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Seite:Friedlaender-Interessante Kriminal-Prozesse-Band 2 (1911).djvu/47

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Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 2

Das beste wäre, das Kind käme in Pension zu meinem Schwager Bachelin. Mein Mann kann nicht Erbe meines Kindes sein, sie kann ihm aber 10 000 M. für eine Lebensversicherungspolice aussetzen, damit mein Mann, wenn er herauskommt, vor Not geschützt ist. – Vors.: Nun, Angeklagter, Sie haben erklärt, Sie sind lediglich deshalb von London nach dem Kontinent zurückgekommen, weil Sie das Bedürfnis empfanden, Ihre Schwägerin Olga noch einmal zu sehen und zu sprechen. Sie haben gesagt: Sie haben mit dieser Erklärung aus Rücksicht auf Ihre Frau zurückgehalten. Weshalb haben Sie aber auch nach dem Tode Ihrer Frau geschwiegen? – Angekl.: Ich hatte die Absicht, die Erklärung abzugeben, und habe den Besuch des Herrn Vorsitzenden erwartet. Wäre der Herr Vorsitzende zu mir in das Gefängnis gekommen, dann hätte ich mich jedenfalls erklärt. – Vors.: Sie hätten sich doch aber auch dem Untersuchungsrichter, Herrn Amtsrichter Dr. Ritter, gegenüber erklären können. – Angekl.: Dem Herrn Untersuchungsrichter gegenüber wollte ich mich nicht erklären. – Vors.: Dann hätten Sie sich mir vorführen lassen können. – Angekl.: Ich erwartete von Tag zu Tag den Besuch des Herrn Vorsitzenden. – Vors.: Weshalb haben Sie alsdann nicht wenigstens bei Beginn der Hauptverhandlung die Erklärung abgegeben? – Angekl.: Bei Beginn der Hauptverhandlung hatte ich meinen Entschluß geändert. – Vors.: Nun frage ich Sie nochmals, haben Sie auf Ihre Schwiegermutter geschossen? – Angekl.: Nein, ich stehe dem Morde vollständig fern. – Vors.: Haben Sie irgendeinen Verdacht? – Angekl.: Nein. – Vors.: Halten Sie es für möglich, daß Ihre Schwägerin Olga geschossen haben könnte? – Angekl.: Das halte ich für ausgeschlossen. – Vors.: Aus welchem Grunde haben Sie auf Ihrer Rückreise nach London zwischen Calais und Dover Bart und Perücke in den Kanal geworfen? – Angekl.: Weil ich sie nicht mit nach London nehmen wollte. – Es wurde alsdann Fräulein Olga Molitor hervorgerufen. – Vors.: Fräulein Molitor, Sie haben bereits gesagt, Sie haben niemanden gesehen,

Empfohlene Zitierweise:
Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 2. Hermann Barsdorf, Berlin 1911, Seite 39. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Friedlaender-Interessante_Kriminal-Prozesse-Band_2_(1911).djvu/47&oldid=- (Version vom 31.7.2018)