seinen Gefährten den Brief in Erinnerung, worin sie mir geschrieben, dass sie von dem Gemeindevorstand zu Jerusalem geschickt worden seien, um die Streitigkeiten zwischen mir und Joannes beizulegen und mich aufgefordert hatten, zu ihnen zu kommen. 255 Während ich dies sprach, hielt ich ihnen, damit sie, durch ihre eigene Unterschrift überführt, nichts leugnen könnten, das Schreiben entgegen und fuhr dann fort: 256 „Wenn ich dir, Jonathas, und deinen Mitgesandten vor Gericht über meinen Zwist mit Joannes Rechenschaft geben müsste, so hättet ihr doch wohl an dem Zeugnis zweier oder dreier ehrenwerten Männer, deren Leumund ihr prüfen könntet, genug, um mich von jeder Beschuldigung freizusprechen. 257 Damit ihr aber wisst, dass ich die Angelegenheiten Galilaeas recht verwaltet habe, erachte ich im Gefühle meiner Unschuld drei Zeugen für noch zu wenig, stelle euch vielmehr alle diese Männer hier als solche auf. 258 Von ihnen müsst ihr Zeugnis über mich verlangen und dann urteilen, ob ich nicht mit aller Ehrbarkeit und Tüchtigkeit hier gewaltet habe. Euch aber, ihr Galiläer, beschwöre ich, nichts von der Wahrheit zu verhehlen, sondern vor diesen Männern gleichwie vor Richtern zu sagen, wenn etwas nicht recht geschehen ist.“
259 (50.) Noch hatte ich nicht ausgeredet, als die sämtlichen Galiläer mich einstimmig ihren Retter und Wohlthäter nannten, mein bisheriges Verhalten rühmten und mich aufforderten, in Zukunft ebenso zu handeln. Alle versicherten unter Eidschwur, dass ihre Frauen nicht beleidigt worden seien und dass ich keinen Menschen je gekränkt hätte. 260 Hierauf verlas ich zwei Briefe der Gesandten, welche von meinen Wachtposten aufgefangen und an mich geschickt worden waren. 261 Dieselben wimmelten von Schmähungen und behaupteten lügnerischerweise, ich hätte mich in Galilaea wie ein Tyrann und nicht wie ein Feldherr betragen. Ich erklärte übrigens der Versammlung, die Boten hätten mir die Briefe freiwillig übergeben; meine Gegner sollten nämlich nichts von den
Flavius Josephus: Des Flavius Josephus Selbstbiographie. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1900, Seite 48. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosApionVitaMakkGermanClementz.djvu/48&oldid=- (Version vom 4.8.2020)