seinem Charakter. Er war sein eigenes Ideal, und glaubte, daß er es auch sonst für jedermann seyn müßte. Alle seine Handlungen waren auf die Befriedigung dieser Leidenschaft berechnet; und er stellte nie die Untersuchung an, ob etwas recht und nützlich sey? sondern immer nur ob er damit glänze? Oft suchte er diesen Glanz in den kleinlichsten Dingen, und dann erschien sein Stolz als die lächerlichste Eitelkeit. Er hatte die übertriebensten Begriffe von den Rechten eines Fürsten, und handelte durchaus nach dem Princip, daß alles um seinetwillen da sey, und daß ihm die Befugniß zustehe, von dem Bürger jedes Opfer zu fordern. Deßhalb nahm er seinen Unterthanen und Beamten gegenüber, immer die Miene des verachtenden Uebermuths an, und war unerbittlich hart, und so gar ungerecht, wenn er Anspruch auf ihre Unterstützung oder auf ihre Dienste machte. Da er in nichts nach Grundsätzen handelte, und alle seine Entschliessungen plötzlich und rasch faßte, so war er sehr unbeständig, und eine Unternehmung, die er oft mit unermeßlichem Aufwande vorbereitet hatte, wurde nicht selten in der Mitte abgebrochen, und überhaupt gar nichts vollendet. Schwierigkeiten, die seinen Planen oder Grillen gemacht wurden, waren unerträglich; sie zu heben, wurden alle nur mögliche Kräfte in Bewegung gesetzt. Er war voll Lebhaftigkeit und Feuer; aber bey einer gleichförmigen Thätigkeit bald verdrossen. Er konnte nichts widriges ertragen, und gerieth bey dem Anblicke desselben entweder im Flammen, oder erlag. Alle Dienste, die man ihm geleistet hatte, sah er als Schuldigkeit an, und vergaß sie auf der Stelle; aber Beleidigungen blieben ihm unvergeßlich, und er rächte sie oft mit Grausamkeit. Er liebte den Spott, und bediente sich gerne der Freyheit, die nur die Fürsten haben, die Leute öffentlich zu beschämen und in Verlegenheit zu setzen. Freundschaft und Liebe waren ihm fremde Empfindungen. In der Wollust war er unersättlich. Sein Zorn war Wuth. Er haßte kein Laster, als die Trunkenheit.

Man sieht hieraus, daß Karl allerdings Anlage hatte, das zu werden, was er nicht war, – ein großer Fürst. Denn die seltnen intellektuellen Talente, die er besaß, verbunden mit dieser Lebhaftigkeit des Charakters, bedurften nur einer regelmässigen und vollendeten Kultur, und eine durch Gewöhnung befestigte Richtung auf das moralische Interesse, und die schönsten Hoffnungen des Landes waren erfüllt. Er wuchs an der Hand eines vortrefflichen Erziehers, des Barons von Segui, der mit dem gebildetesten Verstande die reinste Moralität vereinigte, empor; und brachte mit seinen Brüdern dritthalb Jahre zu Berlin zu, wo Friedrich der Einzige selbst es sich zu seinem Geschäffte machte, ihre Erziehung zu beobachten und zu leiten. Es ließ sich von einer solchen Aufsicht sehr viel versprechen. Aber – schon in seinem 16ten Jahre, in einem Alter, wo man bey einem zunftmäßigen Handwerke noch nicht Meister werden kann, und in dem man niemand auch nur das unbedeutendste Aemtchen anvertrauen würde, ward Karl für majoren erklärt, und bestieg den Thron. Das war sein Unglück, das war das Unglück des Landes. Er hatte noch keine Kenntnisse, keine Grundsätze und keinen Charakter. Er hieng von niemand ab, als von sich selbst. Wie war es anders möglich, als daß nun der feurige, wilde Jüngling allen Lüsten der Jugend den Zügel schiessen ließ, und so statt des Charakters, den ihm die Erziehung hätte ertheilen sollen, den andern annahm, den ihm sein Geblüt, seine Neigungen, und die Umstände gaben. Es gehört mit unter die unerklärbaren Dinge, welche Friedrich der Einzige gethan hat, daß er dem Kaiser Karl VII. die Vollbürtigkeitssache dieses Prinzen so dringend empfahl, und ihn sogar in einem Schreiben vom 22sten Nov. 1743 sagte: „derselbige sey im Stande noch größere Staaten zu regieren, als diejenigen, welche die Vorsicht seiner Sorgfalt anvertraut hat,“ und „er besitze solche Einsichten, Gaben und Eigenschaften, welche einen Prinzen in den Stand setzen, allein zu regieren, und sein Volk glücklich zu machen.“

Der Erfolg hat hier einen großen Mann Lügen gestraft.

Wirtemberg erfuhr nur allzufrühe nach Karls Regierungsantritt, wie wahr der alte Gemeinspruch sey: „Wenn die Fürsten verschwenden, so wird das Volk arm.“ Zwar fühlte man die Folgen seiner Verschwendungen nicht plötzlich, theils weil er einen großen Geldvorrath antraff, der während der vormundschaftlichen Regierung erspart wurde, theils weil er sich nur allmählig den Wegen der Ausschweifungen überließ. Er schien freylich längst den Gedanken aufgefaßt zu haben, daß er unter den deutschen Fürsten, in dem was er für fürstliche Größe hielt, die Hauptrolle übernehmen wolle. Aber er begnügte sich in seinen ersten Regierungsjahren damit, sie nur vorzubereiten, und sich unterdessen mit solchen Zerstreuungen zu belustigen, an denen gewöhnlich nur das Knabenalter Vergnügen findet. In dem Maaße, in dem er sich der männlichen Reife näherte, erlangten auch seine Prunksucht, sein jagen nach Sinnengenuß, und sein Despotismus eine immer höhere Vollendung. Seine Gemahlinn schien viel über ihn zu vermögen; wenigstens wußte sie die heftigern Ausbrüche seiner Leidenschaften in den Schranken zu halten und zu mässigen. So bald sie sich aber von ihm entfernt hatte, stürzte der ganze Strom aus seinem Ufer, und wälzte sich wild und unaufhaltsam fort. Glänzen und geniessen! – schien damals Karls einzige Handlungsmaxime, und, ach! er hat sie nur zu treu befolgt.

Der herzogliche Hofstaat übertraff bald alles, was man von jeher in Stuttgard gesehen hatte, und ließ manchen königlichen weit hinter sich zurück. Es wurde eine Menge fremden Adels in das Land gezogen, um den Glanz des Hofs zu vermehren. Es wimmelte von Marschalls, Kammerherrn, Kammerjunkern, Jagdjunkern, Edelknaben, etc. und viele von ihnen, die weiter nichts zu besorgen hatten, als um den Landesherrn zu figuriren, zogen ansehnliche Gehalte. In ihrem Gefolge war ein unzählbares Heer von Kammerdienern, Heiducken, Mohren, Laufern, Köchen, Lakayen und Stallbedienten, welche alle in den reichsten und prächtigsten Livereyen erschienen. Zugleich wurden die Korps der Leibtrabanten, Leibjäger und der Leibhusaren errichtet, deren Uniformen mit Gold, Silber, und kostbarem Pelzwerke bedeckt waren. Für den Marstall wurden die schönsten Pferde angeschafft, und theils mit großen Kosten, aus den entferntesten Ländern herbey gebracht. Ihre Anzahl wuchs bald bis über 500 Stücke an. Alles war prächtig und königlich. Man erstaunte, an dem Hofe eines deutschen Fürsten einen solchen Prunk zu sehen.

Einen noch größern Aufwand erforderte das französische Theater, die Oper, die Ballets, und die Musik. Die größten Künstler wurden aus ganz Europa herbey gerufen. Noverre war der Direktor des Ballets, Jomelli Kapellmeister, und selbst Vestris mußte sich zwischen Stuttgardt und Versailles theilen. Man führte Opern auf, von denen nicht selten die Zubereitungen zu einer einzigen 100,000 Gulden erforderten. Die Künstler hatten ungeheure Gehalte. Mancher Tänzer bezog eine größere Besoldung, als ein wirklicher geheimer Rath.

Oefters, besonders an den Geburtstägen des Herzogs, wurden Feyerlichkeiten veranstaltet, an denen man alles vereinigt sah, was nur Pracht und Geschmack zu Stande bringen können. Da floß immer eine Menge Fremder herbey, die auf seine Kosten lebten. Der Hof erschien in seinem größten Glanze. Es wurden die prächtigsten und kostbarsten Opern gegeben, und alles erschöpft, was Jomelli’s und Vestri’s Kunst vermochte. Veronese brannte manches Feuerwerk ab, das in wenigen Minuten einen Aufwand von einer halben Tonne Goldes verzehrte. Ueber einige sehr glänzende Geburtstage giengen 3 400,000 Gulden auf. Der Bibliothekar des Herzogs, Uriot, erhielt gewöhnlich den Auftrag diese Feyerlichkeiten zu beschreiben. Das kleinste Detail ward in seinen Beschreibungen nicht übersehen, und die eitle Prunksucht des Fürsten, die den Unterthanen so manchen sauren Schweistropfen kostete, mit den abgeschmacktesten Schmeicheleyen gepriesen.

Nicht weniger glänzend als diese Feste waren die Jagden, die oft mit denselben vereinigt waren, oft aber besonders, in allen Gegenden des Landes veranstaltet wurden. Der Herzog liebte diese Art von Vergnügen mit Leidenschaft. Die Zahl der Jäger und Jägergenossen wurde deßhalb ins Unendliche vervielfältigt, und diese rauhe Klasse von Menschen erlaubte sich, so wie überall wo sie in den Augen des Souverains geltend geworden, die gröbsten Ungerechtigkeiten und Bedrückungen gegen die armen Landleute. Das Wild wurde in ausserordentlicher Menge gehegt. Heerdenweise fiel es in den Aeckern und Weinbergen ein, und zerstöhrte oft in einer Nacht die Arbeit eines ganzen Jahres. Der jetzige Markgraf von Baaden sagte einst bey der Tafel, wo von dem ungeheuren Luxus und Bedrückungen des Hofes von Wirtemberg die Rede war: es wäre sonderbar, er der Markgraf gäbe sich alle Mühe sein Land recht glücklich zu machen, und der Herzog von Wirtemberg gebe sich nicht weniger Mühe, sein Land zu ruiniren, und doch würden immer beyder Absichten vereitelt. – Selbsthülfe war bey Zuchthaus- und Festungsstrafe verboten. Bey großen Jagden, wurden die Treiber oft 12 und mehrere Stunden weit fortgeschleppt; und ward, was nicht selten geschahe, eine Wasserjagd auf dem Gebirge angestellt, so mußten die Bauern eine Vertiefung graben, sie mit Thon ausschlagen, das Wasser aus den Thälern hinaufführen, und so einen See zu Stande bringen.

Beynahe alljährlich machte der Herzog Reisen, besonders auf das Karneval nach Venedig, wodurch ungeheure Summen aus dem Lande geschleppt wurden. Dieß geschah öfters seinen italienischen Beyschläferinnen zu Liebe, deren er oft ein ganzes Serail beysammen hatte. Diese verächtlichen Geschöpfe erforderten einen sehr großen Aufwand, indem sie zum Theile fürstlichen Staat machten. Die Lieblingssultaninn hatte täglich hundert Gulden Besoldung. So gut sie aber auch bezahlt waren, so konnte es der Herzog doch nicht hindern, daß sie ihm nicht samt und sonders Hörner aufsetzten. – Die Befriedigung der Wollust, die unter den Töchtern des Landes gesucht wurde, kam aber nicht so theuer zu stehen. Stieß dem ehrwürdigen Landesvater ein Mädchen auf, das ihm gefiel, so wurde es ohne weiteres in Requisition gesetzt. Selten gelang es der Unschuld und der Tugend ihm zu entfliehen. Er erröthete nicht, laut zu erklären daß er die Sprödigkeit des erwählten Opfers an dessen ganzen Familie rächen werde. Machte ihm eine der Geschwächten die Anzeige, daß sie schwanger sey, so erhielt sie semel pro semper 50 Gulden, und ward damit, samt ihrem Kinde dem Schicksale überlassen.

Da aber alles auf den höchsten Grad empor geschraubt seyn sollte, so geschah dieß auch in Ansehung des Militärs, und an keinem deutschen Hofe ward damals das Soldatenspiel so kostbar getrieben, als zu Stuttgardt. Man sah nach und nach, besonders seit dem der Subsidientraktat mit Frankreich geschlossen ward, ein Korps d’Armee entstehen, das sich bis auf 17,000 Mann erstreckte. Auch hier war alles nur auf Schimmer und Pracht angelegt. Kostbare Uniformen, schöne Pferde bey der Kavallerie, die höchste Reinlichkeit in Ansehung der Montirung und Waffen, eine gezirkelte Gleichförmigkeit im Haarputze, und eine pedantische Pünktlichkeit im Dienste, – das war der Charakter dieser Truppen. Man wollte keine gute, sondern schöne Soldaten haben; und bey der Anstellung der Officiere empfahl eine hohe Geburt, zumal wenn noch die Abstammung aus einem fremden Lande hinzu kam, weit nachdrücklicher, als alle Verdienste. Die Gemeinen wurden durch Werbungen und verfassungswidrige Auswahlen herbeygeschleppt, und dann durften die armen Schelme, bey dem kärglichsten Solde, der noch dazu oft sehr unrichtig bezahlt wurde, und bey einer Kleidung, die den Körper zwar zierte, aber nicht bedeckte, hungern und frieren. Stuttgard und Ludwigsburg wimmelten von Soldaten. Täglich trieb der Herzog sein Spiel mit ihnen, ermüdete sie durch unnütze Uebungen, und stellte ab und zu, zur Unterhaltung des Publikums, kostbare Lustlager an. Wirtemberg schien mit einem male in eine Schule des Krieges umgeschaffen. Aber das war alles bloßer Zeitvertreib, Parade, fürstliches Plaisir –.

Dieser sonderbare Fürst, der nach allen Ehren geizte, wollte nun mit einem male auch die Ehre des Helden erlangen. Er hatte seine Truppen gegen seinen Wohlthäter den König von Preussen zu Felde geschickt; dieser hatte sich aber bey Lissa gerochen. Von Schrecken und banger Todesfurcht ergriffen, warfen sie die Waffen weg, und flohen davon. Nun stellte sich der Herzog an ihre Spitze, und führte sie ins Fuldaische, um sich dort mit dem Marschall von Broglio zu vereinigen. Wie ein gählinges Ungewitter überfiel ihn aber, indem er sich mit den fuldischen Damen auf einem Balle belustigte, der Erbprinz von Braunschweig, alles nahm über Hals und Kopf die Flucht, und er selbst entgieng nur mit Mühe der Gefangenschaft. Und doch war er eitel und thöricht genug, von dieser schimpflichen Niederlage, wie von einem Siege zu sprechen, „Ich habe, schrieb er dem Minister von[WS 2] Montmartin, 600 Grenadiere aufgeopfert, um 8000 Mann zu retten, und – der Streich ist mir gelungen!“ Eben so wenig fand er die Lorbeeren die er suchte, in dem Feldzuge nach Sachsen. Die abscheulichsten Unthaten und Plünderungen, die sich der Soldat in Feindesland erlaubte, und eine eilige Retirade war der ganze Erfolg desselben. Der Herzog fieng an zu fühlen, daß er sich durch seine Kriegszüge nur lächerlich mache, gieng wieder nach Haus, und überließ sich seinen alten Zerstreuungen[WS 3], welche weniger gefährlich und weniger mühsam waren, als ritterliche Abentheuere. Nachdem er sich noch eine Weile mit dem friedlichen Soldatenspiele amusirt hatte, so dankte er seine Truppen allmählig ab. Dadurch wurde mancher brave, verdiente Officier in Verzweiflung gestürzt. Den Wogen des Schicksals Preis gegeben, hatten viele kein anderes Mittel zu ihrer Rettung, als daß sie sich als gemeine Soldaten in andern Diensten unterhalten liessen.

Bald nach dem Kriege raffte der Herzog, ich weiß nicht wo, den Gedanken auf, ein prächtiges Lustschloß zu bauen, und so erhub sich auf einer Höhe, welche zuvor eine unbesuchte, waldigte Wüste war, die Solitüde. Da alle seine Ideale so schnell als möglich realisirt werden mußten, so waren auch bey diesem Bauwesen täglich mehrere tausend Hände beschäftigt, die Arbeit gieng im Winter wie im Sommer fort, und das ganze erreichte seine Vollendung in einer Eile, wie die Feenpaläste der Dichter. Das empfanden aber die umliegenden Aemter. Die Bauren mußten ihre Erndte verderben lassen, und mit Mann und Roß für den Fürsten arbeiten, und die Beamten hatten volle Beschäftigung wollten sie anders alle die unzähligen und unsinnigen Befehle vollziehen, die aus Veranlassung dieses Bauwesens täglich bey ihnen eintrafen. Die Ausgaben häuften sich ausserordentlich. Der Herzog bezahlte über eine Million, und doch mußten sich viele Arbeitsleute gefallen lassen, ihr Verdienst an die Tafel zu schreiben. Am Ende war aber auch hier alles ein bloser Zeitvertreib gewesen. Was schnell entsteht, vergeht wieder schnell. Einige Gebäude fiengen an in ihrem Innern zu zerfallen, ehe das Ganze noch vollendet war. Die unbeständigen Neigungen des Herzogs fielen auf neue Gegenstände. Er vernachlässigte die Solitüde, und so wird dieß kostbare Werk, das mit so vielem Enthusiasmus begonnen und fortgesetzt, und aus fürstlicher Verdrossenheit verlassen ward, in wenigen Jahren ein Steinhaufen seyn.

Ein Fürst der Talent und Einsicht, mit einem lebhaften und selbständigen Charakter verbindet, – und das war der Fall wirklich bey Karln – lauft gewöhnlich, wenn er sich auf die Wege der Ausschweifungen und der Willkühr verirrt, so lange auf denselben fort, bis ihm die Nothwendigkeit Stillstand gebietet; was aber gewöhnlich für seine Ehre, und für das Wohl seines Landes viel zu spät geschieht. Wenn sich ihm die Mittel zur Befriedigung seiner Lüste, und zur Hinwegräumung der Hindernisse, die ihr entgegen stehen, sehr leicht und in großer Menge darbieten, so kommt er so lange dieselben[WS 4] fortdauren, nie zur Besinnung, um selbst das Verderben zu bemerken, das er sich und seinen Unterthanen bereitet. Wird es ihm auch ab und zu in der Ferne sichtbar, so beredet ihn doch eben seine Gewohnheit, alles was ihm mißfällt zu beseitigen, daß er dasselbe zu seiner Zeit auch hier Vermögen werde. Bey einem solchen Fürsten findet die Stimme der Wahrheit und der Freymüthigkeit keinen Eingang. Denn er traut alles seiner eignen Kraft zu, und stößt mit Bitkeit den redlichen Mann zurück, der sich erdreistet, ihm die Gefahren zu zeigen, die über ihn herhängen. Dadurch bildet sich unter den Menschen, die ihm nahe sind, ein Geist der Furcht, der Knechtschaft und der Schmeicheley, der zu allem ja! sagt, alles erhebt und preist, und sich kein Wort und keine Miene erlaubt, wodurch seine Eigenliebe beleidigt werden könnte. Nirgends finden diese Bemerkungen, eine Vollkommenere Bestätigung, als in der Geschichte des Herzogs Karl.

In jener Periode der willkührlichen Gewalt, der Verschwendung, und des Prunks, ergoß sich über den Hof, das Militär und die Civilbeamten des Landes ein gemeinsamer Charakter, der aus einem sonderbaren Gemische von Sklaverey und Stolz, Unterwürfigkeit und Herrschsucht, Niederträchtigkeit und Uebermuth bestand, und nur in wenigen Ausnahmen unsichtbar ward. Die von dem Herzoge durch so viele Thatsachen bestätigte Idee von der Unumschränktheit seiner Macht, verbreitete sich über alle, die in seinem Namen handelten; die ständischen Rechte und die Landesprivilegien aber wurden, durch die täglichen Verhöhnungen, welchen sie ausgesetzt waren, verächtlich, oder als unbrauchbar gewordene Antiken betrachtet. Alles zitterte vor dem Despoten; alles gehorchte seinem Winke; alles schmeichelte und kroch; und um seinen Diensteifer recht deutlich an den Tag zu legen, half man zu jeder Ungerechtigkeit und ahmte sogar seine Laster nach. Auch so wie vor dem Fürsten, zitterte jeder Subaltern vor seinem Vorgesetzten, und alle rächten die Knechtschaft, in der sie sich befanden, an dem Volke. Der Uebermuth und die Ansprüche des Adels und der Offciere waren gränzenlos. Sie hudelten die sämtlichen Klassen des Bürgerstandes recht rittermässig, traten das Heiligthum unsrer Rechte und Freyheiten mit Füssen, und durften es sich so gar erlauben, Ober- und Staatsbeamte mit Rippstösen und Prügeln zu mishandeln. Der Hof erinnerte durch den Sittenverfall, der an demselben einriß, und von dem sich nur wenige Edle rein erhielten, an die verdorbensten Zeiten der römischen Imperatoren; und leider! breitete sich das Verderben nur allzuschnell, von diesem Mittelpunkte, in das ganze Land aus. Die Kollegien und die Staatsbedienten auf dem Lande standen unter dem eisernen Zwange der herrschaftlichen Gewalt. Auch die würdigsten Männer, in dem öffentlichen Berufe konnten sich nur selten erwehren, die Mithelfer und Organe des Despotismus zu seyn, zumal da der Eigennutz in ihrer Mitte überall eine Menge Verräther schuf, die sich alles gefallen liessen, und jeden Befehl vollzogen. Unter diesen Umständen bereiteten sich für Gewissenhaftigkeit und Patriotismus Gefahren, vor denen nur eine unter dem Monde äusserst seltene Tugend nicht erschrickt.

Der Graf von Montmartin war in diesen Zeiten der wichtigste Mann an dem Ruder des Staates. Er hatte vorher dem Markgrafen von Bayreuth als geheimer Rath gedient, und dann einige Jahre die Komitialgesandschaft des Sachsen-gothaischen Hofes versehen. In dem Jahre 1757 kam er nach Wirtemberg, wurde als Staats- und Kabinetsminister angestellt, und stieg bald bis zu der Würde eines ersten Ministers und geheimen Rathspräsidenten empor. Diese glänzenden Beförderungen waren im Grunde lauter Nullitäten, indem dieser große Günstling des Glückes, nach dem Buchstaben der Gesetze, als Katholik, in unserm Vaterlande keinen Staatsdienst begleiten konnte. Aber über eine solche Kleinigkeit sahe man damals hinweg; hätte der Mann nur, durch eine gerechte Verwaltung die Erwartungen der Nation erfüllt. Er war ein sehr mittelmässiger Kopf, der das zu seinem Posten erforderliche Talent bey weitem nicht besaß; aber ein Meister in der Kunst zu kabaliren, Ränke einzuleiten, und auf Schleichwegen zu wandeln, – und ein gewandter Hofmann. Seine Habsucht machte ihn feig und niederträchtig. Um sie zu befriedigen, vergab er sich die schändlichsten Handlungen. Dabey war er unerschöpflich, an Entwürfen und Erfindungen, um den ökonomischen Nöthen seines Prinzipals abzuhelfen, und ein geschworner Anhänger des despotischen Systems, das für Leute seiner Art das zuträglichste ist. – Ein solcher Schurke von Minister war dem Charakter des Herzogs ganz angemessen. Er behauptete neben denselben seinen starren Eigenwillen, sah alle seine Wünsche und Absichten unterstützt, fand Rath in allen Verlegenheiten, und durfte ihn behandeln, wie er wollte. Dieser Mensch erhielt sich deßhalb auch lange in seiner Gunst; aber das Land empfand es. Er war der verworfenste Despotenknecht, unter allen die damals diese Rolle übernommen hatten, und das Hauptorgan, wodurch die willkührliche Gewalt sprach und handelte, und kein Geschäft war so entehrend, kein Auftrag so gesetzwidrig, dem er sich nicht unterzog. Schwer bereichert verließ er das Land, und nahm die Verwünschungen aller Hunderttausende mit, deren Freyheit und Vermögen er berauben half.

Ein nicht weniger wichtiger Mann, und beseelt von demselben Geiste, war der Obrist und geheime Kriegsrath Rieger. Er stieg schnell von der Stelle eines Auditeurs bis zu den ersten militärischen Würden hinauf, genoß das ganze Vertrauen des Herzogs, und herrschte mit einer Eigenmacht, die sich keiner unter allen Dienern Karls erlaubte. Rieger war ein guter, offener Kopf, ohne Religion und Gewissen, gewandt in den feinen Künsten der Knechtschaft, und voll Diensteifers für seinen Herrn. Man kannte ihn als den ersten Liebling des letztern, und wußte, wie viel er vermochte. Deßhalb zitterte man bey seinem Namen nicht weniger, als bey dem Namen des Herzogs. Sein eigentlicher Wirkungskreis war das Militär; aber er dehnte ihn auf alle Zweige der Staatsverwaltung, oder vielmehr der Volkshudeley aus. Er war ein kameralischer Projektenmacher, der Unterhändler bey den Dienstbesetzungen, der Vollzieher der Befehle, die sonst niemand vollziehen mochte, die Geisel für die Beamten, der Blutigel für das Volk, und manchmal sogar Sr. Durchl. hochbetrauter Kuppler. Nichts gleicht dem Stolze, zu dem ihn sein Glück emporhub. Er behandelte die Officiere wie ein pedantischer Präceptor seine Schulknaben; und vielen Beamten und Geistlichen auf dem Lande ließ er seinen Zorn so bitter fühlen, daß sie ihn alle wie ein bissiges Thier betrachteten, das man, wenn man ihm nicht mehr ausweichen kann, streichelt. Er glaubte dem Herzoge unentbehrlich zu seyn, und da sich alles vor ihm beugte, so beredete er sich, daß seine Schreckensherrschaft unzerstöhrbar sey. Aber er hatte an den Montmartin einen sehr gefährlichen Nebenbuhler. Bey seinem Leichtsinn konnte dem Minister die Gelegenheit nicht entgehen, ihn zu stürzen. Derselbe entdeckte einen Briefwechsel den Rieger mit den Brüdern des Herzogs führte, und dem leicht der Anstrich der Untreue, der Undankbarkeit und der Verrätherey gegeben werden konnte. Der gewaltige Mann wurde auf dem öffentlichen Paradeplatze zu Stuttgard in Verhaft genommen, und zum Festungsarreste abgeführt. Nach einer langen Reihe von Jahren, nahm ihn der Herzog wieder in seine Dienste auf; aber er erlangte nie mehr die vorige Gunst. Er wurde General und Kommandant auf dem Asperg, machte in seinem Alter den Bethbruder, und radotirte von den fünf Wunden und vom Lamme.

Das größte Verdienst, das sich um diese Zeit, ein Hof- oder Geschäftsmann um Karln machen konnte, war die Eröffnung neuer Geldquellen, um seiner Prachtliebe und Verschwendung fortdaurende Nahrung zu verschaffen. Es ist keine Finanzoperation zu gedenken, welche nicht vorgeschlagen, und dann auch probirt ward. Daß die gewöhnlichen Abgaben auf den höchsten Grad empor geschraubt wurden, ist, unter solchen Umständen, eine ganz gewöhnliche Sache, nur daß sie in einem Lande, wo die Verfassung dem Fürsten weder eine Erhöhung der Steuern, noch die Einführung irgend einer ungewöhnlichen Abgabe zugesteht, noch in einer weit häßlichern Gestalt, als anderswo, erscheinen muß. Daneben wurden gezwungene Anlehn gemacht; man nahm die Geldvorräthe in den Gemeindskassen, die Deposita bey den Aemtern, die Pupillen- und Stiftungsgelder mit Gewalt hinweg; man erhub mitten im Frieden enorme Militärbeyträge, man führte, auf Montmartins Vorschlag, das Toback- und Salzmonopol, und das schändliche Lotto ein; man verkaufte Privilegien aller Art, ohne Rücksicht auf die Ungerechtigkeiten, welche man damit an andern begieng; die Stadt- und Amtsschreiber mußten in einer Eile, als wäre es eine feindliche Kontribution, 50,000 Gulden bezahlen, weil, wie Rieger behauptete, die Stärke ihrer Einkünfte, eine solche Abgabe sehr leicht und sehr billig machte; alle Staatsdienste waren dem Meistbietenden feil, und jeder schlechte Kerl konnte für baare Zahlung einen Dienst haben.

Zur Versteigerung der letztern bediente sich der Herzog, besonders seit Riegers Sturz, des infamen Wittleders, eines Abentheurers, der ohne das mindeste Talent, und bey dem wittlederrohesten Charakter und den pöbelhaftesten Sitten, sich vom gemeinen Soldaten, bis zu der Stelle des Kirchenrathsdirektors emporschwang. Er drang sich, als er noch in den dunklern Parthien seiner Laufbahn wandelte, dem Fürsten, mit kühnen Vorschlägen, zur Vergrößerung seiner Einkünfte, zu, und dadurch machte er sein Glück. Niemand hat jemals den Diensthandel unverschämter getrieben, als er. Nicht genug daß er alle vakanten Aemter verkaufte, sie schriftlich und mündlich feil bot, und ganz ohne Rücksicht auf das Verdienst bloß auf die Summe des Kaufschillings sah; – kein ehrlicher Beamter war vor seinem Judaismus sicher. Denn Leute von Vermögen konnten sich, um ihr Geld, jede Stelle auswählen, welche ihnen gefiel, und bezahlte der Besitzer nicht eben so viel, als dem Mäckler angeboten war, so gerieth er in Gefahr, ohne Urtheil und Recht abgeschafft zu werden. Auch die Stellen, deren Ersetzung von den Magistraten abhängt, wußte er durch geheime Instruktionen an die Oberamtleute für seine Kasse zu nützen. Um diese Erwerbungsquelle noch voller zu machen, wurden, statt der bisherigen von den Stadtschreibern abhängigen und besoldeten Substituten sehr viele neue Beamte auf dem Lande; gegen verhältnißmässige Bezahlung angestellt. Natürlich vergaß Wittleder bey diesem schändlichen Handel sein eigenes Interesse nicht, und betrog den Herzog auf die schamloseste Weise. Er war frech genug, einem Kompetenten zu schreiben: „wenn er dem Herzoge 500 Gulden bezahlt und mir tausend, so kann er das Dekret abholen.“ – Doch muß man ihm zu seiner Ehre nachsagen, daß er sehr civile Preise hielt. Ein Dienst, denn er um 1000 Thaler verkaufte, galt 20 Jahre später wohl 5 bis 6000 Gulden. Auch sah er im mindesten nicht auf den Gehalt des Subjektes. Er machte Knaben zu Oberamtleuten, Unteroffiziere zu Verwaltern, und Jägerpursche zu Expeditionsräthen.

Als endlich alles erschöpft und der Wuchergeist auf den höchsten Grad gestiegen war, so kam ein Hauptplan zum Vorschein, der allen bisherigen Finanzoperationen die Krone aufsetzte. Er zweckte auf nichts geringeres, als auf die Abschaffung des bisherigen Steuersystems, und auf die Einführung einer Vermögenssteuer ab, wodurch die landesherrlichen Einkünfte jährlich um die Summe von 400,000 Gulden vermehrt werden sollten. Da man voraussetzen konnte, daß sich die Stände dieser neuen Bedrückung mit aller Macht widersetzen würden, so ward die Einleitung getroffen, daß die Sache durch die Oberbeamten den Magistraten eröffnet, und durch Raschheit und Schrecken in aller Eile abgethan werden sollte. Schon begann man Hand an das Werk zu legen, und es fanden sich auch unter den Beamten unwürdige Menschen genug, die kein Bedenken trugen, ihrer Pflicht und ihrem Vaterlande treulos zu werden. An der Spitze derselben stand der Oberamtmann Comorell zu Kirchheim unter Teck, der nachher seine Verrätherey mit einer geheimen Rathsstelle belohnt sah. Aber mit Kraft und Entschlossenheit widersetzten sich die meisten Magistrate der herzoglichen Zumuthung, und die Hauptstädte Stuttgard und Tübingen, leuchteten ihnen durch das schönste Beyspiel von patriotischem Widerstande vor. Karl, der es nicht gewohnt war, sich seine Plane so vereiteln zu sehen, gerieth in Wuth. Er legte den widerspenstigen Exekutionen ein; er ließ den edlen und würdigen Huber mit dem ehrlichen Kaufmann Lenz beyde von Tübingen auf den Asperg setzen; er verpflanzte sogar, um seinen Unwillen recht faktisch zu erklären, seine Residenz von Stuttgardt nach Ludwigsburg.

Bey diesen vermessenen Schritten, konnten die Stände nicht länger ruhig zusehen, und wollten sie der Beschuldigung entgehen, daß sie die Rechte der Nation auf die unverantwortlichste Weise vernachlässigten, so mußten sie endlich, statt ihrer bisherigen unnützen Vorstellungen, zu solchen Mitteln greifen, die den Herzog zwingen konnten, von seinen Anmassungen abzustehen. Es war in diesem Augenblicke aufs Aeusserste gekommen. Die Unterthanen waren durch die Last der Frohnen und Abgaben in einen an Verzweiflung gränzenden Mißmuth hinabgedrückt. Durch tausend Handlungen hatte der Fürst verrathen, daß er darauf ausgehe, das ihm so beschwerliche Joch der Volksrepräsentation abzuwerfen, und mit unbeschränkter Willkühr zu regieren. Es war keines der heiligen Gesetze, auf denen die Freyheit der Nation beruht, das er nicht faktisch verhöhnt hätte. Er hatte die Söhne des Landes in den Dienst auswärtiger Mächte verkauft. Er hatte ein Heer von Ausländern in den Staatsämtern angestellt, und die Eingebohrnen brodlos gelassen. Er hatte mit diesen Staatsämtern einen offenen Handel getrieben. Er hatte manchen Beamten, ohne den mindesten Schein von Recht, Abgaben von dem Ertrage ihrer Dienste aufgebürdet. Er hatte den Adel emporgehoben, und den Bürgerstand unterdrückt. Er hatte das Wild in so großer Zahl anwachsen lassen, daß die Güter des Landmannes täglichen Verheerungen ausgesetzt waren. Er hatte mehrere Bürger, ohne Urtheil und Recht verhaftet und an Leib und Gut gestraft, und auf dieselbe Weise selbst Mosern, den Konsulenten des repräsentativen Korps, in einer langen Gefangenschaft hingehalten. Er hatte eine Schuldenlast von 12 Millionen Gulden gehäuft, die am Ende doch wenigstens zum Theile den Unterthanen und der ständischen Kasse zur Last fallen mußte. Und nun maaßte er sich gar das Besteuerungsrecht, und zwar nach einem neuen Fusse an, um seine Forderungen an das Land vollends bis in das Unendliche spannen zu können. Die Stände die schon so viel aus unterthänigster Devotion hingegeben, und bey den frechsten Schritten des Despotismus so feige geschwiegen hatten, erhuben sich endlich, brachten ihre Sache bey dem Reichsgerichte in Wien klagbar an, und – so kam jener merkwürdige Zeitpunkt herbey, da Wirtemberg der Welt das schöne Schauspiel gab, in dem ein Volk den gesellschaftlichen Vertrag mit seinem Fürsten, nachdem er von demselben war gebrochen worden, aufs Neue errichtete. Die Landschaft übernahm einen großen Theil der herzoglichen Schulden; erhielt aber dagegen in dem Erbvergleiche, eine wiederholte Bestätigung ihrer alten Privilegien, und aller derjenigen Rechte, welche aus dem Geiste derselben fliessen. Damit gewann der Herzog die Befreyung von der drückenden Last, die auf seinen Kassen lag, das Land aber die Aussicht, auf eine vernünftige und gerechte Verwaltung, und auf die Fortdauer seiner so frevelhaft verletzten Konstitution.

Mit dieser Epoche beginnt die Periode der Mässigung in Karls Regierungsgeschichte, und ob er gleich immer der nämliche Mensch blieb, und als Fürst bis an seinen letzten Augenblick aus dem Princip der Willkühr handelte, so sah man doch von nun an die alten Ausbrüche von Prunksucht, wilder Leidenschaft und tumultuarischer Gewalthätigkeit nicht mehr. Das Feuer der Jugend war erloschen. Der Starrsinn hatte die Stirne zu oft an die Wand gestossen. Die Repräsentanten hatten bewiesen, daß das Volk nicht schuldig sey, eine Unze Last zu tragen, die ihm auf eine gesetzwidrige Art aufgebürdet worden. Die ärgsten Schurken waren, entweder durch Gewalt, oder durch ihr böses Gewissen, von dem Hofe entfernt. Die Verführer fiengen an unter den Folgen ihrer Laster zu erliegen. Die Mithelfer der Tyranney wurden schüchtern. Auch gebrach es dem Herzoge immer mehr an Geld, und im ganzen Lande hatte niemand weniger Kredit als er. Und so begann er seine Bedürfnisse einzuschränken, seine ausländischen Beyschläferinnen zu verabschieden, sein Militär zu vermindern, die Pracht des Hofes herabzusetzen, und sich in eine Art von Privatleben zurück zu ziehen, das nach einer solchen Jugend, immer für einen moralischen Salto mortale gelten konnte.

Der Herzog bezeichnete diese neuere Periode selbst durch eine Handlung, die die Gränze der frühern Verirrungen ausdrücklich bestimmte, und eine Verläugnung zu erkennen gab, die man von niemand weniger, als von ihm erwarten konnte. Er ließ an seinem fünfzigsten Geburtstage ein von ihm selbst verfaßtes Manifest in das Land ergehen, und von allen Kanzeln ablesen, worinn er seinem Volke seine Jugendsünden beichtete, und Besserung versprach. Nur war seine Zerknirschung seinen Vergehungen bey weitem nicht angemessen, und er hatte es mit den meisten reumüthigen Büssern gemein: daß sein neuer Gehorsam nicht den Grad von Strenge und Dauer erlangte, den er in dem Sündenbekenntnisse zu erreichen versprach. „Er sey ein Mensch, versicherte das Manifest, und folglich immer unter dem Grade der Vollkommenheit. Aus angebohrner menschlicher Schwachheit, unzulänglicher Kenntniß, und andern Umständen haben sich viele Ereignisse ergeben, die nun nicht mehr geschehen dürften. Dieß freymüthige Geständniß sey eine Pflicht, die besonders den Gesalbten der Erde heilig seyn müsse. Die Zukunft soll nun einzig zum Wohle der Unterthanen angewendet werden. Jeder Unterthan dürfe nun getrost leben, da er in seinem Landesherrn einen sorgenden treuen Vater verehren könne.“ – Diese Erklärung machte einen gewaltigen Eindruck auf die Wirtemberger. Man vergaß die vorigen Bedrückungen, hoffte eine neue goldene Zeit, und gewann den Herzog wieder lieb. – So leicht ist es den Fürsten die Herzen der Völker zu gewinnen!

Einen entschiedenen Einfluß auf den Charakter des Herzogs[WS 5] hatte die Gräfinn von Hohenheim, welche um diese Zeit anfieng seine Gunst zu gewinnen. Es waren nicht die sehr mittelmässigen Reitze ihres[WS 6] Körpers, wodurch ihn diese Dame gefesselt harte, sondern ihr gebildeter Verstand, ihre angenehmen Sitten, und die Geschmeidigkeit, womit sie sich seinen Launen anzuschmiegen wußte, und der sie sehr künstlich das Gepräge der liebenswürdigsten weiblichen Tugend aufdrückte. Sie war die Tochter eines dunkeln Hauses. Ihr Vater, ein Baron von Bernerdin, hatte von dem Ertrage eines kleinen Ritterguts gelebt, das er an der Gränze von Franken besaß. Arm und von dem Glücke unbegünstigt gab sie ihre Hand einem Herrn von Leutrum, der sehr reich, aber eben so ungestalt war. Diesem entführte sie der Herzog, und machte sie erst zu seiner Freundinn, dann zu seiner Frau, und endlich zur Herzoginn. Sie hatte sein ganzes Herz, und beherrschte ihn ohne daß er es wußte. Nie hatte eine seiner Beyschläferinnen einen Einfluß auf die Regierungsangelegenheiten. Aber die Gräfinn von Hohenheim erlangte eine unbeschränkte Macht über ihn. Doch mißbrauchte sie dieselbe nicht. Vielmehr lehrte sie den Herzog die Süssigkeiten eines stillen, geräuschlosen Lebens kennen, mässigte seine heftigen Leidenschaften beförderte manche gute und nützliche Anstalt, verhalf dem Verdienst zu seinen Rechten, und theilte aus der Chatoulle ihres Gemahls der Armuth reiche Gaben mit. Freylich veranlaßte sie auch manche kostbare Reise, versorgte ihre Familie mit den einträglichsten Aemtern, und sammelte sich, aber auf eine rechtmäßige Art, große Reichthümer. Doch erdreiste sich ja niemand um deßwillen einen Stein auf sie zu werfen, er sey den gewiß, daß er in ihrer Lage nicht auch das nämliche gethan haben würde. Diese Dame hat im Ganzen sehr große Verdienste um Wirtemberg.

Der Herzog erbaute das prächtige Lustschloß Hohenheim, und legte dabey einen englischen Garten an, der in Absicht auf reinen Kunstgeschmack und Schönheit einer der ersten in Deutschland ist, schlug in diesem angenehmen Aufenthalte seine Wohnung auf, und lebte hier auf den Fuß eines wohlhabenden Landedelmanns. Es geschah nur selten, und in den letzten Jahren gar nicht mehr, daß ihn seine alte Prachtliebe anwandelte. Der Hofstaat wurde zusehends einfacher. Viele leere Stellen wurden gar nicht mehr ersetzt. Die Festins waren ländliche Vergnügungen. Das Militär kam in Absicht auf Zahl und Eleganz so tief herunter, daß sich in diesem Punkte bald manche deutsche Reichsstadt mit Wirtemberg gemessen hätte. Die Gardelegion und die übermässige Anzahl von Officieren abgerechnet, sah man wenige Soldaten mehr, die diesen Namen verdienten. Ueberall herrschte der Geist der Sparsamkeit. – Der Herzog stellte das Bild eines Menschen dar, der der sinnlichen Wollüste und des Pompes der Welt satt geworden ist, und nun im Genusse eines stillen Lebens den so lange unbefriedigten Ansprüchen der Vernunft Genüge leistet.

Er hatte immer für einen Beförderer der Künste und Wissenschaften gelten wollen und sich stets das Ansehen gegeben, als ob er das aus wirklicher Kenntniß und Liebe zur Sache sey. Es war deßhalb sehr natürlich, daß er nun, zumal bey der allgemeinen Achtung welche die wissenschaftliche Kultur unter allen und selbst den höchsten Klassen der deutschen Nation erlangt hatte, in dieser Eigenschaft zu glänzen und seinem Stolze Befriedigung zu verschaffen suchte. So erwuchs aus einem im Jahre 1770 auf der Solitude gegründeten militärischen Waisenhause, allmählig die Akademie, welche in dem Jahre 1781 von dem Kaiser Joseph zu einer Universität erhoben wurde. Dieses Institut war in der That das Einzige in seiner Art, und bey allen Fehlern, die die innere Einrichtung desselben haben mochte, erhielt doch seine Größe, das Umfassende des Erziehungsplanes, der dabey zu Grunde lag, die darinn herrschende Ordnung und Reinlichkeit, und der alles belebende Geist der Eleganz und Kultur – allgemeine Bewunderung. Auch waren sehr verdiente Gelehrte bey demselben angestellt, unter deren Leitung sich einige der ersten Köpfe der deutschen Nation, und eine Menge sehr vorzüglicher Geschäftsmänner bildeten. Es war lange das Lieblingsgeschöpfe des Herzogs. Er wohnte den Vorlesungen und Prüfungen bey. Er hielt oft Reden an die Zöglinge. Er besuchte öfters den Speisesaal und die Schlafsääle. Er theilte die Prämien eigenhändig aus. Er glaubte hier sein Verdienst so fest gegründet zu haben, daß er sich in der Mitte des Gebäudes eine, freylich nur aus zerbrechlichem Gips gefertigte Ehrensäule errichten ließ. – Aber auch diese Anstalt war ihm nicht durch die Rücksicht auf das Bedürfniß seines Landes, sondern durch seine Schooßsünde, die Prunksucht, eingegeben. Hätte er eine Bildungsschule für Künstler, Soldaten, Forstmänner, Schreiber, Schullehrer etc. errichtet, und ihr eine feste und zweckmäßige Form gegeben, so würde er in der That ein wichtiges Bedürfniß seines Landes gestillt, und in derselben sein Andenken für die Nachwelt erhalten haben. Aber das war für seine Eitelkeit zu klein, und so errichtete er ein wissenschaftliches Institut von ungeheuerem Umfange, das für Wirtemberg ganz entbehrlich war, der herzoglichen Kasse große Kosten verursachte, und die vorhin schon ungemessene Zahl der Kandidaten in allen Ständen ins Unendliche vermehrte, – nur um den Ruhm zu haben, daß die glänzendste hohe Schule Deutschlands von ihm gegründet sey. Wie leicht hätte er berechnen können, daß dieser thörichte Ruhm ihn nicht lange überleben würde!

Unter allen wissenschaftlichen Instituten des Herzogs ist die Bibliothek das einzige, das seinen Namen auf die Nachwelt bringen wird. Aber sie ward mit Verstand angelegt und fortgesetzt, und hat den Keim der Fortdauer in ihrem innern Werthe. Sie ward im Jahre 1765 zu Ludwigsburg gestiftet; ihre eigentliche Aufnahme datirt sich aber von dem Jahre 1775 da sie nach Stuttgardt verlegt wurde. Sie ist 120,000 Bände stark und hat einen großen Reichthum an Manuscripten und Inkunabeln. Die Bibelsammlung, welche ihren Hauptzufluß aus Lorks und Panzers Bibliotheken erhalten hat, ist die einzige in der Welt. Der Herzog betrieb sie mit Enthusiasmus, und forderte manchem deutschen Kloster einen Beytrag mit der Zudringlichkeit ab, die man nur Fürsten vergiebt. Unverständige Leute haben sich über diese Sammlung lustig gemacht, weil sie nicht begriffen, wozu sie dienen sollte; und verständige, weil dieselbe mit dem frühern Leben des Herzogs so sehr kontrastirte. – Es ist Schade, daß die Bibliothek in einem sehr brandgefährlichen Gebäude steht. Die Erhaltung dieses für die Wissenschaften so wichtigen Schatzes, ist die Sache des ganzen Publikums.

Durch die Errichtung der besagten beyden Anstalten, machte sich der Herzog unter den deutschen Gelehrten einen großen Namen, und alle Journale wetteiferten miteinander den Preis dieses neuen Mecäus zu verkündigen. Das gefiel ihm, und er sah darinn seine Absicht erreicht. Um diesen Preis immer mehr zu verdienen, machte er mehrere Reisen auf deutsche Universitäten, hörte die Vorlesungen der Professoren, und nahm die Miene des Kenners an. Fremde Gelehrte, die nach Stuttgardt kamen, wurden nach Hof gerufen, und mit der freundlichsten Herablassung behandelt. Man ließ sich sogar mit berühmten Männern in Briefwechsel ein, und machte ihnen Geschenke. Und das alles liessen diese Herrn nicht unerwiedert, und nahmen beyde Backen voll, wenn sie in ihren Schriften von dem Herzoge sprachen. Da man überdieß am Ende des achtzehnten Jahrhunderts nicht für einen Beschützer der Wissenschaften gelten konnte, ohne zugleich ein Freund der Aufklärung zu seyn, so nahm Karl auch diese in seinen Schutz, reformirte den katholischen Hofgottesdienst, stellte Werkmeistern, Schneidern, Schluß, Mercy etc. zu Predigern an, und ließ in seiner Kapelle Kanzelvorträge halten, die an Geschmack und Zierlichkeit alles übertraffen, und sich dem Geiste der Zeit so ganz anpaßten, daß der pure Naturalismus, nur mit einem kleinen bischen Christianismus tingiert, verkündiget wurde.

Karl blieb aber, wie schon bemerkt worden, auch in dieser spätern Periode, wo er den Landmann, den Hausvater und den Philosophen spielte, im Grunde immer derselbe, nur daß sich sein Charakter nicht mehr mit der Heftigkeit und dem alles niederreissenden Ungestümm der Jugend äusserte. Wo er zuvor Gewalt gebraucht hatte, da schlug er nun Ränke ein; und der Zweck, so unbeschränkt als möglich zu herrschen, verschwand nie vor seinem Blicke. Er hatte noch immer den stolzen verachtenden Sinn, der ihm früher eigen gewesen war, nur daß er seine Nahrung in weniger schädlichen Gegenständen suchte; und da der Hof, das Heer seiner Officiere, die Akademie, seine Reisen, seine Dienerschaft, die Gardelegion, und mehrere andere Dinge, noch immer mehr kosteten, als die ihm angewiesenen Einkünfte betrugen, so schritt er aufs Neue zu solchen Finanzoperationen, die eben so unrechtmässig und verfassungswidrig waren, als die verhaßten Unternehmungen, in den Tagen des Montmartin und Wittleder. Den Diensthandel trieb er fort bis an seinen Tod, und nie warf er so große Summen ab, als gerade in dieser letzten Zeit. Denn es floß wenig mehr an die Unterhändler, indem die Gebote der Kompetenten auf einem dem Memoriale beygelegten Zettel unmittelbar bestimmt wurden. Es half nichts, daß die Prinzen Vorstellungen und Drohungen verschwendeten, um diesem Unwesen abzuhelfen. Dabey waren die Stellvertretter der Stände ganz für den Herzog gewonnen. Sie leisteten ihm eigenmächtig große Geldbeyträge. Alle Jahre bezahlten sie ihm 20,000 Gulden, gegen die Versicherung, daß der Diensthandel aufhören sollte, ob er schon hiezu durch den Erbvergleich ausdrücklich verpflichtet war, und der Handel gieng doch ungehemmt seinen Gang fort. Ueberdieß erhielt er jährlich 50,000 Gulden, um eine für das Land schädliche Wiederverheyrathung abzuwenden, und diese Summe wurde fortgezahlt, als er längst schon mit der Gräfinn von Hohenheim vermählt war. Demungeachtet erfüllte er das, was er in dem Erbvergleiche versprochen hatte, nur so lange es mit seinen Absichten und Leidenschaften vereinbar war, und die Indolenz und der verrätherische Eigennutz des landschaftlichen Personals ließ alles geschehen, ohne einen Schritt über die Formalität der Protestationen hinaus zu thun. – In diese Periode fiel auch die Gefangenschaft des armen Schubarts, welche einer der empörendsten Züge in den Annalen der deutschen Fürstentyranney ist. Aus dem Schoose seiner Familie hinweggestohlen, ward dieser genievolle Kopf auf den Asperg geführt, und 10 Jahre lang eingekerkert, ohne daß man ihm auch nur das Verbrechen angezeigt hätte, das er sollte begangen haben.

Mit diesem allem sollen aber Karln seine Verdienste um das Vaterland nicht abgesprochen werden. Ein Fürst dessen Motiv überall der Ehrgeitz ist, und der mit vorzüglichen Verstandestalenten einen thätigen Charakter verbindet, muß nothwendig auch manches Gute stiften, weil das wahrhaft Ehrenvolle und Nützliche nicht immer vor dem Blicke des Genies verborgen bleiben kann. Im Ganzen hat Wirtemberg unter Karls Regierung sehr viel gewonnen; nur war dieser Gewinn großen Theils das Werk des Zeitgeistes, der fortschreitenden Kultur, und der Güte des Landes. Wenn es auch bey weitem nicht auf seine Rechnung zu setzen ist, daß das Land unter seiner Regierung, einen Zuwachs von 100,000 Menschen erhalten hat, ohnerachtet er zur Bevölkerung selbst vieles beytrug, so war es doch unwidersprechlich großen Theils sein Verdienst, daß sehr ansehnliche Erwerbungen an Land und Leuten gemacht, mehrere vortheilhafte Verträge mit den angränzenden Staaten geschlossen, die Künste und Wissenschaften in Aufnahme gebracht, der Geist und Geschmack der Nation veredelt, die öffentlichen Anstalten verbessert und mehrere neue errichtet, die Manufakturen, der Feldbau, die Pferd- und Schaafzucht, und die Industrie überhaupt gehoben, die Policey, die Medicinalanstalten, und die Landstrassen, besser eingerichtet, die Brandversicherung und die Wittwenkassen angelegt, das Armenwesen auf einen regelmässigen Fuß gebracht, Preßfreyheit und Aufklärung geschützt, manche gute Gesetze gegeben, und manche arge Mißbräuche der Vorzeit abgeschafft wurden. Aber gerade diese Dinge beweisen, wie unendlich vielmehr der Herzog bey einer solchen Güte des Landes, und bey einer solchen Empfänglichkeit der Nation für heilsame Einrichtungen, hätte bewirken können, wenn sein Ehrgeitz unter der Leitung der Philosophie gestanden, und sein Wille immer der Weisung seines Kopfes nachgefolgt wäre.

Vor seinem Ende sahe dieser sonderbare Fürst noch die französische Revolution und den Ausbruch des Krieges. Die Lehren, welche diese große Begebenheit den Herrschern der Erde gab, entgiengen ihm nicht. Aber er glaubte, sich in seine Tugend hüllen zu können, und traute, so drohend die damaligen Zeitumstände auch für das monarchische System seyn mochten, der Liebe und der Gutmüthigkeit seiner Unterthanen. Dabey bestimmte er sein Verhalten gegen die Franzosen mit weiser Vorsicht. Er ließ sich nicht in die entfernteste Verbindung mit den Ausgewanderten ein, so sehr sie sich ihm auch im Anfange aufzudringen suchten, und nahm an dem Kriege nur denjenigen Antheil, zu dem er vermöge seiner reichsständischen Verhältnisse verpflichtet war. Wahrlich eine große Klugheit.

Karl starb am 24. Oktober 1793. zu Hohenheim, an den Folgen eines zurückgetrettenen Podagra, nachdem er noch seinen Bruder, den Prinzen Ludwig, an sein Sterbebette gerufen, und sich mit ihm ausgesöhnt hatte. Er litt 18 Tage lang eine der schmerzhaftesten Krankheiten, und mußte den Schritt von dem Throne in die Gruft in seiner ganzen Schrecklichkeit empfinden. Er äusserte die herzlichste Reue über manche Handlungen seines Lebens, fand aber eine große Beruhigung in dem Bewußtseyn, daß er sein Land im besten Wohlstande verlasse. Er hatte Wirtemberg nahe an 50 Jahre regiert. Ludwig bestieg den Thron, und Karl ward mit all seinem Stolze, seinem Pompe und seinen schimmernden Rollen vergessen.

Thomas Payne hat von dem letzten Könige von Frankreich behauptet, daß er, wenn ihn der Zufall zu einem Pächter gemacht hätte, der ehrlichste Mann seines Kirchspiels gewesen wäre. Dieß gilt genau von Ludwig von Wirtenberg. Er besaß alle Tugenden eines liebenswürdigen Privatmannes; aber er war für nichts weniger, als für den Thron gebohren. Er hatte sich als Prinz die Liebe aller derer erworben, die sich ihm näherten. Ruhe und Stille des Charakters, Freundlichkeit und Gefälligkeit, eine Herablassung, die den andern oft beschämte, Gerechtigkeitsliebe und Treue, und eine durch Religiosität genährte Gewissenhaftigkeit hatten dem neuen Herzoge längst aller Herzen gewonnen, und man schätzte besonders die Tugend der Humanität über alles, da man sie an Karln nicht selten so schmerzlich vermißt hatte. Dagegen war Ludwig ein sehr mittelmässiger Kopf, ohne Energie und Festigkeit, lenksam für den Schmeichler und Betrüger, unthatig und indolent. Seine Religiosität wurde oft fanatisch und intolerant. In den Freuden der Tafel fand er seine größte Seligkeit. Oft überlud er sich in ihrem Genusse.

Wirtemberg kannte Ludwigen als einen Menschen von der beßten Moralität. Auch hatte er bey allen Gelegenheiten die Parthie der guten Sache gegen Karln genommen, und sein Mißfallen an manchen Streichen der Tyrannen laut erklärt. Das ganze Land streckte deßhalb die Arme nach ihm aus. Jedermann nahm an dem Jubel des Einzugs und der Huldigung den innigsten Antheil. Man erneuerte das Andenken an den besten Fürsten, der je das Vaterland beherrscht hatte. Man stellte Christophs Bild, als das Original für Ludwigen auf. Niemand dachte mehr an Karln. Die Schmeicheley war verstummt. Die Wahrheit ertheilte nur dem Verdienste den Preis.

Bald erfolgten aber Veränderungen, aus denen man sah, daß man sich zwar nicht in dem guten Herzen des Herzogs getäuscht hatte; daß aber die Natur in der Ausspendung der Regententugenden, karg gewesen war. Bald vernahm man die Stimme des Mißvergnügens: „Was würde wohl Karl sagen, wenn er wieder erwachte? Es ist wahr, er war ein Mensch, voll menschlicher Fehler; aber er war ein Fürst von Einsicht, Würde und Energie.“ –

Ludwig fieng sogleich an seinem Hofe eine sehr prächtige und kostbare Wirthschaft an, die man mit seinem öffentlich geäusserten Geständnisse, daß er bey seinem Regierungsantritte alles leer gefunden habe, nicht zu reimen wußte, und den Leuten um so weniger gefallen konnte, da sie an die prunklose, einfache und frugale Haushaltung gewöhnt waren, die Karl seit mehrern Jahren eingeführt hatte. Es wurde täglich Tafel am Hofe gehalten, und jedermann hatte die Erlaubniß den Herzog, seine Familie und seine Diener speisen zu sehen. Die Ausgaben der Küche, der Kellerey, der Konditorey etc. überstiegen die Kammerplane um viele tausend Gulden. Der Adel tratt wieder in seine alten Vorrechte ein, die er zwar nie verlohren, aber seltner exerzirt hatte, und um die ihn kein Vernünftiger beneidet. Der Hof erhielt eine Menge Besuche von ausländischen Duodezfürstlein, Rittern und Pfaffen. Was in Karls letzter Periode nur an Festen geschah, geschah jetzt tagtäglich. Nie wurden in Stuttgardt die Prätensionen der Gaumen und der Mägen reichlicher befriedigt, als zu den Zeiten Ludwigs! – Der gute Ludwig! da ihm die Tafelfreuden über alles waren, und da seine Gutmüthigkeit jedermann gern Vergnügen bereitete, so war es natürlich, daß er seinem Hofgesinde im Ueberflusse zu essen und zu trinken vorsetzte, und dem Publikum die Thüren seines Hauses aufschloß, um ein Zeuge der darinn herrschenden Fröhlichkeit zu seyn.

Aber auch seine Religiosität machte bald ihre Rechte geltend. Karl hatte, freylich nur aus Streben das Lob des Zeitalters zu erlangen, indem er mit dem Geiste desselben gleichen Schritt hielt, die Aufklärung in seinen Schutz genommen; über die groben Vorurtheile des Katholicismus war er längst hinweg, und verspottete sie aus Ueberzeugung. Nicht so der Fürst, der ehemals so starkglaubig gewesen war, daß er, durch priesterliche Benediktion, seiner Gemahlinn männlichen Saamen erwecken wollte. Der Gottesdienst in der Hofkapelle wurde wieder nach der alten Weise eingerichtet. Die aufgeklärten Hofpredigers erhielten ihren Abschied. Statt derselben sah man nun Kapuziner und Franziskaner auftretten, und den Triumph der resuscitirten Pfafferey feyern. Die fürstlichen Personen machten Wahlfahrten. Sie besoldeten gewisse Leute, welche den Auftrag hatten ohne Unterlaß für sie zu beten. Man äusserte verschiedentlich eine intolerante Kälte gegen die Bekenner der ketzerischen Landesreligion. Es wurde bey Hofe in einem Tage mehr gebetet, als in der ganzen Regierungsperiode des Herzogs Karl. – Das betrübte die Schwachen, und reitzte den Spott der Starken, und empörte die Patrioten, denen die Ehre des Landesherrn theuer war.

Man erwartete von dem schonenden und ruhigen Charakter des Herzogs keine raschen Schritte, und doch bezeichnete er sogleich den Anfang seiner Regierung mit einer sehr gewaltsamen Handlung, indem er durch einen Federstrich die Akademie zu Stuttgardt[WS 7] zernichtete. Es war zwar jedermann überzeugt, daß dieses Institut für Wirtemberg zu kolossalisch und für die landesherrliche Kasse zu lästig sey; aber eine gänzliche Aufhebung desselben befürchteten[WS 8] doch nur wenige Leute. Man konnte es auf eine zweckmässige Art modificiren, die Fakultätswissenschaften wieder nach Tübingen weisen, hingegen die Anstalten zur Bildung der Künstler, Soldaten, Kameralisten, Kaufleuten etc. erhalten und verbessern, und so einem wirklichen Bedürfnisse des Landes abhelfen. Aber der Haß, den Ludwig gegen alles das empfand, was Karl geschaffen hatte, seine Gleichgültigkeit gegen wissenschaftliche Kultur überhaupt, und die Rathschläge einiger rohen Finanzmänner gestatteten ihm diese vernünftige Art zu handeln nicht. Samt dem Entbehrlichen, sollte auch das Gute und das Notwendige vertilgt werden. Dabey war es um so sichtbarer, daß Leidenschaft und fremde Eingebungen die Hauptbestimmungsgründe dieses Schrittes waren, da der Herzog die Akademie aufhub, ohne sie nur ein einzigesmal besucht zu haben, folglich, ohne daß ihm nur ein Urtheil über den Werth oder Unwerth derselben zukam. Die Lehrer wurden theils mit Gehalten zur Ruhe gesetzt, theils zu Tübingen, oder an dem Gymnasium, oder in andern Aemtern angestellt. Die Hörsääle in dem akademischen Gebäude sollten in Pferdeställe verwandelt werden; als aber ein lustiger Vogel die Thüren derselben mit der Ueberschrift bezeichnete: olim Musis, nunc mulis! – so machte man sie zu Remisen und Materialkammern. Die Zimmer wurden dem Hofgesinde zur Wohnung eingeräumt, und die Kirche gebraucht man nun um Wäsche zu trocknen und Welschkorn zu dörren. Man gab den Aufwand, den die Akademie erforderte, als den Hauptgrund dieser Zerstöhrungsmaaßregel an. Dieser Aufwand war aber, bey den Zuflüssen, die das Institut bereits von dem Kost- und Lehrgelde der Zöglinge hatte, bey weitem nicht so ungeheuer, als man ihn beschrieb, und man machte eine Berechnung, daß derselbe vollkommen zu bestreiten gewesen wäre, wenn es dem Herzoge gefallen hätte, seine Tafel jährlich nur einen Monat lang nach dem Beyspiele seines Vorfahrers im Regimente einzurichten. Aus dieser Berechnung erwuchs dann von selbst eine Vergleichung zwischen der weniger und mehr edlen Art, wie Karl seine Einkünfte anwandte, und wie sie nun von Ludwig angewendet wurden. Es versteht sich, daß der letztere dabey nicht gewann.

Eine andere Unternehmung, die noch mehr dazu geeignet war, dem Herzoge die Liebe eines sehr bedeutenden Theils seines Volks zu entziehen, konnte zum Glücke nicht so schnell abgethan werden, als die Aufhebung der Akademie. Er hatte als Prinz sich immer mit sehr viel Wärme gegen den Diensthandel geäussert, und sich erklärt, daß er, wenn er je zur Regierung käme, alle Staatsbeamten ohne Schonung absetzen werde, von denen er gewiß würde, daß sie ihre Stellen gekauft haben. Man hielt dieß weiter für nichts, als für einen lebhaften Ausbruch der Indignation. Aber wie staunte man, als man den Herzog wirklich Anstalten treffen sah, jene harte Rede zu erfüllen? – Es wurde allen Beamten ein offenes Geständniß von der Art und Weise, wie sie ihre Dienste erhalten haben, abgefordert, und ihnen dabey zu erkennen gegeben, daß man im Voraus schon alles wisse, und daß sie sich die gerechte Ahndung des Landesherrn, durch die aufrichtige Entdeckung der Wahrheit um sehr viel erträglicher machen würden. Da unter den sammtlichen Staatsdienern, deren Anstellung dem Herzoge zukam, nur sehr wenige waren, die ihre Versorgung auf eine rechtmässige Weise erhalten hatten, so waren beynahe alle Familien des Herzogthums bey diesem Handel interessirt, und es verbreitete sich über die höhern Klassen der Landesbewohner ein Unwillen, der an manchen Orten bitter genug ausbrach. Man hielt es für die schreyendste Ungerechtigkeit, wenn der Regierungsnachfolger eine Handlung bestrafte, die der Vorfahrer durch eine Art von Zwang nothwendig gemacht hatte. Man hielt es für recht und löblich den Unterhändlern des Dienstverkaufes ihren Lohn zu geben; aber ein ehrlicher Mann konnte sich um deßwillen nicht für strafbar halten, daß er seine Versorgung auf dem Wege gesucht hatte, auf dem es allein möglich war, sie zu erreichen. Dann, setzte man hinzu, sey der Weg, den man jetzt einschlagen müsse, eben so unrechtmässig, als der vorige, und der Nepotismus erzeuge für das Staatswohl noch viel schlimmere Folgen, als der Diensthandel. – Demungeachtet wurden die Untersuchungen fortgesetzt, und die durch dieselben erforschten Thatsachen stellten ein scheußliches Gemählde von Trug, Raub und Niederträchtigkeit dar. Der Herzog schien sich mit dem Anblicke desselben zu begnügen. Sein gutes Herz entsetzte sich vor dem Unglücke so vieler Familien. Die Sache blieb zu seiner Ehre liegen, und hatte keine Folge, selbst für diejenigen nicht, die als Mäckler allerdings die Strafe verdienten, welche der zürnende Fürst den Käufern zugedacht hatte.

Eben damals richteten aber auch die Zeitumstände die Aufmerksamkeit Ludwigs auf wichtigere Gegenstände. Unter diesem Fürsten, den man eher für den ruhigsten und friedliebendsten gehalten hätte, nahm Wirtemberg plötzlich eine kriegerische Physiognomie an, wie in den Tagen Ulrichs, des Brausekopfs. Das ganze Land schien in ein Lager umgewandelt. Von der Brenz bis an den Schwarzwald sah man Rüstungen zum Kriege, und in allen Städten und Dörfern übte sich Alt und Jung in den Waffen.

Noch vor dem Ausbruche des Krieges hatten die Franzosen, nicht nur die Gesetze der Nationalversammlung auf die in dem Bezirke ihrer Souverainität liegenden wirtembergischen Herrschaften ausgedehnt, sondern sogar auch Mömpelgard überfallen, das Schloß verheert, die Fahne der Revolution daselbst aufgepflanzt, und den Zusammenhang dieses Landes mit dem Mutterstaate abgeschnitten. Der Herzog Karl, der diese Eingriffe tief fühlte, hoffte von seiner Verbindung mit dem deutschen Reiche die Wiederherstellung seiner Rechte, und nahm an dem Kriege nur denjenigen Antheil, den eben diese Verbindung erheischte. Er hatte wohl berechnet, daß eine größere Anstrengung seiner Kräfte zu dem Resultate des Krieges nicht das mindeste beytragen, vielmehr den Feind erbittern, und im schlimmern Falle die Gefahr für Wirtemberg unendlich vermehren würde. Die französischen Machthaber verkannten dieses so gemässigte Betragen nicht. Mömpelgard wurde blos sequestrirt, und man glaubte die Besitzungen eines Fürsten mit Schonung behandeln zu müssen, dessen Gesinnungen so wenig feindselig waren.

Ludwig faßte diesen Geist der höhern Politik nicht. Er haßte vermöge seines guten sittlichen Gefühls, ein Volk, von dem man ihm solche Abscheulichkeiten erzählte, und seine Kapuciner und sein Adel waren unermüdet, diesen Haß dergestalt zu exaltiren, daß sich in ihm die Idee fixirte, daß es seiner Fürstenehre und seiner Pflicht schnurstraks entgegen laufe, nur einem versöhnlichen Gedanken gegen die Franzosen Raum zu geben. Er war fest entschlossen mit größerer Anstrengung gegen sie zu wirken, als es der Reichsverband erheischte; aber die Landschaft blieb dem alten Systeme getreu, und so fehlten seinem Heroismus die Mittel.

Bald erschien aber die Gelegenheit, wo er sich zeigen konnte. Die Rhein- und Moselarmee drängten Wurmsern aus den Elsaß zurück, jagten ihn über den Rhein, entsetzten Landau, und rückten über Speyer vor. Der ganze Süden von Deutschland zitterte vor der nahen Uebermacht der Republikaner. Der Widerspruch, in dem der Erfolg der Operationen mit der allgemeinen Erwartung stand, vergrößerte die Gefahr. Wirtemberg war nur durch eine kleine Entfernung von dem Feinde getrennt. Ein einziger, mit Kraft ausgeführter kühner Streich konnte ihn zum Meister der Gränze machen. Gegen diese Gefahr mußte man sich verwahren, und so ergriff man den Entschluß einer männlichen Vertheidigung.

Der Herzog benachrichtigte den Kaiser in einem Schreiben vom 2ten Jan. 1794· von seinen Maaßregeln, und fügte die Versicherung bey, „daß er nicht nur, so wie auf diesen Augenblick, also auch noch fernerhin alle Kräfte und Hülfsquellen seiner Lande, für das allgemeine Beßte, und[WS 9] zur Abwendung der dem Vaterlande drohenden Gefahr, aufzubieten, sondern auch für seine eigene Person, mit Vergnügen jedes Opfer für die gemeinschaftliche Vertheidigung darzubringen bereit sey.“ Der Kaiser schickte dieses Schreiben nach Regensburg, und begleitete es mit einem Komissionsdekrete, worinn Wirtemberg den übrigen Ständen zum Muster vorgestellt wurde.

Der Herzog säumte nicht, jene Versicherung zu bethätigen. Es wurden am 26sten Januar in allen Kirchen des Landes patriotische Predigten gehalten, und die Unterthanen zum Streite für Vaterland, Heerd und Religion ermuntert. Man hub 2000 Mann Rekruten aus, kompletirte damit das Reichskontingent, und errichtete das Regiment von Hügel. Man organisirte eine Landmiliz, welche, 14000 Mann stark bewaffnet, gekleidet und exerciert wurde. Man schrieb die dienstfähige Mannschaft des ganzen Landes auf, übte sie in den Waffen, und stellte eine Untersuchung über die sämmtlichen vorräthigen Gewehre an. Der Herzog selbst gab das Versprechen, an die Spitze des Aufgebots zu tretten, und zu Stuttgardt bildete sich ein bürgerliches Reuterkorps, daß in diesem Falle seine Garde vorstellen sollte. Man befestigte die Pässe des Schwarzwaldes, berief das Forstpersonale zur Besorgung des Vorpostendienstes, und brachte die Artillerie in einen brauchbaren Stand. Es flossen von den Bürgern des Landes große Beyträge an Geld zur Betreibung der Vertheidigungsanstalten zusammen, und den 200,000 Gulden, welche die Rentkammer und Kammerschreiberey zur Vermehrung des Hausmilitärs herschoß, folgten noch 50,000 Gulden von der gemeinschaftlichen Schuldenzahlungskasse, und 50,000 Gulden von dem Kirchengute, zu demselben Zwecke nach.

Diesen Anstalten konnte unter den damaligen Umständen, zumal da sie blos die Defensive bezielten, der Beyfall der Patrioten nicht entgehen. Sie waren eines Volkes würdig, das nahe an 100,000 streitbare Männer zählt, und sie waren nothwendig, wenn man sich dem siegenden Feinde nicht auf Diskretion ergeben wollte. Nur verfielen sie beynahe eben so schnell wieder, als sie entstanden waren. Und das hatte seine guten Ursachen. Es fehlte der patriotische Geist und Muth, der das Ganze beleben sollte, und ohne dem, ein noch zehnmal stärkeres Aufgebot, vor einer noch zehnmal schwächern Miliz, zerstiebt, wie Spreu. Der gemeine Mann zweifelte sehr daran, daß er verbunden sey, sich für seinen Fürsten aufzuopfern; denn er glaubte noch immer, der Krieg der Republikaner sey nur gegen die Schlösser; und in jedem Falle, war das Leben eben doch das Edelste. Diese Stimmung war so allgemein, daß man tausend gegen eines setzen konnte, daß die Mannschaft, wenn einst der Aufruf an sie ergienge, nicht einmal in Bewegung gebracht werden dürfte. Das nämliche galt auch von der Landmiliz. Die Einrichtung dieses Korps hatte wesentliche Fehler, und es lag schon in seiner Natur daß bey demselben Ordnung und Gehorsam nie erhalten werden konnte, ohne welche jede militärische Anstalt, wenn sie etwas mehr als Parade bezweckt, unnütz ist. Zum Glücke lag ein Rheinübergang damals noch nicht in dem Plane der Franzosen. Die Anstalten begannen deßhalb zu erlahmen. Man trieb die Uebungen der Landmiliz nur noch ehrenhalber fort. Ihre Unvollkommenheiten wurden immer bemerkbarer, und – so starb der Herzog, am 26. May 1795, ohne den Verdruß erlebt zu haben, das Unnütze und Vergebliche aller seiner Kriegsrüstungen in der That zu sehen. Niemand machte ihm das Lob streitig, daß er ein guter Mensch gewesen, und als Fürst, es redlich mit seinem Volke gemeint habe.

So kam also auch noch der dritte von Alexanders Söhnen, Friederich, obwohl im späten Alter, zur Regierung. Die Geschichte wird ihn als eine der wichtigsten Personen in der wirtembergischen Fürstenreihe nennen. Denn durch ihn ward das herzogliche Haus erhalten, und eine so zahlreiche männliche Nachkommenschaft erzeugt, daß wir nun für den traurigen Fall, der Zersplitterung des Landes durch die Erlöschung der regierenden Familie, auf immer geborgen sind.

Friedrich brachte ein Herz voll Liebe zu seinen Unterthanen mit ins Land, und die letztern kannten seinen Charakter zu gut, als daß sie in ihm weder Karls Despotensinn, noch Ludwigs Schwäche hätten befürchten sollen. Aber leider! brach unter ihm einer der fürchterlichsten Stürme, die einen Staat treffen können, über Wirtemberg herein, und vereitelte mit einem male alle die schönen und gerechten Hoffnungen, die man sich von der neuen Regierung gemacht hatte. Wirtemberg ward von den Franzosen erobert, und erlitt alle nur möglichen Bedrückungen die der Krieg und die Macht des siegenden Feindes über ein Land bringen können. Das gute Vaterland wurde zum Oopfer einer Politik gemacht, die die Leidenschaft eingegeben, und die Indolenz erhalten hatte. Hätten Männer von Kraft, Entschlossenheit, vorurtheilsfreyen Ansicht der Dinge, und wahrem Patriotismus unsre öffentlichen Angelegenheiten gelenkt, so würde dieß Unglück mit allen seinen Folgen von uns abgewendet worden seyn. Aber Unentschlossenheit, feige Furcht vor Oesterreich, Adelsgeist und das heuchlerische Streben nach dem thörichten Ruhme des deutschen Patriotismus stürzten uns ins Verderben, und lange werden uns die Wunden schmerzen, die wir bey dieser Gelegenheit erhalten haben.

Tausend Erfahrungen hatten die gleich anfangs von so vielen sachkundigen Leuten geäusserten Besorgnisse zur Gewißheit erhoben, daß alle unsre Vertheidigungsanstalten, in dem Falle ihrer wirklichen Anwendung, unnütz seyn würden. Man sah immer deutlicher, daß unsre Landmiliz, bey dem ihr eigenen Geiste der Unordnung und der Unbotmässigkeit, nie ein brauchbares Korps werden dürfte, und von der Unthunlichkeit eines allgemeinen Aufgebotes zeigten sich so augenscheinliche Beweise, daß, noch vor dem Tode des Herzogs Ludwigs, kein Vernünftiger mehr an die Möglichkeit glaubte, dasselbe zu Stande zu bringen. Friederich Eugen, ein Soldat von Profession, der hierinn für den kompetentesten Richter galt, hatte die getroffenen Anstalten nie gebilligt, weil sie ihm nie zweckmässig dünkten. Er hielt die Volksbewaffnung sogar für gefährlich, und als er die Regierung selbst antratt, ließ er sie als eine Sache die keiner weitern Betreibung werth war, liegen.

Die Gefahr eines feindlichen Ueberfalls hatte sich aber um deßwillen noch nicht vermindert. Die Heere der Republik hatten in dem Feldzuge von 1794 ausserordentliche Thaten gethan, die Verbündeten über den Rhein zurückgeschlagen, und durch ein seltenes Maaß von Kraft, Genie und Tapferkeit bewiesen, daß der Strohm bey weitem kein sicheres Schutzwehr für die östlichern Gegenden Deutschlands sey. Als in dem folgenden Jahre Spanien und Preussen von der Koalition zurücktratten, so erhielt die Ueberlegenheit der Feinde einen unermeßlichen Zuwachs. Sie drangen auch wirklich auf dem rechten Rheinufer vor, und es geschah nur durch ein sehr glückliches Zusammentreffen günstiger Umstände und großer Feldherrnklugheit auf der Seite der Oesterreicher, daß Pichegrü vom Neckar und Jourdan vom Mayn zurückgeworfen wurde.

Da um diese Zeit in Wirtemberg niemand mehr an die Möglichkeit der Selbstvertheidigung glaubte, und es dazu immer unwahrscheinlicher wurde, daß die vereinte kaiserliche und Reichsarmee dem Andrang der Feinde werde wiederstehen können, so waren nur zwo Maaßregeln vorhanden, welche ergriffen werden konnten. Entweder mußte man den Einfall erwarten, und dann dem Feinde durch eine Brandschatzung das Recht abkaufen, das Land als seine Eroberung zu behandeln; oder man mußte die Neutralität ergreifen, und allem Antheil an dem Kriege entsagen. Man sieht, daß es ein unverzeihlicher Fehler der Politik war, wenn sie es auf den erstern Fall ankommen ließ, indem sie damit, die erste aller Pflichten, die Pflicht der Selbsterhaltung, hinwegwarf, und den Staat ohne Noth aufopferte. Das war noch um so unverzeihlicher, da die Ergreifung der zweyten Maaßregel so leicht, und von den Umständen so sehr begünstigt war.

Preussen hatte, durch den Frieden von Basel, den deutschen Ständen das Beyspiel gegeben, sich aus einem Kriege zurückzuziehen, in dem der Zweck des Reichs nicht mehr erreichbar war, und in dem man sich nun blos für das Interesse des Hauses Oesterreich anstrengte. Preussen that noch mehr. Es hatte bereits die Zustimmung von Frankreich ausgewirkt, wenn noch mehr Stände der Neutralität beytretten wollten, und forderte sie unter der Versicherung seines Schutzes auf, seinem Beyspiele nachzufolgen. Hessen hatte sogleich einen Separatfrieden geschlossen, und mehrere Stände des nördlichen Deutschlands zogen ihre Kontingente zurück. Was war also natürlicher, als das Wirtemberg ebenfalls die Waffen aufhieng, und so leichten Weeges, nicht nur alle künftigen Feindesgefahren von sich abwandte, sondern auch von nun an die ungeheuren Kosten des Krieges ersparte? Die Beyspiele so mächtiger Stände, der Schutz von Preussen, und die Verbindungen unsres Fürstenhauses mit Rußland waren hinreichend, die Neutralität gegen die Ansprüche des Kaisers zu behaupten, und die Natur der Sache, um sie zu rechtfertigen. Hatte Wirtemberg diesen Schritt gethan, so folgte ihm Baden und der ganze schwäbische Kreis unwidersprechlich nach, und eine große Strecke Deutschlands hatte, ohne das geringste Opfer, Unabhängigkeit, Friede und Sicherheit.

Mag es der Himmel wissen, welcher böse Geist die Häupter unsres Staates verblendet hat, daß sie diese so klaren und handgreiflichen Ideen nicht faßten, und es für besser fanden, Wirtemberg ins Verderben zu stürzen, als den Anmassungen des österreichischen Ministeriums zu widersprechen. Denn es war doch nur von dieser sonderbaren Alternative die Rede, und siehe! man wählte das – erstre.

Ich sage nichts von dem Schicksale, das mein Vaterland traf, seit dem Moreaus Heer den Rhein erstürmt hatte, nichts von dem Schrecken, den die Legionen der Sieger über dasselbe verbreiteten, nichts von den ungeheuren Aufopferungen, die wir ihnen bringen mußten, nichts von unsern ermordeten, beraubten und gemißhandelten Mitbürgern, nichts von ihren zerstöhrten Häusern und verwüsteten Feldern, nichts von dem Frieden, den der Minister von Wöllwarth, bevollmächtiget von unserm Hofe, in Paris geschlossen hat, – ich sage nur von der unbegreiflichen Politik, die um dem Hause Oesterreich zu hofiren, sich der Gefahr Preis gab, alle diese Erfahrungen zu machen. Und weil wir ihm nur hofirt, und uns ihm zu Gefallen, nicht ganz zu Grunde gerichtet haben, nannte es uns treulos und verrätherisch, und legte uns anderthalbjahrelange Lasten auf, unter denen wir leicht alles Böse vergassen, was uns die Franzosen eher zugefügt hatten.

Doch es ist selten etwas Böses unter der Sonne, in dem nicht der Keim von irgend etwas Gutem läge. Ich bin überzeugt, daß die unglückliche Politik, die uns so vielen Schaden gebracht hat, am Ende doch wieder nützlich für uns werden wird. Wir haben große Summen verlohren; aber unser Verlust wird die ökonomische Spekulation und Betriebsamkeit wecken, wir werden unser Interesse für die Zukunft sorgfältiger bewahren lernen, und wir werden es nicht mehr gestatten, in Dingen, wo von dem Wohl und Weh der Nation die Rede ist, von irgend einer Willkühr abzuhängen. Zudem sind durch die französische Revolution viele politische Ideen in Umlauf gekommen, die einen zu großen Werth haben, als daß wir sie ganz umsonst hätten verlangen können.

Die Repartition der uns vom Feinde auferlegten Brandschatzung machte die Zusammenberufung eines allgemeinen Landtages nothwendig. Würden unsre Repräsentanten auf demselben in dem Geiste der jetzigen Zeit wirken, unsre Konstitution aufs Neue befestigen und verwahren, die in die Verwaltung eingeschlichenen Mißbräuche verbessern, und als vernünftige, uneigennützige und freye Männer das Wohl des Vaterlandes auf Stützen gründen, die der Despotismus in Zukunft nur vergeblich antasten könnte, aber sich nicht wie bis jetzt geschehen in unnöthige Zänkereyen einlassen und vorhero im Kleinen eingewurzelte Misbräuche abzuschaffen, um durch ihr neues Gesetz neuere und drückendere Lasten und Mißbräuche einzuführen, die durch Stuttgardts bürgerlichen Familiennexus bis jetzt den Land- und Amtsstädten nicht wenig beschwerlich fielen. Wenn dieser drückende Mißbrauch abgeschaft würde, dann erst wollte ich mein graues Haupt ruhig niederlegen und mit welch heiterem Blick alsdann zu Gott ausrufen: Herr, nun lässest du deinen Diener im Frieden fahren! – –

Anmerkung
des Setzers.

Der Verfasser dieser Schrift starb bey dem Antritt unsers jetzigen Herzogs, deswegen konnte auch von dieser Regierung nichts geschrieben werden: so viel ist wenigstens gewiß, daß der verstorbene Verfasser öfters äusserte, daß der jetzige Regent Wirtembergs ein aufgeklärter und gutdenkender Herr wäre –. Wenn man nun bedenkt daß dieser Regent sich eine Gattinn wählte, die ganz die Tugenden vereint, die Menschen nur immer von einer Fürstinn erwarten können, so kann und darf Wirtemberg stolz sein, eine Landesmutter zu besitzen, die alles zum Besten lenkt und leitet. Hütet euch ihr Bewohner Wirtembergs vor einer Revolution und bedenkt, daß ihr eine Landesverfassung habt, welche im Kleinern noch vollkommener ist als die englische Konstitution, seyd stolz darauf, und nehmet an dem Schicksal der Schweitz, Italien und den päbstlichen Staaten ein Beyspiel, welches der Menschheit noch lange trübe Augen zurück läßt, um ihre Thorheiten beweinen zu können – bedenkt daß alle Freyheitsprediger und jene Männer, welche eure Ordnung, Ruhe und häusliches Glück untergraben wollen, nicht zu euch kommen werden, um euch glücklicher und froher zu machen, gewiß nicht, sie werden bloß zu euch kommen um sich mit euerem Wohlstand und Geld bereichern – um euch alsdann nur in desto engere Fesseln schmieden zu können. Beherzigt dieses, folgt meinem Rath, so werdet ihr immer als ein glückliches, frohes und zufriedenes Volk leben können, welches euch durch euere Verfassung schon längst vor vielen Völkern zu Theil geworden ist. Wenn ihr bedenkt daß alle Menschen nicht vollkommen sind, so seyd eben so billig, daß auch die Regierungen nicht völlig fehlerfrey seyn können.

Anmerkungen der Vorlage

  1. Und doch räumte ihm der sel. Haug die erste Stelle in seinem gelehrten Wirtemberg ein!!!

Anmerkungen (Wikisource)

Pahl äußert sich zu dieser anonym erschienenen Schrift in seinen Denkwürdigkeiten (postum erschienen 1840), S. 115f. Google. In ihrem Mittelpunkt steht das Lebensbild des württembergischen Herzogs Carl Eugen (1728-1793). Eine kurze Würdigung von Pahls Schrift erschien im Juni 2009 von Ulrich Popp: Schubarts Tyrann. Herzog Karls Leben aus Johann Gottfried Pahls Sicht. In: ostalb-einhorn 36 (2009), Heft 142, S. 114-117. Sie schließt mit dem Wunsch, dass Pahls Biographie einer breiteren Öffentlichkeit wieder zugänglich gemacht werden sollte (was hiermit erfolgt ist).


  1. Vorlage: Heyrarathen
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