Zum Inhalt springen

Seite:FlavJosApionVitaMakkGermanClementz.djvu/34

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

von Schiffen erblickten, begannen sie für die Stadt zu fürchten. In ihrem Schrecken glaubten sie, die Fahrzeuge seien vollständig bemannt, und nun schlug ihre Stimmung sehr bald um. 166 Sie warfen die Waffen von sich, kamen mir mit Frauen und Kindern entgegen, empfingen mich, da sie wähnten, ich hätte von ihrer Absicht nichts erfahren, unter lauten Lobeserhebungen und baten um Schonung für die Stadt. 167 Als ich mich etwas mehr genähert hatte, liess ich in einiger Entfernung vom Lande Anker werfen, damit die Tiberienser nicht merkten, wie leer meine Schiffe waren. Ich selbst fuhr nun ans Ufer, schalt sie wegen ihres Unverstandes und warf ihnen vor, dass sie so leichtsinnig und ohne jeden triftigen Grund von mir abfallen wollten, 168 versprach ihnen aber für die Zukunft Verzeihung, wenn sie zehn von den Vorstehern der Stadt zu mir senden würden. Sie gehorchten bereitwillig und schickten die Männer, die ich alsdann nach Tarichaea einschiffen und dort bewachen liess.

169 (34.) Durch Wiederholung dieser List bekam ich nach und nach den ganzen Rat sowie eine nicht geringere Zahl angesehener Männer in meine Gewalt und schickte sie alle nach Tarichaea. 170 Als nun die Einwohner sahen, in welch schlimme Lage sie geraten waren, baten sie mich, den Anstifter der Empörung zu bestrafen. Dieser hiess Kleitos und war ein tollkühner, verwegener Jüngling. 171 Ich hielt es nun zwar nicht für erlaubt, einen Volksgenossen hinzurichten; anderseits aber sah ich auch ein, wie notwendig es sei, ein abschreckendes Beispiel aufzustellen. Deshalb befahl ich einem meiner Leibwächter Namens Levi, hinzugehen und dem Kleitos die eine Hand abzuhauen. 172 Doch der Beauftragte fürchtete sich, allein unter eine so grosse Volksmenge zu treten. Um nun seine Feigheit vor den Tiberiensern zu verbergen, rief ich dem Kleitos zu: „Da du infolge deines Undankes gegen mich verdient hast, beide Hände zu verlieren, so werde dein eigener Henker, damit du nicht durch Ungehorsam eine noch schlimmere Strafe verwirkst!“

Empfohlene Zitierweise:
Flavius Josephus: Des Flavius Josephus Selbstbiographie. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1900, Seite 34. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosApionVitaMakkGermanClementz.djvu/34&oldid=- (Version vom 4.8.2020)