Hermann Wimmer, Eduard Kauffer (Red.): Fränkische Blätter nebst dem Beiblatt Der Nürnberger Trichter | |
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Allen jenen Verwandten, Freunden und Bekannten, insbesondere aber meinen lieben Basen, welche meinem hochgeehrten Herrn Stiefvater, Edlen von Zopf, bei dessen Leichenbegängnisse die letzte Ehre erwiesen, sage ich hiemit den tiefgefühltesten Dank. Wer den alten röthlichen Staatsdiener kannte, wird seine bis in das Grab bewährte Anhänglichkeit an Thron und Kirche zu preisen, wird meinen gerechten Schmerz bei dessen auf eine so grausame Weise herbeigeführtem Ende zu würdigen wissen.
Meine geliebte Stiefschwester, Germania Edle von Zopf, liegt noch jetzt in Folge des gehabten Schreckens unter schmerzhaften Krämpfen und nervösen Zuckungen tödtlich darnieder. Ihre Genesung wird leider! nur sehr langsam erfolgen, weil sie zu ungeschickten Aerzten ihre Zuflucht nimmt.
Europa, 1848.
Hiemit verbinde ich zugleich die schuldige Anzeige, daß ich das bisher von meinem sel. Hrn. Stiefvater betriebene Schlafmützen-Fabrikgeschäft von nun an auf meine eigene Rechnung ungehindert fortführe.
Vor der Hand empfehle ich:
- a) Schlafmützen aus Kameelhaaren für mondsüchtige Hofräthe erster und zweiter Klasse. Passen auf jeden Kopf, wenn der Inhaber auch kein Mann von Kopf ist;
- b) Schlafmützen aus Gummi für Advokaten, deren Gewissen schläft. Höchst praktisch, weil sie das Erwachen verhindern;
- c) baumwollene Schlafmützen für Reaktionäre, wenn ihnen Katzenmusiken gebracht oder die Fenster eingeworfen worden sind. Bereits bedeutender Absatz.
Hermann Wimmer, Eduard Kauffer (Red.): Fränkische Blätter nebst dem Beiblatt Der Nürnberger Trichter. Friedrich Campe, Nürnberg 1848, Seite 35. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Fr%C3%A4nkische_Bl%C3%A4tter_nebst_dem_Beiblatt_Der_N%C3%BCrnberger_Trichter.djvu/135&oldid=- (Version vom 31.7.2018)