2.) Die Witwe Susanne Kolbinin (in Gnadenfrey) hat folgende Nachricht von sich hinterlassen: „Ich bin anno 1710 den 9 Febr. zu Augsburg geboren, wo mein Vater, Joh. Seidel, Bürger u. Kürschner war. Meine Eltern hielten mich zum Guten an; wenn ich aber zu andern Kindern kommen konte, so war ich eins der leichtsinnigsten. Bey meinem ersten Abendmahl hatte ich ein Gefühl, das mir unvergeßlich geblieben ist. Nun, dachte ich aber auch, ist der gute Christ fertig; wenn ich alle Vierteljahre zum Abendmahl gehe, u. nichts Böses thue, so bin ich gewiß ein rechter Christ.
Bald nachher kam ich zu fremden Leuten
Leuten, um etwas zu lernen. Sie
führten ein frommes Leben; aber es waren
andre Leute im Hause, die leichtsinnig
waren, u. zu denen hielt ich
mich. Wenn ich darüber von meiner
Frau, sonderlich des Sonntags, erinnert
wurde, mit dem Beyfügen, daß ich lieber
in der Bibel lesen solte; so war
: Gemein-Nachrichten - Beylagen I-IV 1788,5. , Herrnhut 1788, Seite 199. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:GN.A.250_Gemein-Nachrichten_1788,5.pdf/203&oldid=- (Version vom 28.1.2025)