bekommen. 248 Hierin aber täuschten sie sich gewaltig. Ich begab mich nämlich, da ich ihre Hinterlist merkte, gleich nach meiner Ankunft in eine Herberge, die dem Hause des Jesus gegenüberlag, anscheinend um auszuruhen. 249 Alsbald gingen Jonathas und die Seinen in der Meinung, ich läge bereits im Schlaf, aufs Feld hinaus und suchten meinen Leuten einzureden, ich sei ein schlechter Anführer. 250 Aber es kam ganz anders, als sie erwartet hatten: Denn bei ihrem Anblick erhoben die Galiläer als Zeichen ihres offenkundigen Wohlwollens gegen mich ein lautes Geschrei und empfingen die Gesandten mit heftigen Vorwürfen. Jonathas und seine Begleiter, riefen sie, seien gekommen, ohne dass Josephus ihnen etwas zuleide gethan, und nur in der Absicht, die Galiläer ins Verderben zu stürzen. Sie möchten also nur dahin zurückgehen, woher sie gekommen seien; denn nie würden die Galiläer sich bereden lassen, einen anderen Statthalter als Josephus anzuerkennen. 251 Sowie mir dies gemeldet wurde, zögerte ich keinen Augenblick mehr, hinunterzugehen, und trat urplötzlich ins Freie, um selbst zu hören, was Jonathas und seine Begleiter sagen würden. Stürmisches Freudengeschrei der ganzen Menge empfing mich, und unter Segenswünschen bezeugten sie mir ihren Dank für die bisherige Verwaltung meines Postens.
252 (49.) Dieser Vorgang flösste den Gesandten tödlichen Schrecken ein; denn sie fürchteten, von den Galiläern mir zulieb niedergehauen zu werden. Ihr erster Gedanke war der an Flucht; aber sie vermochten ihn nicht auszuführen, weil ich ihnen befahl, zu bleiben. So standen sie denn da, wie niedergeschmettert durch mein Wort. 253 Hierauf ersuchte ich die Menge, mit dem Beifallsgeschrei einzuhalten, beorderte meine treuesten Soldaten an die Wege, um durch ihre Wachsamkeit einen etwaigen Überfall von seiten des Joannes zu vereiteln, befahl den Galiläern, die Waffen in die Hand zu nehmen, damit sie nicht durch einen unvermuteten feindlichen Angriff in Unordnung gerieten, 254 und rief nun dem Jonathas und
Flavius Josephus: Des Flavius Josephus Selbstbiographie. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1900, Seite 47. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosApionVitaMakkGermanClementz.djvu/47&oldid=- (Version vom 5.10.2021)