Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 8 | |
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sei auch Zauberer. Es sei ihm ein Leichtes, mittels Zauberformel eine halbe Million Gold ihr zu Füßen zu zaubern. Er habe auch ein untrügliches System, durch dessen Anwendung große Lotteriegewinne sich aus dem Glücksrade hervorzaubern lassen. Er verstehe es auch glühende Liebe herbeizuzaubern, wo bisher starke Abneigung vorhanden war. Fräulein Bergner versuchte es zunächst mit dem Zauber des Lotteriegewinns. Allein, trotz großer Geldaufwendung versagte dieser Zauber. Trotzdem ließ sich Fräulein Bergner bewegen, am Morgen des 21. März 1900 mit Jänicke nach dem Teufelssee zu fahren. Jänicke nahm sich seinen zehnjährigen Pflegesohn, namens Bruno Misch, mit. Als sie alle drei in der Nähe des Teufelssees angelangt waren, verschwand Jänicke plötzlich in einem Waldesdickicht. Sehr bald erschien er in einer Mönchskutte und einer Larve angetan, mit einem Zauberbuch in der Hand. Er sprach laut einige Zauberformeln und breitete segnend die Hände über Fräulein Bergner aus. Alsdann gab er ihr ein weißliches Pulver, mit dem Bemerken: Sie werde, sobald sie das Pulver verschluckt habe, in einen tiefen Schlaf verfallen. Nach einigen Stunden werde sie aufwachen. Alsdann werden Engel um sie herumtanzen und ein Berg von Gold werde zu ihren Füßen liegen.
Fräulein Bergner nahm das Pulver. Kaum war sie darauf wenige Schritt gegangen, da fiel sie, laut stöhnend, zur Erde. Sie geriet in konvulsivische Zuckungen und war nach wenigen Minuten tot. Jänicke nahm der Leiche das Geld, Wertsachen und die Wohnungsschlüssel ab und fuhr mit seinem Pflegesohn nach Berlin zurück. Er begab sich sogleich in die Wohnung der Bergner und stahl dort alles, was nicht niet- und nagelfest war. Hausbewohnern sagte er auf deren Befragen: er sei von Fräulein Bergner beauftragt, Arbeit fortzutragen. Der Kriminalpolizei gelang es sehr bald, festzustellen, daß Jänicke der Mörder der Bergner sei. Jänicke wurde verhaftet und die
Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 8. Hermann Barsdorf, Berlin 1913, Seite 296. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Friedlaender-Interessante_Kriminal-Prozesse-Band_8_(1913).djvu/300&oldid=- (Version vom 18.4.2024)