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Seite:Friedlaender-Der Knabenmord in Xanten (1892).djvu/16

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– Kreisphysikus Doktor Bauer: Herr Kriminal-Kommissar Wolff aus Berlin kam zu mir nach Mörs und theilte mir mit, daß er mir einige Mittheilungen über den Xantener Knabenmord machen wolle. Ich lehnte zunächst eine Unterredung mit dem Kriminalkommissar ab. Schließlich ließ ich aber den Kriminalkommissar vor. Dieser erzählte mir nun: Er habe die Ueberzeugung, daß Buschhoff den kleinen Hegmann aus Rache ermordet, weil der ermordete Knabe ihm seine Grabsteine beschädigt habe. Auch sei er der Ueberzeugung, daß der Mord in der Wohnung des Buschhoff ausgeführt und der Leichnam alsdann in die Scheune geschafft worden sei. Ich machte sofort ein großes Fragezeichen und muß bemerken, daß ich zunächst der Meinung war, daß ein Lustmord geschehen sei. Ich nahm eine dahingehende Untersuchung vor, fand diese Vermuthung aber in keiner Weise bestätigt. Im Weiteren bemerkt Kreisphysikus Dr. Bauer: Er habe eine beträchtliche Masse Blut am Thatorte gefunden und zwar soviel, als der Ermordete nach Lage der Verwundung nur verlieren konnte. Die Sachen des Ermordeten waren über und über beblutet. Er habe die Ueberzeugung, daß die That am Fundort ausgeführt worden sei. Es müssen zwei tiefe Flachschnitte mit großer Gewalt gemacht worden sein, so daß der Hals sofort vollständig bis an den Rückenwirbel abgeschnitten wurde. Der Tod, der in Folge Verblutung erfolgt sei, müsse etwa zwei Minuten nach geschehener That eingetreten sein.

Die Verhandlung wird hier gegen halb 9 Uhr Abends auf Dienstag, Vormittags 9 Uhr, vertagt.


Zweiter Tag der Verhandlung.

Gegen 9 Uhr Vormittags eröffnet der Präsident, Land-Gerichtsdirektor Kluth, am Dienstag wiederum die Sitzung. Es nimmt zunächst das Wort Erster Staatsanwalt Baumgard:

Meine Herren Geschworenen! Es ist möglich, daß Sie die gestrigen Gutachten der Herren Gerichtsärzte nicht genau verstanden haben. Da aber gerade diese Gutachten für den Gang der Verhandlung von höchster Wichtigkeit sind, so bitte ich den Herrn Präsidenten, die Herren Gerichtsärzte, Kreisphysikus Dr. Bauer und Kreisphysikus Dr. Nünninghoff, noch einmal zu vernehmen. Zunächst habe ich zu bemerken, daß Herr Dr. Steiner gestern bekundete: es habe in der Scheune nur eine Nachblutung