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Seite:Friedlaender-Interessante Kriminal-Prozesse-Band 2 (1911).djvu/45

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Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 2

Tochter Olga begegnet. Hinter den Damen ging in einiger Entfernung ein Mann mit graumeliertem Vollbart. Der Mann war mittelgroß, nicht so groß wie der Angeklagte. – Auf Befragen des Staatsanwalts bemerkte die Zeugin: Sie wisse nicht, ob der Mann in die Kronprinzenstraße eingebogen oder nach der Lindenstaffel gegangen sei. – Vors.: Kam Ihnen der Mann verdächtig vor? – Zeugin: Nein. – Vors.: Ging der Mann derartig hinter den Damen, daß man auf die Vermutung kommen konnte, er verfolge die Damen? – Zeugin: Nein. – Der Vorsitzende hielt der Zeugin vor, daß sie beim Untersuchungsrichter gesagt habe: es war ein großer Mann. – Zeugin: Ich möchte lieber sagen: es war ein mittelgroßer Mann. Als sie zum Briefkasten ging, sei sie einem großen Mann mit schwarzem Spitzbart in der Kaiser-Wilhelm-Straße in der Nähe der Villa Nagel begegnet. Es war ein Mann von der Größe des Angeklagten. Der Mann, der hinter den Damen Molitor herging, war kleiner als der Angeklagte und hatte einen graumelierten Vollbart. – Der Angeklagte gab zu, der große Mann mit dem schwarzen Spitzbart gewesen zu sein, dem die Zeugin begegnet sei. – Frau Terci: Sie sei kurz vor 6 Uhr abends in der Kaiser-Wilhelm-Straße in der Nähe der Villa Nagel einem großen Mann mit schwarzem Spitzbart begegnet. Der Freifrau von Reitzenstein sei sie nicht begegnet, sie habe sie wenigstens nicht gesehen. – Freifrau v. Reitzenstein bemerkte, sie habe Frau Terci gesehen.

Es gelangten hierauf mehrere Briefe der Frau Hau an den Angeklagten zur Verlesung. In einem Briefe schreibt Frau Hau aus Baden-Baden an ihren in Berncastl weilenden Mann: Olga habe ein Bändchen Gedichte geschrieben, sie könne aber nur schwer einen Verleger dafür finden. – Es sollte im weiteren ein Brief verlesen werden, gegen dessen Vorlesung der Angeklagte protestiert, da er reine Familienangelegenheit enthalte. – Vert.: Ich muß auf Vorlesung des Briefes bestehen; der Angeklagte behauptet: er sei wegen eines Rendezvous mit seiner Schwägerin Olga von London

Empfohlene Zitierweise:
Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 2. Hermann Barsdorf, Berlin 1911, Seite 37. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Friedlaender-Interessante_Kriminal-Prozesse-Band_2_(1911).djvu/45&oldid=- (Version vom 31.7.2018)