Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 2 | |
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von mir wissen wollte, was daran wahr und was unwahr sei. – Staatsanwalt Braut: Haben Sie nicht ein Telegramm irgendeines Mannes vor noch gar nicht langer Zeit erhalten, in dem Ihnen gesagt wurde, daß Sie in Southampton bei Ihrer Ankunft Besuch erhalten würden? – Zeugin: Ich kann mich nicht mehr recht darauf besinnen, was in dem Telegramm stand, denn ich bin seekrank gewesen. – Staatsanwalt: Ach, Sie sind ja gar nicht seekrank gewesen! Von wem rührte die Depesche her? – Zeugin: Von Eugen Friedmann. Er wollte in Southampton auf den Dampfer kommen. – Staatsanwalt: ist er denn gekommen? – Zeugin: Nein. – Auf verschiedene Fragen verweigerte die Zeugin die Antwort. – Vors.: Sie haben von Amerika aus für Ihre Aussage 5000 M. verlangt? – Zeugin: Für meine Aussage nicht, ich nahm nur an, Herr Sternberg werde mich entschädigen. – Vors.: Entsinnen Sie sich der Badeszene, die sich in Ihrer Wohnung abgespielt haben soll? – Zeugin: Nein, ich habe erst in New York beim Notar Kemptner erfahren, daß so etwas bei mir vorgekommen sein soll, der Notar hatte die Aussage der Frida Woyda zugeschickt erhalten. Wenn ich dergleichen gesehen hätte, würde ich es nicht geduldet haben. – Der Zeugin wurden nochmals die Modell-Annoncen vorgelegt, doch verweigerte sie wiederum die Antwort. – Vors.: Nun wollen wir einmal von Ihrer übereilten Abreise sprechen. – Zeugin: Ich hatte nach dem Artikel der „Morgenpost“ total den Kopf verloren, obgleich alles beinahe davon gelogen und beinahe jedes Wort übertrieben war. – Vors.: Und trotzdem reisten Sie schleunigst ab und nahmen sogar die Wender mit? – Zeugin: Auta Wender bat mich flehentlichst, sie mitzunehmen. – Vors.: Warum sind Sie nun auf so großem Umwege nach Paris und nach Amerika gereist? – Zeugin: Darüber verweigere ich die Aussage. – Vors.: Hat Ihnen Sternberg etwas versprochen? – Zeugin: Jawohl, ich glaube auf ein Jahr vierteljährlich 1000 M. – Vors.: Herr Sternberg behauptet, daß er Ihnen nur versprochen habe, einmal Ihnen noch 1000 M.
Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 2. Hermann Barsdorf, Berlin 1911, Seite 279. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Friedlaender-Interessante_Kriminal-Prozesse-Band_2_(1911).djvu/287&oldid=- (Version vom 1.8.2018)