ein Muster zu sein, während er heute besonders an kleineren Hochschulen nicht selten das Schauspiel einer Krähwinkelgesellschaft darbietet, welche von einigen halbgebildeten, ihre Männer unterjochenden, sich theilweise pöbelhaft benehmenden und in grösseren oder feineren Verhältnissen unerträglichen und lächerlichen, zum Gesindel gerechneten Weibern regiert wird. Aber die bedenklichen Folgen dieser Erscheinung liegen auf einer ganz anderen Seite, und sind so geartet, dass alle Regierungen dringende Veranlassung hätten, ihre Aufmerksamkeit auf diese Auswüchse moderner Cultur zu richten und mit Strenge für Abhilfe Sorge zu tragen.
Ein Weib, welches einmal die Süssigkeit einer unbedingten und unbeschränkten Herrschaft kennen gelernt hat, pflegt in der Regel nicht so schnell befriedigt zu sein und gemäss der weiblichen Leidenschaft nach Höherem zu streben, bis es sich alles unterthan gemacht hat. Es ist daher heute eine gewöhnliche Erscheinung, dass solche Frauen auch Einfluss auf die persönlichen Angelegenheiten der Universitätslehrer zu gewinnen suchen, indem sie an derselben Hochschule bald dem einen ihre Sympathie, dem andern ihre Antipathie zuwenden und in diesem Sinne den schwachen Ehemann zu wirken zwingen, bald auch die Berufungen zu ihrem Ressort machen und für die Anstellung von Männern ihrer Freundschaft oder Verwandtschaft Sorge tragen. Je mehr es ausgemacht ist, dass schwächliche und in
Hans Flach: Der deutsche Professor der Gegenwart. Leipzig 1886, Seite 142. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Flach_Der_deutsche_Professor.djvu/150&oldid=- (Version vom 18.8.2016)