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Seite:Friedlaender-Interessante Kriminal-Prozesse-Band 10 (1914).djvu/85

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Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 10

Gedächtnisses das Protokoll vorzuhalten. – Die Geschworenen erklärten sich damit einverstanden. – Der Vorsitzende ließ die Angeklagte vor den Richtertisch treten. Sie gab auf Befragen des Vorsitzenden etwa folgendes an: Ich war einmal mit meinen Geschwistern hier in der Zentralhalle. Da sagte meine Schwester Budnick: Du hast dem Hermann gestanden, daß du Rieß bestimmt hast, deinen Mann zu erschießen. Ich sagte sofort: Das ist eine freche Lüge. Meine Schwester versetzte: Das beste ist doch, du sagst die Wahrheit, es ist ja doch noch nichts verloren, Hermann wird ja die Sache nicht anzeigen. Ich antwortete: Laß er machen, was er will, ich kann nicht etwas gestehen, was ich nicht begangen habe. – Vors.: Was mag Ihrer Meinung nach Ihren Bruder Hermann Adameit veranlaßt haben, Sie anzuzeigen? – Angekl.: Mein Bruder war, als er bei mir Prokurist war, stets sehr grob und unmanierlich zu mir. Er hat mich sogar einmal mit einem Stocke bedroht. Meine Bücher werden nachweisen, daß er verschiedene Unredlichkeiten begangen hat. Er hat außerdem in seiner Eigenschaft als Prokurist die Lieferung eines großen Postens Ziegelsteine abgeschlossen, ohne sich zu erkundigen, ob wir die Lieferzeit werden innehalten können. Ich wurde deshalb, da wir die Ziegel zur festgesetzten Zeit nicht liefern konnten, auf 2000 Mark Schadenersatz verklagt. Meinen Bruder kränkte es selbstverständlich, daß ich ihm schließlich kündigte und das Löschen der Prokura beantragte. Ganz besonders ärgerte er sich, daß ich mich wieder verheiraten wollte. Er sagte zu mir: Ich lasse mich nicht rausschmeißen, ich werde selbst gehen, ich werde dir aber zeigen, was ich kann, und wenn es mein Unglück sein sollte. – Vors.: Und was mag wohl die Budnick gegen Sie so eingenommen haben? – Angekl.: Ich habe meine Schwester Budnick stets unterstützt, ich habe ihr 6000 Mark zur Errichtung eines Geschäfts gegeben. Als sie aber hörte, daß ich mich verheiraten wollte, sagte sie zu mir: Wenn

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Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 10. Hermann Barsdorf, Berlin 1914, Seite 81. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Friedlaender-Interessante_Kriminal-Prozesse-Band_10_(1914).djvu/85&oldid=- (Version vom 31.7.2018)