soviel Laufereien haben. – Präs.: Wem haben Sie zuerst etwas von Ihrer Wahrnehmung erzählt? – Zeuge: Das weiß ich nicht.
Präs.: Warum haben Sie aber so spät von Ihrer Wahrnehmung der Behörde Mittheilung gemacht, Sie mußten sich doch sagen, daß eine solche Wahrnehmung höchst wichtig ist, und mußten sich doch durch Ihr Schweigen in Ihrem Gewissen gedrückt fühlen? – Zeuge: Ich wollte nicht Laufereien haben. – Präs.: Waren Sie nicht am 5. Juli bei Hegmann? – Zeuge: Nein. – Präs.: Hegmann hat Sie doch aber zum Amtsrichter geschickt? – Zeuge: Das ist möglich. – Präs.: Was thaten Sie bei dem Herrn Amtsrichter? – Zeuge: Ich habe einen Eid geleistet und dasselbe gesagt wie heute.
Es erscheint alsdann als Zeuge der zehnjährige Knabe Gerhard Heister, ein sehr aufgeweckter Knabe. Dieser erzählt auf Befragen des Präsidenten: Er sei am Peter-Paulstage gegen halb neun Uhr in die Messe gegangen und gegen halb zehn Uhr aus der Messe gekommen. Gegen 10 Uhr Vormittags habe er sich an der Clever- und Kirchstraßen-Ecke auf einen Prellstein gesetzt und habe gesehen, wie ein Arm aus dem Buschhoff’schen Hause herauslangte und das kleine Joanchen in das Haus hineinzog.
Präsident: Wie sah die Hand aus? – Zeuge: Ganz nackt. – Präs.: War das der Arm eines Mannes oder einer Frau? – Zeuge: Das weiß ich nicht. – Präs.: War das kleine Joanchen allein vor dem Buschhoff’schen Hause, oder waren noch andere Kinder dort? – Zeuge: Ja, noch zwei andere Kinder. – Präs.: Was thaten diese Kinder? – Zeuge: Die gingen nach Hause. – Präs.: Kennst Du Mölders? – Zeuge: Sehr gut. – Präsident: Hast Du den Mölders gesehen, als das kleine Joanchen in das Buschhoff’sche Haus gezogen wurde?
Zeuge: Ja, Mölders ging von der Cleverstraße in die Kirchstraße bis zum Knippenberg’schen Hause.
Präs.: Hat Möldern auch sehen können, wie das kleine Joanchen in das Buschhoff’sche Haus gezogen wurde?
Zeuge: Ja.
Präs.: Du hast drei Wochen nach Peter-Paul zum ersten Male Deinen Eltern erzählt, daß das kleine Joanchen in das Buschhoff’sche Haus gezogen wurde?
Zeuge: Ich hatte Furcht, ich komme in den Thurm.
Kriminal-Kommissar Verhülsdonk (Crefeld) bekundet:
Hugo Friedländer: Der Knabenmord in Xanten vor dem Schwurgericht zu Cleve vom 4. bis 14. Juli 1892. W. Startz, 1892 Cleve, Seite 37. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Friedlaender-Der_Knabenmord_in_Xanten_(1892).djvu/37&oldid=- (Version vom 31.7.2018)