Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 2 | |
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trotzdem die Polizei meine Photographie hatte, man hat mich gesucht und nicht gefunden. I hab’ dem Polizeikommissär gesagt, er soll die Personalbeschreibung vom Löwy aufnehmen, da hat’s aber geheißen: Quatsch! Ich möcht’ noch mal meinen ehrlichen Namen wiederhaben! Jetzt machen mich alle schlecht! Habermann und selbst Stiller. Aber Petrus hat auch den Herrn Jesus Christus verleugnet, und so verleugnen die Zeugen jetzt mich. – Vors.: Angeklagter, es handelt sich jetzt lediglich darum, ob Sie noch Fragen haben. – Gönczi: Bitt’ schön, Herr Präsident, lassen’s mich ausreden. Sehn Sie, i bin beschuldigt, daß in mein’ Hemd Blutflecke gewesen seien, und sehn Sie, da kam Herr Jeserich und hat nix von Blut im Hemd gesehen. Sehn Sie, nix kann mir bewiesen werden, daß ich die Tat begangen hab’. Es wird die Zeit kommen, wo ich noch sprechen werde. Weiter: Habermann sagt, es ist nix wahr, daß die Frau Schultze mir die Schlüssel gegeben hat, und doch ist’s wahr! Wenn ich die Tat hätte machen wollen, hätte ich sie in die enge Wohnung umbringen können; dann hätte ich alles zusammengekramt und wäre davongegangen und hätte nicht am 16. und 17. August Stiller noch die Rechnung bezahlt. Wie ich es sag’, so ist es! Das sag’ ich vor den Herrn Präsidenten und die Herren Geschworenen und das Publikum und die ganze Welt! Sehn’s, ich bin nach Brüssel gekommen. Keiner hat mich kennt, hab’ keine Popiere g’habt, hab’ nicht gekannt französisch und nicht belgisch und hab’ doch vier Wochen Aufnahme gefunden. Warum? Weil mich Löwy hat hingebracht! Meiner Frau hab’ ich gesagt, wenn dich der Richter wird fragen, dann sagst du schwarz, wenn’s schwarz ist, und weiß, wenn’s weiß ist. Aber arme Frau hat sagen müssen, was Untersuchungsrichter wollte, wenn sie nicht hungern wollte. Und so hat die Arme auch gesagt, das Telegramm sieht meiner Handschrift ähnlich. Was soll das arme Weib auch sagen? Gewiß sieht’s ähnlich, ich hab’s aber nicht geschrieben. – Vors.: Nun, Gönczi wenn Sie sich noch verteidigen wollen, so
Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 2. Hermann Barsdorf, Berlin 1911, Seite 73. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Friedlaender-Interessante_Kriminal-Prozesse-Band_2_(1911).djvu/81&oldid=- (Version vom 31.7.2018)