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Seite:Friedlaender-Interessante Kriminal-Prozesse-Band 2 (1911).djvu/258

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Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 2

Verhandlung gesagt zu haben, sie erkenne Sternberg wieder, sie wollte aber dazu durch ein Kopfnicken ihrer früheren Gefängniskollegin, Zeugin Schnörwange, dazu bewogen sein. In Kottbus habe sie auch nur gesagt: Wenn die Schnörwange ihn erkennt, dann wird er es ja wohl sein. Sie erklärte ferner, daß sie mit demselben Maler auch bei einer Frau Töpfer in der Besselstraße verkehrt habe. – Die Angeklagte Wender bestritt auf Befragen, daß sie die Zeugin jemals bei der Fischer gesehen habe. Die Zeugin blieb jedoch dabei und beschrieb das Zimmer, wobei sie erwähnte, daß auch eine Staffelei darin gestanden habe. Auch das bestritt die Angekl. Wender. Die Zeugin beschrieb ferner einen großen Hund, eine Katze und viele Vögel, die in der Fischerschen Wohnung gewesen sein sollen. Die Angeklagte Wender betonte, daß niemals Vögel in der Wohnung gewesen seien, und daß sie auch das Mädchen niemals dort gesehen habe. Die Zeugin erklärte, daß sie sich in der Zwischenzeit sehr verändert habe. – Auf Befragen des Staatsanwalts, ob sie von irgendeiner Seite beeinflußt worden sei, erklärte die Zeugin: Es haben sich mehrere Herren an sie herangedrängt und über die Sternberg-Sache mit ihr gesprochen. Besonders sei dies ein Mann gewesen, der sich Ebstein nannte und auch ein „Kapitän Wilson“. Ebstein habe ihr gesagt, daß er nach Amerika gehe, ob sie mitkommen wolle. Sie wäre auch mitgegangen, aber ihr Vater würde es verhindert haben. Auch andere Herren haben sich an sie herangemacht und ihr gesagt, sie solle die Wahrheit sagen, damit nicht ein Unschuldiger verurteilt werde. Sie hätten ihr ferner gesagt: sie würde diesmal vereidigt werden, und wenn sie beschwören würde, daß es Sternberg sei, dann würde sie ins Zuchthaus kommen. Sie habe von Ebstein 10 M., dann 20 M. und von den anderen Herren 15 M. erhalten. Sie habe auch Briefe erhalten, in welchen sie angewiesen wurde, was sie aussagen solle. Die Briefe habe sie nach ergangener Anweisung verbrannt. – Staatsanwalt Braut: Ich frage Sie noch einmal: Ist es nun wirklich wahr, was Sie

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Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 2. Hermann Barsdorf, Berlin 1911, Seite 250. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Friedlaender-Interessante_Kriminal-Prozesse-Band_2_(1911).djvu/258&oldid=- (Version vom 31.7.2018)