zu führen. 301 Das Volk aber schrie, es werde mich nicht allein bei ihnen lassen. In demselben Augenblick kam ein Bote, der dem Jesus und seinen Anhängern verstohlen die Meldung brachte, Joannes sei mit seinem Heer in der Nähe. Da konnte sich Jonathas nicht mehr beherrschen – offenbar, weil Gottes Vorsehung mich retten wollte, denn sonst wäre ich von Joannes umgebracht worden – 302 und laut rief er: „Ihr Tiberienser, lasst jetzt nur die Untersuchung wegen der zwanzig Goldstücke ruhen. Denn um dieser Sache willen ist Josephus nicht des Todes schuldig, wohl aber, weil er nach der Alleinherrschaft strebt und durch Verführung des Volkes von Galilaea die Macht an sich gerissen hat.“ Nun legten sie Hand an mich und wollten mich töten. 303 Meine Begleiter aber hatten nicht sobald die Gefahr erkannt, als sie ihre Dolche zogen und jeden niederzustossen drohten, der mir Gewalt anthun würde. So entrissen sie mich, während das Volk Steine gegen Jonathas aufhob, der Wut meiner Feinde.
304 (59.) Als ich aber eine Strecke weit gegangen war, merkte ich, dass ich so dem Joannes und seiner Streitmacht in die Hände fallen würde. Ich wandte mich daher durch eine enge Gasse nach dem See, bestieg ein Fahrzeug, das ich gerade antraf, und setzte nach Tarichaea über. So entging ich unverhofft der Gefahr. 305 In Tarichaea berief ich sogleich die angesehensten Galiläer zusammen und teilte ihnen mit, wie schmählich ich von der Gesandtschaft und den Tiberiensern verraten worden sei und beinahe ums Leben gekommen wäre. 306 Darüber gerieten die Versammelten in heftigen Zorn und riefen mir zu, ich solle doch nicht mehr mit dem Angriff zögern und ihnen Gelegenheit geben, Joannes, Jonathas und deren Anhänger niederzumachen, 307 So erbost sie nun auch waren, suchte ich sie doch zu beschwichtigen und erklärte ihnen, man müsse erst abwarten, welchen Bescheid unsere Gesandten aus Jerusalem mitbringen würden; denn nur in voller Übereinstimmung mit ihnen dürften wir handeln. 308 Das leuchtete den Galiläern denn auch
Flavius Josephus: Des Flavius Josephus Selbstbiographie. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1900, Seite 55. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosApionVitaMakkGermanClementz.djvu/55&oldid=- (Version vom 4.8.2020)